Fotoalbum mit Foto von einem Baby

Geschrieben von Viktoria Hasselhof @svikkimd

Ich wusste schon immer, dass ich Mama sein wollte. Es war mein größtes Ziel. Ich wusste aber auch, dass es mir nicht unbedingt wichtig war, zu heiraten und einen Partner zu haben. Daher war für mich schon lange klar, dass wenn ich nicht den richtigen Partner habe, aber schwanger werden möchte, ich es alleine machen würde. Und zwar mit der Hilfe einer Samenbank. 

Ich bin Ärztin und ich wollte meine ganze Energie dem Studium und meiner Facharztausbildung in den USA widmen, obwohl ich gerne eine „junge“ Mutter gewesen wäre. Aber ich wusste auch, dass ich die Zeit als frischgebackene Mutter mit meinem Kind genießen wollte. Es ist also kompliziert … Man kann sich in den USA glücklich schätzen, wenn man sechs Wochen nach der Geburt Elternzeit bekommt. Daher entschied ich, dass ich erst nach der Facharztausbildung Mama werden würde. 

Im letzten Jahr meiner Facharztausbildung war ich mit einem Mann zusammen. Wir hatten beide viel zu tun, aber mochten uns sehr. Als ich entschied, dass ich kurz nach der Ausbildung schwanger werden wollte, besprach ich das mit ihm. Er war noch nicht bereit, Kinder zu haben. Das war für mich ok. Es wäre zwar schön gewesen, aber nur wenn er es auch wirklich gewollt hätte. Ich hatte mich in der Zwischenzeit eh schon in der Kinderwunschklinik vorgestellt. Nach dem Gespräch mit ihm, ging ich auf Samenspendersuche.

Von Samenauswahl und Ovulationsfenstern

Mir waren mehrere Aspekte bei der Auswahl wichtig. Er sollte größer sein als ich (und ich bin schon 180 cm groß), nicht blond (da ich generell nicht auf blonde Typen stehe), sehr gesund leben, eine gesunde Familienanamnese und einen guten Charakter haben. Zehn Typen auf der Liste der Samenbank waren größer und nicht blond. Ich kaufte die Profile der Männer und las die 30 Seiten pro Mann durch. So fand ich meinen Spender. Das dritte Profil war ziemlich perfekt. Das einzig Negative war, dass er eine Katzenallergie hatte. Damit konnte ich leben.

Dann fing der Prozess an. Es gab ein paar Untersuchungen, die ich machen musste, bevor wir einen Versuch starten konnten. Ich habe morgens meinen Urin für mein Ovulationsfenster gemessen. Als dieser positiv war, musste ich am nächsten Tag zur Klinik, um mir das Sperma in den Uterus spritzen zu lassen.

Beim ersten Versuch konnte ich erst einen Tag später als empfohlen in die Klinik, da ich meine Facharztprüfung hatte. Dieser Zwiespalt war also nach wie vor präsent für mich. Ob es daran lag, dass ich zwei Wochen später nicht schwanger war, weiß ich nicht, aber ich hatte auch nicht erwartet, dass es beim ersten Mal direkt klappt. Und was soll ich sagen: Im nächsten Monat klappte es dann! An meinem letzten Tag der Facharztausbildung hatte ich auch meinen positiven Schwangerschaftstest in der Hand.

Mein Leben mit Baby

Ich arbeite als Honorarärztin. Daher kann ich mir so viel Freizeit nehmen, wie ich möchte. Ich habe bis zum Monat vor der Geburt gearbeitet. Dann bin ich zu meiner Mutter gezogen und habe mein Kind im Krankenhaus meiner Facharztausbildung zur Welt gebracht. Danach waren wir zwei Monate bei meiner Mutter. Die nächsten sechs Monate haben wir fast ausschließlich in Deutschland bei meiner Familie verbracht. Bis dahin hatte ich mir frei genommen und Anfang dieses Jahres bin ich wieder zurück zur Arbeit gegangen.

Ich habe es mir ermöglicht, acht wunderbare Monate mit meinem Kind zu verbringen. Aktuell arbeite ich vier Tage in der Woche, denn mir ist es extrem wichtig, viel Zeit mit meinem Kind zu verbringen. Ich habe lange gewartet, Mama zu werden und möchte es jetzt voll genießen. 

Ich habe nie bereut, Solo-Mama zu werden. Für mich war es absolut das Beste und Richtige. Ich habe hart gearbeitet, damit ich einen Job habe, der mir Spaß macht, gut bezahlt wird und es mir ermöglicht, auch Zeit mit meinem Kind zu verbringen. An den Tagen, an denen ich arbeite, kümmert sich ein AuPair liebevoll um mein Kind.

Zukunftspläne

Mein Plan ist es, nächstes Jahr wieder schwanger zu werden. Und zwar mit dem gleichen Samenspender! Ich hätte für mein Kind gerne ein Geschwisterchen, welches seine Herkunftsgeschichte teilt. Wenn sie sich gegenseitig haben, werden sie ihre besondere Situation vielleicht besser verarbeiten können. Außerdem war meine erste Schwangerschaft so wunderbar und hat so ein tolles Kind ergeben, sodass ich glaube, der Spender und ich passen genetisch gut zueinander. Ich hatte nach der Geburt schon gleich mehr Sperma eingekauft und lagern lassen, damit ich es für ein zweites Kind nutzen kann. Ich freue mich schon sehr, das Ganze nächstes Jahr nochmal zu machen!

Mittlerweile habe ich auch einen Freund, der meine Pläne unterstützt und wunderbar mit meinem Kind umgeht. Er wusste von Anfang an von meinem Plan einer zweiten Schwangerschaft durch eine Samenspende. Zwar wollen wir weitere Kinder, allerdings ist mir unsere Beziehung aktuell noch zu jung, um uns durch ein biologisch gemeinsames Kind auf ewig zu binden.