vagina vulva

Es ist ein völliger Irrtum, dass nur deine Frauenärztin sich mit der Anatomie deiner Vulva auskennen sollte. Auch du selbst solltest dich trauen genauer hinzugucken. Denn wirklich, seinen Intimbereich gut zu kennen, hat eigentlich nur Vorteile. Keine falsche Scham, schnapp dir den Vergrößerungsspiegel aus dem Bad und studiere dein eigenes Königinnenreich.

Der Unterschied zwischen Vagina und Vulva

Wie, da gibt es einen Unterschied? Tatsache! Das was du im Spiegel siehst, ist die Vulva. Zusammengefasst also dein Schamhügel, die Klitoris, die großen sowie die kleinen Schamlippen. Das Innere, also der Teil, den du nicht sehen kannst, nennt sich Vagina. Hier sprechen wir von dem Eingang, in den du ein Tampon einführst, wenn du deine Periode hast, bis zum Abschluss des Gebärmutterhalses weit oben. Vulva und Vagina arbeiten immer Hand in Hand und sind ein unschlagbares Team. Ach und noch was: Während der Mann untenherum alles offenlegt oder anders gesagt nach außen trägt, was er zu bieten hat, können wir immer auf unsere „unsichtbare“ Zauberwaffe setzen.

Wir haben drei Löcher

Zunächst aber einmal zum allgemeinen Aufbau und den einzelnen Funktionen unseres Geschlechtsorgans. Ganz oben, außen befindet sich der Venushügel, besser bekannt als Schamhügel. Den kennen wir alle vom Rasieren. Er dient zum Schutz unseres Schambeins und besteht aus einer Fettschicht, die den Knochen gut polstert. Weiter unten geht der Venushügel in die großen Schamlippen über, das sind quasi zwei Hautlappen, ebenfalls durch Fett gepolstert, die sich links und rechts über unsere Mumu legen. Sie sehen bei jeder Frau unterschiedlich aus, mal klein, mal groß, mal weich, mal fest, mal platt, mal dick. Klappst du die großen Schamlippen zur Seite, kommen die kleinen Schamlippen zum Vorschein. Diese Hautlappen sind mit besonders vielen Nerven ausgestattet und spielen aus diesem Grund eine wichtige Rolle beim Sex. 

Wir haben drei Löcher. Viele wissen das tatsächlich nicht. Denn ein paar Zentimeter unterhalb unserer Klitoris befindet sich eine sehr kleine Öffnung, aus der unser Pipi kommt. Die Harnröhre dient dem Wasserlassen. Die Öffnung der Vagina hat bekanntlich viele Aufgaben zu managen, und unser After ist für das „Geschäft“ zuständig. Neben der Harnröhre findest du die sogenannten Skene-Drüsen. Sie sind für die weibliche Ejakulation verantwortlich, also die Ausspritzung von Flüssigkeit, und übernehmen somit die gleiche Aufgabe wie die Prostata beim Mann.

Zurück zu den kleinen Schamlippen und dem was dahintersteckt. Denn dort liegt der Eingang zur Scheide. Dieser ist umschlossen von einer kleinen Hautfalte, die als Hymenalsaum bezeichnet wird – oder auch einfach: der Rest des Jungfernhäutchens. Denn dieses stellt eine dünne Membran da, die sich um den Eingang der Scheide legt. Ist sie einmal durchbrochen worden, bilden ihre Überbleibsel eben den Hymenalsaum (kannst du dir ein bisschen wie ein um den Eingang gespanntes Gummi vorstellen). Direkt dahinter befinden sich die Bartholinischen Drüsen, die die Skene-Drüsen beim Befeuchten der Mumu unterstützen. Am Eingang vorbei, ein paar Zentimeter ins Innere der Scheide findest du dann deinen G-Punkt, der bei vielen Frauen als unerreichbar gilt, da er leicht um die Ecke liegen kann. Noch ein Stück weiter oben ragt der Gebärmutterhals in die Vagina.

Königin der Lust

Über all das, was ich nun oben beschrieben habe, wacht die Klitoris. Sie sitzt, wie eine Königin, ganz oben am Schamhügel. Ihre Krone sieht aus wie eine kleine Kapuze, die sie zum Schutz trägt. Die Klitoris hat über 8.000 Nervenfasern, die Eichel des Penis hat nur einige Hundert. Kein Wunder also, dass sie eine der empfindlichsten Stellen unseres Körpers ist. Die Hauptaufgabe der Klitoris: die Erregung, die Lust, die Freude! 

Sie ist ein sehr komplexer Teil unserer Mumu, der lange Zeit nicht erforscht wurde. Über Jahrhunderte wurde sie mal als Mini-Penis, mal als unnütz und ab und an sogar als schädlich und sündhaft bezeichnet und daraufhin entfernt. Welches Ausmaß die Klitoris tatsächlich hat, hat die Australierin Helen O’Conell tatsächlich erst 1998 herausgefunden. Die Klitoris ist nämlich ein ganzes Organ, das bis zur Harnröhre und zur Vaginalwand reicht. Das was für dich sichtbar ist, ist praktisch nur der Kopf der Königin der Lust. Darunter besteht sie aus zwei acht bis neun Zentimeter langen Schenkeln und zwei Schwellkörpern. Die Schwellkörper bestehen aus schwammähnlichen Gefäßen, die sich ähnlich wie der Penis bei Erregung mit Blut aufpumpen. Ein netter Nebeneffekt für den Mann, da die Vagina so enger wird. 

Vagina Fun-Facts

Fun-Fact 1: Vulven gibt es in allen Farben und Größen, die du dir nur vorstellen kannst. Wenn du dich unwohl dabei fühlst, dein eigenes Geschlechtsorgan zu betrachten, schau dir doch mal das Kunstwerk „The Great Wall of Vagina“ von Jamie McCartney an. Dort siehst du mit Sicherheit, dass runzelig, glatt, unübersichtlich, groß, klein, straff und weich, alles der Norm entspricht – denn die gibt es praktisch nicht.

Fun-Fact 2: Es gibt einige Feministinnen, die dazu auffordern die Bezeichnungen einiger Bestandteile des weiblichen Intimbereichs umzubenennen. Sie finden, dass der Frau durch die Begriffe vermittelt wird, dass sie sich für ihre Vulva schämen müssen. Schamlippen, Schambereich, Schamhügel sollen stärkere und ausdrucksvollere Bezeichnungen bekommen.