Erst als vom Depot fast nichts mehr übrig war, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich das Dahinsiechen hätte verhindern können. Zum 18. Geburtstag hatte ich es von meinen Großeltern geschenkt bekommen. Doch verstanden, wie das Geld dahin gekommen war, hatte ich nicht. Ich dachte, dass einfach lange Geld darauf eingezahlt wurde und dass dadurch eine ganz schöne Summe zusammengekommen war. Aber nein. Das nennt sich dann ja Sparbuch und nicht Depot. Mal runtergerechnet, wie viel eingezahlt wurde, habe ich nie. Warum da ein Vielfaches vom eingezahlten Betrag drauflag, habe ich somit genauso wenig realisiert, geschweige denn verstanden.

Ausgegeben habe ich mein Backup fürs Studium– das Architekturstudium kann mit Modellbau, Zeichenmaterialien & Co. echt ins Geld gehen –, für Reisen, die ich sonst so wahrscheinlich nicht gemacht hätte, und hier und da habe ich mir was gegönnt. Das alles hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Bereuen tue ich nichts und ohne dieses Backup hätte ich wahrscheinlich meine Reise nach Bali nicht gemacht, auf der ich Nina kennengelernt habe. Das Gefühl, mein Geld aus dem Fenster geworfen zu haben, habe ich somit beim besten Willen nicht. 

Doch bei einigen Entscheidungen hätte ich gerne zumindest die Option gehabt, mit dem richtigen Hintergrundwissen eine fundierte Entscheidung zu treffen. Hätte mir jemand die Bedeutung dieser Summe, die Rolle von Zeit bei der Wertanlage am Beispiel des Zinseszins erklärt oder gesagt, wie schwer es ist, als Berufseinsteiger parallel Geld beiseite zu legen – dann wäre die Hemmschwelle es anzurühren deutlich größer gewesen. Die Tatsache, dass im Architekturstudium nicht ein Quäntchen Betriebswirtschaftslehre einfließt, hat da nicht gerade geholfen.

Eigens finanziell fortbilden

Richtig dahinter gekommen bin ich erst sieben Jahre später mit 25. Mit dem ersten Gehalt, nur noch wenig Reserven und der Feststellung, dass am Ende des Monats nicht viel übrig bleibt, wollte ich mehr aus meinem Geld machen. Also habe ich angefangen, mich in Eigenregie „finanziell fortzubilden.“ Angefangen mit dem Buch „Rich Dad, Poor Dad“, das in einigen Dingen überspitzt, in anderen etwas plump ist, wurde mein Interesse geweckt. Es folgten weitere Bücher, noch mehr Podcasts und Hörbücher. „Geld für sich arbeiten lassen“, klingt irgendwie super und ist mir im Kopf geblieben, genauso wie: „Jeden Euro als kleinen Arbeiter sehen.“ Das letzte gute Buch für einen legeren Einstieg in das Thema Finanzen, das ich gelesen habe, ist „Money Makers“ von Aya Jaff.

Viele Strategien und Methoden oder (meines Erachtens geradezu) Selbstgeißelungen, wie der Frugalismus, kamen für mich nicht in Frage. Auch die Tatsache, dass alle Finanzgrößen in ihren Büchern immer versuchen, sich gegenseitig in den Dreck zu ziehen, geht mir manchmal auf den Keks. Doch sich vieles anzuschauen und anzuhören, um sich am Ende eine eigene Meinung bilden zu können, sich mit Finanz- und Bankberatern oder Versicherungsmaklern in den Dialog begeben zu können, anstatt sich direkt übers Ohr hauen zu lassen, fühlt sich für mich nach einem guten Mittel an. 

Wissen teilen

So ein Backup wünsche ich mir auch für unsere Kinder. Heute ist mir bewusst, dass es nicht nur wichtig ist, Geld zu verdienen, sondern zu schauen, dass möglichst viel davon bleibt und sich im besten Fall von selbst vermehrt. Die Möglichkeiten, Geld anzulegen, sind dabei genauso groß wie das Geld auszugeben. Dieses Wissen möchte ich euch gerne mitgeben. 

Wann das genau sein wird und wie das genau aussehen soll, weiß ich noch nicht. Zum Glück habe ich dafür noch etwas Zeit. Was mir witzigerweise just in diesem Moment dazu einfällt, ist die Werbung der Kinder-Überraschungseier: Wenn du jetzt nicht dein Ü-Ei isst, bekommst du später zwei. Ich glaube, das wird die erste Lektion.