geschrieben von Kristin / @haustraum_k

Mit diesem Hashtag outete ich mich auf meinem Instagramprofil am 18. Januar 2020 – gut einen Monat nach meiner Trennung – als Singlebauherrin. Denn was als traumhafte Vorstellung vom künftigen Familienheim und dem nächsten großen Schritt in eine gemeinsame Zukunft begann, wurde noch vor der Bodenplatte zum Solo-Projekt. 

Ich bin ein Kopf-Mensch, immer darauf bedacht, keine Abhängigkeiten zu schaffen und trotzdem bereit, viel Verantwortung zu übernehmen. Für mich stand trotz rosaroter Brille fest, wenn „wir“ bauen, dann nur, wenn auch einer alleine mit dem eigenen Gehalt dazu in der Lage ist. Die Angst, sich so zu verschulden, dass eine kaputte Waschmaschine oder die notwendige Autoreparatur einen in die roten Zahlen treibt, war einfach zu groß. 

Unser Bauplatz sollte der Garten meiner Uroma werden, die Bank war mit meinem Gehalt alleine als Finanzierungsgrundlage einverstanden, und ein passender Hausanbieter für unseren Neubau, bei dem alles aus einer Hand kommen sollte, war schnell gefunden. Also mein Grundstück – mein Kredit – UNSER Haus (im emotionalen, nicht im rechtlichen Sinn). Für mich nicht unromantisch, sondern realistisch. Wer kann schon in die Zukunft schauen? Noch vor der Bodenplatte war Wolke 7 dann tatsächlich leider Geschichte und die Luftschlösser wichen der knallharten Realität. Es gab auf einmal kein „Wir“ mehr und ich war plötzlich Singlebauherrin. 

Single = ohne Partner*in; Bauherr*in = jemand, der einen Bau errichten lässt

Single heißt aber nicht alleine und Bauherr*in nicht, dass man Profihandwerker*in sein oder alles wissen muss. Stellt euch vor, es gibt Leute, die dafür viele Jahre studieren oder im Handwerk eine mehrjährige Ausbildung machen. Im besten Fall „lässt“ man sein Haus von genau diesen Fachleuten bauen. Ich würde meinem Dachdecker doch auch nicht meine Personalvorgänge auf der Arbeit überlassen. 

Während der Bauphase nur einen Hauptansprechpartner zu haben, hat einiges vereinfacht. Denn auch wenn alles aus einer Hand kommt, sollte man den Papierkram und die dutzenden Telefonate nicht unterschätzen. Wer viel (handwerklich) selber macht, kann zwar wahrscheinlich den ein oder anderen Euro sparen. Aber, und das gilt eigentlich nicht nur für Singlebauherr*innen, übernehmt euch nicht. Am Ende gibt es so viele Kleinigkeiten, an denen ihr euch austoben könnt – lasst bei großen Dingen ruhig die Profis ran. Denn auch Zeit ist Geld und keiner möchte jahrelang eine Doppelbelastung von Job und Baustelle. Bauen ist anstrengend und vergesst nicht zwischendurch auch mal zu leben – das kam bei mir eindeutig in dem Jahr zu kurz. Das Haus war ein super Grund, den Trennungsschmerz zu verdrängen, und perfekt, um sich abzulenken.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Die erste Herausforderung, bei der „Frauenpower“ gefragt war, war die Elektrik. Hätte mir in der Planungsphase jemand gesagt, dass ich mal selbst mit meinem Papa im Rohbau stehe und Löcher in den roten Stein bohre und Unterputzdosen eingipse, hätte ich vermutlich gelacht. Ich habe definitiv keine zwei linken Hände und bin auch handwerklich interessiert. Aber in meiner Vorstellung habe ich meinen Aufgabenbereich eher bei einer guten Baustellenverpflegung gesehen. Naja, ein bisschen Klischeedenken darf man im 21. Jahrhundert doch auch noch haben, oder? 

Mein Papa ist Elektromeister und den Meistertitel hat er verdient. Ich war gerne bei ihm in der Lehre. Er hat alles geduldig erklärt und selbst, wenn etwas schiefging, mit mir drüber gelacht. Im Rohbau, verschwitzt, mit einem Messy-Dutt auf dem Kopf und überall Staub, wurde mir bewusst, wie viel mehr man schaffen kann, als man sich selbst vielleicht zutraut. Viele Hürden sind nur in unserem Kopf – oder in den Köpfen anderer.

„Kann ich mal mit Ihren Mann sprechen?“

Mann? Hier gibt es nur mich. Richtig: damals erst 24 Jahre alt, Schreibtischtäterin von Beruf und manchmal auch mit Bluse und Ballarinas auf der Baustelle. Der erste Weg nach Feierabend führte nunmal direkt ins neue Haus, da war mir das Outfit ziemlich egal. Und spätestens, nachdem die Hose eingesaut und ich das Ganze mit „Egal – kann man waschen“ abgetan hatte, verloren auch die Handwerker langsam ihre Vorurteile. Eben doch nicht (nur) Papas kleine Prinzessin. 

Wer mir als Bauherrin dann aber immer noch nicht zuhören wollte (und da hatte ich so zwei, drei „Freunde“), bekam das Ganze im Zweifel schriftlich oder über die nächste Instanz. Tipp an alle (künftigen) Häuslebauer: Lasst euch nicht abwimmeln. Wir sind zwar Laien, aber auch Kunden, die viel Geld bezahlen. Wir haben ein Recht darauf, dass uns Dinge erklärt werden und man uns zuhört. Gebt euch nie mit einem „Das ist halt so“ zufrieden. Traut euch, den Mund aufzumachen, und tatsächlich freuen sich (die guten) Handwerker auch über interessierte Nachfragen.

Nie alleine und trotzdem fehlt etwas…

Meine Familie, Freunde und Kollegen haben so einen tollen Job gemacht. Sei es mit Muskelkraft, einem offenen Ohr oder dem ein oder anderen alkoholischen Getränk, wenn mal etwas schief lief. Und auch Instagram ist (immer noch) eine riesige Bereicherung. So viele Menschen, die bei jedem Baufortschritt mitfieberten, Antworten auf viele meiner Fragen hatten oder auch Fragen aufwarfen, über die ich mir noch nie Gedanken gemacht hatte. Es ist eben mehr als eine App und ohne mein Profil gäbe es diesen Gastbeitrag heute bei aempf wohl auch nicht. 

Was mir aber fehlte, war jemand, der dieses Haus genauso sieht wie ich und das gleiche Herzblut in das Projekt steckt. Vielleicht lag das auch an den geänderten Umständen – aber für Haus Nummer zwei würde ich es mir anders wünschen. Denn so toll es war, alles alleine entscheiden zu können, keine Kompromisse finden zu müssen und am Ende zu wissen, wie stark man alleine ist – an dem Sprichwort: „Glück ist das Einzige, was mehr wird, wenn man es teilt“ ist viel dran… Wer weiß, was die Zukunft noch bringt.

Mehr von Kristin und ihrem Eigenheim, findet ihr auf Instagram @haustraum_k.