reisen nervt

Amir ist gerade einmal 20 Jahre alt und lebt aktuell in Kara Tepe, dem menschenunwürdigem Nachfolger Morias. Mit seiner Hilfe und die des Projektes „now_you_see_me_moria“, die auf ihrem Instagram Kanal den Alltag aus dem Camp zeigen, können wir euch einen kleinen, aber so wichtigen Einblick in die Herzen, Köpfe und Leben der Geflüchteten geben.

Auch diese Woche stellen wir euch eine Frau vor, die auf der Suche nach Frieden nach der Zeit in Moria nun in Kara Tepe gelandet ist. Wie Mahnaz kommt auch Rabia aus Afghanistan, dem Land, in dessen Hauptstadt erst vor wenigen Tagen wieder einmal Anschläge der Taliban das Leben mehrerer Menschen kosteten.

Doch für welchen Preis haben Rabia und ihre Familie die Flucht auf sich genommen? Würde sie doch gern zurückkehren, um dem Schrecken Kara Tepes zu entkommen? Die Situation in dem Flüchtlingslager verschlechtert sich Tag für Tag: Die Temperaturen sinken nachts immer weiter in Richtung Gefrierpunkt und weitere bedrohliche Stürme und Gewitter lassen die Zelte augenscheinlich beinah aus ihren Verankerungen reißen. Der Dezember und der Januar sind auf Lesbos die regenreichsten Monate des Jahres, also ist das Schlimmste noch lange nicht überstanden.

Hallo Rabia, wer bist du und wie geht es dir?

Mein Name Rabia und ich bin 32 Jahre alt. Ich komme aus Afghanistan und bin momentan mit meinem Mann Mohammad Asif und meiner kleinen Tochter in Kara Tepe.

Auf den ersten Blick könnte man annehmen, mir ginge es gut, aber ich bin innerlich gebrochen aus Verzweiflung und Depression. 

Hattest du hier in Kara Tepe die Chance einen sicheren Ort für dich und deine Familie einzurichten? 

Nein, nachdem ich meine Heimat verlassen habe, hatte ich noch nirgends die Chance dazu, vor allem nicht hier im Camp.

Wieso hast du die Entscheidung getroffen, dein Heimatland zu verlassen und habt ihr je überlegt zurückzukehren?

Wir haben dort keine Zukunft. Wir sind auf Grund von großen Problemen und dem geistigen Einfrieren der Gesellschaft Afghanistans geflohen. Auf Grund dieser Umstände ist eine Rückkehr nichts als ein angsteinflößender Albtraum für mich.

Wie seid ihr nach Lesbos gekommen und wo wolltet ihr eigentlich hin?

Unser Ziel war Österreich. Wir haben vielen Problemen, wie Hunger, auf dem Weg getrotzt, haben die Berge und Wälder der Türkei durchquert und die Überfahrt des großen Meeres überstanden, um an unser Ziel zu kommen. Doch dann kamen wir in Moria an, einem Ort, der nichts als Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bot und dessen Bewohner weiter Angst um ihr Leben haben müssen. 

Wie ist die Medizinische Versorgung im Camp?

Die medizinische Versorgung ist sehr schlecht, leider ist das auch der Gesundheitszustand vieler Bewohner hier.

Ihr seid als Familie geflohen, wie alt ist euer Kind?

Unsere Tochter ist eineinhalb Jahre alt. Ich hatte mich damals so gefreut, ein Kind zu bekommen, doch das war vor unserer Flucht. Wenn ich jetzt nochmal schwanger werden würde. Könnten wir hier nicht mal richtig für ein Neugeborenes sorgen und hätten auch kaum eine Möglichkeit, eine Art Erstausstattung zu bekommen. Dazu kommt die schlechte medizinische Versorgung im Camp. Alles in allem sind das keine guten Bedingungen für ein Baby.

Wie geht es deinem Kind?

Ihr geht es gut, aber hier gibt es keinerlei Kindergarten oder ähnliches.

Hast du einen Vorschlag, wie die Situation in Kara Tepe für Kinder verbessert werden könnte?

Meiner Meinung nach sollte es einen Ort geben, wo die Kinder lernen können und außerdem sollte ihr Aufenthalt im Camp auf ein Minimum reduziert werden.

Was wünschst du dir für das nächste Jahr?

Ich wünsche mir, dass die ganze Welt uns sieht, uns Flüchtende. Es sollen alle Katastrophen enden, damit mein Kind, mein Mann und ich ruhig und komfortabel beisammen sein können. Mein Traum ist es, an einem sicheren Ort ein gutes Leben mit meiner Familie zu führen, die Möglichkeit auf Bildung zu haben und endlich Frieden zu erreichen

Credit und mehr Infos findet ihr unter: now_you_see_me_moria