geschrieben von Stephanie Lehnes / @elterngeld.business
Als ich damals Mutter werden wollte, war ich bereits gute zehn Jahre solo-selbstständig. Als Unternehmensberaterin war ich viel unterwegs – Kinder waren bis dato auch noch kein Thema – ich war also, als ich schwanger wurde, nicht „vorbereitet“ auf das, was auf mich zukam. Wahrscheinlich bin ich in das Thema einfach zu treudoof gerutscht – zugegebenermaßen sind alle Fehler, die passiert sind, sicherlich meine eigene Schuld gewesen, denn Unwissenheit schützt ja nicht vor… naja, du weißt schon…
Die Weitsicht hat mir da an manchen Stellen offensichtlich gefehlt. Jedenfalls war ich damals im Vertrauen.
Frisch verheiratet, gute Kundenprojekte – alles war wunderbar. Ein Baby: Herzflattern. Eine kleine Familie gründen: Herzflattern. Ich wusste, ich bin bereit dazu! Doch kroch eine kleine Stimme in mein Bewusstsein: „Wie soll ich das nur schaffen?“
Was passiert, wenn ich schwanger werde?
Mit so viel Leidenschaft und Herzblut hast du dein Business aufgebaut – du liebst es und kannst dir nicht vorstellen, jemals wieder etwas Anderes zu tun. Es ist maßgeschneidert für dich! Und plötzlich wirst du unsicher und es schießen dir zig Fragen durch den Kopf:
Was passiert, wenn ich schwanger werde?
Werde ich weiter arbeiten können?
Wie soll ich finanziell über die Runden kommen?
Bekommen Selbstständige überhaupt Elterngeld?
Und wie viel? Muss ich das zurückzahlen?
Das ist irre kompliziert!
Kann ich meine Kunden weiter betreuen?
Sollte ich lieber darauf verzichten?
Habe ich dann überhaupt Zeit für mein Baby?
Ganz ehrlich: Mir ging bei meiner ersten Schwangerschaft viel zu spät auf: Ich hatte keinerlei Idee davon, was auf mich zukommt. Ich wusste: Elterngeld bekomme ich schon irgendwie und es wird auch nicht allzu wenig sein. Und damit war das Thema erstmal vom Tisch.
Ich wollte tough sein.
Ich wollte stark sein.
Ich wollte mein Business nicht aufgeben und meine Kunden nicht enttäuschen.
Bis zu dem Tag, als ich meine aktuellen Kunden über die Schwangerschaft informierte – und über meine Pläne, bis wann ich noch für sie tätig sein könnte. Direkt nach den Glückwünschen wurde mir auch gleich gesagt, dass sie dann die Verträge nicht weiter verlängern können – und ja die Schwangerschaft war der Grund hierfür.
Hier wurde mir dann zum ersten Mal wirklich und eiskalt bewusst, dass schwangere Selbstständige keinerlei Schutzmechanismen im Business haben. Jedenfalls keine, die sie sich nicht gegebenenfalls selbst geschaffen haben.
Bei Selbstständigen wird mit anderem Maß gemessen
Du bist ausgeliefert! Nicht nur, dass man beim Gesetzgeber vollkommen unter dem Radar fliegt, sondern auch deswegen, weil man in einer Schwangerschaft sein „Privatleben“ irgendwann faktisch vor sich herträgt und somit bei Kunden und bei Geschäftspartnern vollkommen anders wahrgenommen wird. Klar will ich mich über mein Baby freuen – im Privatleben. Im Business ist ein Babybauch aber ein echtes Hindernis – und ggf. ein Show-Stopper.
Wie wahrscheinlich man im fünften Schwangerschaftsmonat dann ein Anschlussprojekt im Bereich Projektleitung findet, kann man wohl erahnen: Eigentlich unmöglich. Mit Babybauch bei einem Kundengespräch für neue Projekte? Unmöglich.
Tja, was blieb? Mich doch mal intensiver mit der ganzen Sache beschäftigen und das Kinderzimmer einräumen… Natürlich hatte ich grob verstanden, wie das Elterngeld-System bei Selbstständigen funktioniert – aber ich habe mich auch blind auf die entsprechenden Stellen verlassen. Frei nach dem Motto: Die werden schon wissen, was sie tun – und die für mich beste Lösung anbieten.
An dieser Stelle möchte ich nicht spoilern, aber die Informationen, die man von offizieller Stelle zum Thema Elterngeld in der Selbstständigkeit bekommt, sind – um es mit einem Wort auszudrücken – lückenhaft.
Entscheide wie eine Unternehmerin
Heute, viele Jahre und zwei Kinder später ist mir erst die ganze Reichweite klar, mit der (werdende) selbstständige Mütter zu kämpfen haben. An so vielen Stellen im System fällt man einfach durch das 08/15-Raster. Das fängt bei fehlender Familienversicherung für alle Krankenversicherungsarten während des Bezugs von Elterngeld an und hört bei dem komplizierten Antragsverfahren auf. Wusstest du, dass alle Bundesländer unterschiedliche Antragsformulare haben? Und das alles für eine Leistung, die essentiell ist, um sich als Selbstständige überhaupt eine Art Babyauszeit gönnen zu dürfen.
Mir ist mittlerweile auch klar, warum so viele solo-selbstständige Frauen auf ihren Elterngeld-Anspruch verzichten: Denn neben dem sowieso unmittelbaren Ausfall von Umsatz steht auch immer das Damoklesschwert einer saftigen Rückzahlung des Elterngeldes bis auf den Mindestbeitrag im Raum. Bis zum finalen Elterngeld-Bescheid ist das nämlich alles noch so offen wie die Lottozahlen für Samstag am Freitag.
Die Möglichkeiten, das Business weiterführen zu können – auch wenn man selbst vielleicht nicht mehr arbeitet – sind so undurchsichtig wie der Amazonas-Dschungel. Deswegen unterstütze ich eben heute selbstständige Frauen, die ihr Business auf Kinder und Familie vorbereiten, Elterngeld beziehen und ihr Business weiterführen möchten.
Das System lässt sich – wenn auch nicht auf den ersten Blick – wunderbar individuell nutzen, so dass du diese wunderschöne Zeit für dich, dein Baby und dein Business finanziell auf eine solide Basis stellen kannst. Bereite dich gut darauf vor. Denn im Nebel von Hormonen kann man den Überblick schnell verlieren!
Du bist selbstständig.
Dein Business.
Dein Leben.
Deine Finanzen.
Entscheide wie eine Unternehmerin – auch beim Elterngeld.
Wenn ihr mehr über und von Stephanie Lehnes wissen möchtet, findet ihr sie hier auf Instagram und hier auf ihrer Webseite.