Geschrieben von Prof. Dr. Bülent Tiras ist Spezialist für Reproduktionsmedizin und Leiter des Acibadem Maslak IVF Center

Moderne Medizin gleicht oft einem Wunder. Was vor vielen Jahren noch unmöglich galt oder worüber nicht einmal nachgedacht wurde, ist heute Realität. Auch beim Thema Schwangerschaft und Kinder kriegen gibt es stetig neue Erkenntnisse. Wir haben mit Dr. Bülent Tiras gesprochen, einem Spezialisten für Reproduktionsmedizin aus der Türkei. In diesem Artikel spricht er über die neuesten Möglichkeiten für Familien, die schwanger werden und Kinder bekommen möchten, jedoch ein wenig Hilfe dabei benötigen.

Zu Beginn ein paar Zahlen

Eine selbstbestimmte Lebensgestaltung, so wie wir sie kennen und schätzen, ist heute maßgeblich mit der Möglichkeit der zeitlichen Familienplanung verknüpft. So bekommen Frauen in Deutschland ihr erstes Kind zunehmend später. Laut Statistischem Bundesamt liegt das Alter von first-time Müttern derzeit bei 30,1 Jahren. Zehn Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 28,8 Jahren. Und das Alter frischgebackener Mütter steigt kontinuierlich.

Das hängt zum einen damit zusammen, dass sich Frauen in der Regel heute besser und länger ausbilden lassen als noch ihre Mütter- und Großmüttergeneration. Dadurch verschiebt sich jedoch auch der Berufseintritt nach hinten. Der Wunsch nach einem Kind wird häufig erst dann größer, wenn beide Partner beruflich Fuß gefasst haben. So bekommen Akademikerinnen ihr erstes Kind heute durchschnittlich mit 32 Jahren, doch mehr als die Hälfte von ihnen ist auch mit 35 Jahren noch kinderlos.

Jedoch nimmt nicht nur die Fertilität der Frauen mit zunehmendem Alter ab. Auch bei Männern geht mit den Jahren die Fruchtbarkeit zurück, was unter anderem daran liegt, dass der Testosteronspiegel ab dem 40. Lebensjahr zu sinken beginnt. Infolgedessen führt jedes sechste Paar in Deutschland der Weg zum Familienglück in eine Klinik – Tendenz steigend.

Wer in Deutschland einen medizinischen Eingriff zur künstlichen Befruchtung (In-vitro-Fertilisation) vornehmen lassen möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen, um Unterstützung seitens der gesetzlichen Krankenkassen zu erhalten. Nicht nur aufgrund der hohen Kosten suchen Paare und zunehmend auch Singles den Weg in ausländische Privatkliniken. Sondern auch, weil eine Bandbreite innovativer Verfahren den Baby-Erfolg im Ausland verspricht.

Warum ins Ausland?

Laut Deutschem IVF-Register entscheiden sich rund 100.000 Paare jedes Jahr für eine sogenannte Kinderwunschbehandlung. Die Kosten werden teilweise von den deutschen Krankenkassen zur Hälfte übernommen, jedoch nicht immer. So muss das Paar verheiratet sein und die eigenen Ei- und Samenzellen verwenden. Außerdem gilt nach drei erfolglosen Versuchen die Aussicht auf eine Schwangerschaft nicht mehr als wahrscheinlich und wird somit auch nicht mehr finanziell unterstützt. Jedoch ist zu beobachten, dass viele Frauen erst beim vierten oder fünften Versuch schwanger werden.

Natürlich stellt jede künstliche Befruchtung eine Belastung für das jeweilige Paar dar, doch ist ein gewisses Durchhaltevermögen oft von Erfolg gekrönt. Je nach Ursache der Unfruchtbarkeit kann der Behandlungsplan Medikamente, chirurgische Eingriffe oder Laborbefruchtungstechniken umfassen. So verfügt das Maslak IVF-Zentrum in der Türkei über die neueste Technologie und wendet alle weltweit verfügbaren und effektiven IVF-Methoden an. Darüber hinaus werden hier einige neuartige Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgeführt, die noch nicht sehr weit verbreitet sind. Die Behandlung erfolgt nach neuesten Kenntnissen mit Einsatz modernster Technologie.Kostenpunkt: Rund die Hälfte des in Deutschland veranschlagten Preises.

Verjüngung der Eierstöcke

Auch bei Frauen nimmt die Fruchtbarkeit mit dem Alter ab. Dies gilt insbesondere nach dem 35. Lebensjahr und hängt mit der Fähigkeit der Eierstöcke zusammen, Eizellen in guter Qualität und Quantität zu produzieren. Eine Frau in ihren Dreißigern merkt möglicherweise nicht, dass ihre Eierstöcke an Funktion verlieren, weil ihre Menstruationszyklen normal weiterlaufen. Hier kann ein neuartiges Verfahren zur Verjüngung der Eierstöcke effektiv dagegen eingesetzt werden.

Das PRP-Verfahren eignet sich für Patientinnen mit geringer Eierstockreserve, vorzeitiger Menopause oder mehreren Fehlschlägen bei der Erzeugung gesunder Embryonen. Die Abkürzung PRP steht für platelet-rich plasma – plättchenreiches Plasma.Dabei wird der Patientin eine kleine Menge Blut entnommen und in einem speziellen Verfahren im Labor aufbereitet. Das gewonnene Serum enthält eine Vielzahl an Wachstumsfaktoren und Hormone, die die Zellentwicklung stimulieren. Diese Verfahren werden seit langem in verschiedenen medizinischen Bereichen eingesetzt, um die Heilung und Vermehrung von Gewebe zu beschleunigen. Bei der Fruchtbarkeitsbehandlung wird versucht, die Anzahl der Eizellen und gleichzeitig deren Qualität zu erhöhen. Das konzentrierte Serum wird noch am selben Tag in die Eierstöcke der Patientin injiziert und zeigt nach etwa zwei bis sechs Monaten seine Wirkung. In Abständen von vier bis sechs Monaten kann die Anwendung wiederholt werden. Durch dieses Verfahren wurden in Maslak bisher etwa 180 spontane Schwangerschaften erzielt.

Stammzellen erneuern Fruchtbarkeit

Stammzellen gelten als vielversprechende Behandlung vieler Krankheiten, da sie in der Lage sind, sich zu erneuern. Unter den richtigen Bedingungen im menschlichen Körper oder im Labor können Stammzellen also entweder neue Stammzellen bilden oder sich in neue Arten von Zellen verwandeln.

In klinischen Studien wurde nun herausgefunden, dass Stammzellen auch Eierstöcke wieder zum Leben erwecken und die Empfängnisfähigkeit wiederherstellen könnten. Hierbei handelt es sich um eine ganz neue Methode der künstlichen Befruchtung, an der aktuell auf der ganzen Welt geforscht wird. Bei Patientinnen mit schwacher Eierstockreserve wird eine Stammzellenbehandlung aus dem Knochenmark durchgeführt. Mit dieser Methode konnte vor Kurzem die erste Schwangerschaft erzielt werden.

Plasmabehandlung bei männlicher Unfruchtbarkeit

Nahezu 40 Prozent aller Fälle von Unfruchtbarkeit betreffen Männer. Das bedeutet in der Regel, dass ihre Spermienzahl, oder deren Beweglichkeit, niedrig ist. Anders als bei den Eizellen von Frauen, wird die Spermienproduktion bei Männern in jedem Alter fortgesetzt. Allerdings nimmt die Qualität aufgrund des Alters oder negativer Umwelt- und Lebensstilfaktoren ab.

Man unterscheidet dabei zwischen Patienten, bei denen Samenzellen im Sperma komplett fehlen und jenen, bei denen nach einer genauen Beobachtung unter dem Mikroskop welche gefunden werden können. Ist ein Mann unfruchtbar, können verschiedene Reproduktionstechniken eingesetzt werden – allen voran eine chirurgische Entnahme von Samenzellen direkt aus den Hoden.

Bei diesen Patienten kann eine spezielle Behandlung angewendet werden, die sogenannte Plasmabehandlung. Ähnlich wie bei der PRP-Behandlung bei Frauen werden dem Patienten geringe Mengen Eigenblut entnommen und aufbereitet. Das Serum wird anschließend in die Hoden verabreicht, um die Spermienproduktion zu aktivieren. Drei Monate nach der Plasmabehandlung können dann die Samenzellen für die Befruchtung entnommen werden. Das Verfahren kann auch in Fällen helfen, bei denen die Chancen auf eine Schwangerschaft sehr gering sind. Diese neue Behandlung wurde bisher bei fast 250 Patienten angewandt und erzielte Erfolgsquoten von etwa 40 Prozent.

Keine falsche Scham

Die Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit sind vielzählig: Sei es aufgrund Alters, Erkrankungen oder Partnerlosigkeit. Wenn eine spontane Befruchtung nicht möglich ist oder eine Schwangerschaft nach vielzähligen Versuchen ausbleibt, sollten Betroffene möglichst schnell medizinischen Rat einholen. Besonders männliche Patienten haben oft große Scham, sich und anderen eine mögliche Unfruchtbarkeit einzugestehen.

Bei der großen Anzahl von künstlichen Befruchtungen, die jedes Jahr durchgeführt werden, ist die eigene Problematik jedoch bei weitem kein Einzelfall. Je eher Betroffene dies eingestehen und sich in medizinische Behandlung begeben, desto größer sind die Chancen auf das ersehnte Wunschkind.