Es ist mir passiert. Ich bin auf die Nase gefallen. Im Job und fast auch privat – obwohl sich das eine schlecht vom anderen trennen lässt. Ich habe gedacht, dass ich es durchblicke. Durchblickt habe ich aber nichts – besonders nicht diese schmierigen Versicherungsmakler, die versucht haben durch Floskeln und vorhersehbaren Frage-Antwort-Spielen mich zu catchen. Obwohl… wir können das „versuchen“ streichen, denn es hat geklappt. Fast. Meine Erfahrungen und Learnings möchte ich mit euch teilen, damit ihr merkt, dass auch, wenn man sich ganz gut auskennt und die Augen offen hält, stolpern kann. In diese Geschichte über Versicherungsmakler, die versucht haben mir extrem unseriös und penetrant Pakete für meine Kinder zu verkaufen. Fallt nicht auch darauf rein.

Zu Beginn

Ich muss hier ganz am Anfang zwei Sachen klar stellen: nicht alle Versicherungsmakler*innen sind unseriös. Natürlich nicht! Ich habe in meinem Umfeld Kontakt mit ganz tollen Versicherungsmakler*innen, auf die das ganz und gar nicht eintrifft. Doch klar ist, dass es verhältnismäßig viele gibt – egal ob Versicherungen oder nicht – die nicht im Wohle ihrer Kund*innen agieren, sondern ganz im Gegenteil: nur in ihrem Wohle. Im besten Fall schließt das eine das andere nicht aus. 

Das wird deutlich, wenn man Versicherungsmakler googelt und 114.000 Ergebnisse bekommt, davon ganz oben Artikel von der Verbraucherzentrale, Medien wie dem Stern oder der FAZ. Klar wird hier: der Beruf Versicherungsmakler*in hat keinen guten Ruf und das vielleicht zu recht. Nach meinen Erfahrungen in den letzten Wochen würde ich sagen – kann stimmen, muss nicht stimmen. Ich habe aber leider genau diese unangenehme Situation erlebt. Es wurde mit Nachdruck darauf bestanden, dass man ja kein Makler sei, sondern ein „Finanzberater.“ Klingt doch direkt so als würde man am gleichen Strang ziehen.

Die zweite Sache, die ich erwähnen muss, ist, dass ich hier kein Produkt beurteilen möchte. Dass das angebotene Versicherungskonzept unseriös ist, möchte ich ganz klar verneinen, denn ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, es euch vorzustellen. Es klingt sehr schlüssig für mich – als sorgende Mutter. Doch vielleicht ist genau das, das Problem, was in diesem Fall ausgeschlachtet wurde. 

Ein Wink des Schicksals?

Vor einigen Monaten ploppte eine Mail in meinem Postfach auf. Ein sogenannter Benjamin (Namen geändert) schrieb mir sympathisch, flapsig eine Mail, dass er auf mein Instagram-Profil aufmerksam geworden sei und das perfekte Produkt für mich hat. Bis hierhin keine Seltenheit – solche Mails kriege ich ständig und überfliege sie meistens und schicke eine automatisierte Absage raus. Doch ein Absatz beschäftigte mich: Dass es um das Wohl meiner Kinder geht. Auch, wenn ich solche Maschen ganz gut einzuschätzen weiß (dachte ich), las ich weiter. Es geht um ein Versicherungspaket für meine Kinder, welches nicht nur gesundheitliche Bedürfnisse, sondern auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung beinhaltet und mit dem ich gleich auch einen Sparplan abschließe. Dinge, um die ich mich schon lange kümmern wollte. Ich sah die Mail also als Wink dafür, dass ich nun die Chance habe, mich endlich um diese nervigen aber wichtigen Dinge zu kümmern und im besten Fall sogar mein Wissen bündeln, euch davon erzählen kann und natürlich auf Grundlage einer Zusammenarbeit ebenfalls Geld verdienen könnte. Klingt nicht schlecht. Am Ende der Mail zweifelte ich dann aber doch kurz, ob das alles so seriös ist, da Benjamin (geschätzt Mitte Zwanzig), mich versuchte, um den Finger zu wickeln. Er sei gelernter Erzieher und habe sich der Beratung von jungen Familien verschrieben. Mein Herz wurde weich. Oder das Hirn. Doch ganz klar: unter seiner Signatur erschien ein Bild von ihm, daneben der Absender: Agentur für Allfinanz Deutsche Vermögensberatung.

Ich antworte ihm. Wir schrieben ein paar Mal hin und her. In jeder Mail wollte er jedoch lieber mit mir telefonieren. Ich blockte zuerst ab, da ich erst ein Gefühl bekommen möchte, ob das wirklich Sinn macht. Wir einigten uns auf ein ganz unverbindliches Beratungsgespräch per Videocall. So wie es alle (potenziellen) Neukund*innen erhalten, um das Produkt kennenzulernen und hinterher darüber schreiben zu können. 

Das erste Gespräch

Das Gespräch ging eine Stunde und war unbequem. Mit dabei Benjamins Chef, der ihm Gegenüber saß und einen dieser Greenscreen-Hintergründe auflegte. Im Hintergrund lief eine Powerpoint-Präsentation, die so langweilig wie einfallslos war, aber hey: Es soll ja nicht geschmackvoll, witzig und nett hier laufen, sondern im besten Fall informativ. Also legen wir mal los: 

Ihr seid junge Eltern und liebt euer Kind? Ihr wollt, dass es eurem Kind gut geht? Dass es ärztlich gut versorgt ist? Niemals an der Armutsgrenze lebt? Ihr wollt, dass euer Kind eine freie Entscheidung bei der Berufswahl treffen kann? (…) Dann gibt es nur einen Weg, wie ihr das erreichen könnt: Mit uns. 

So ging es also eine Stunde, gepaart mit vielen eindrücklichen Fragen, die mich natürlich persönlich mit einbinden sollten. Zum Beispiel sollte ich beantworten, wie viel Geld mein Kind ansparen sollte, damit es irgendwann mal Millionär ist. Oder wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass mein Kind eine Zahnspange bekommt? Na? 60%! Und dadurch, dass ich zwei Kinder habe… oh, oh, oh das wird teuer. Wurde mir erzählt von Benjamin – sein Chef Torben, seßhaft, gemütlich, die Mundwinkel an die Ohren gebunden und offensichtlich grummelte er im Hintergrund immer etwas dazwischen. Vor allem als Hörby ab und zu Fragen stellte zu nicht so abwegigen Szenarien, worauf geantwortet wurde „Na Donnerwetter, so eine Frage hat noch keiner gestellt…“ Aber einfach weiter im Programm.

Alles zu schnell

Na klar möchte ich das Beste für meine Kinder. Ich bin ihre Mutter und liebe sie über alles, daher macht es Sinn, gut versichert zu sein. Sehe ich übrigens nach wie vor so! Ich hörte mir das Gespräch an. Am Ende wurde von Benjamin nach meinen persönlichen Daten gefragt. Er wollte die Verträge fertigmachen. 

Ich schüttelte verwundert den Kopf und sagte ihm, dass wir noch lange nicht so weit sind. Ich möchte das Gespräch sacken lassen, mit meinem Mann besprechen und ausrechnen, ob es wirklich sinnvoll ist, in den nächsten 20 Jahren knapp 100.000€ in Versicherungen zu investieren. Wir gingen durch, welche Bestandteile wir an anderer Stelle vielleicht schon abgedeckt haben. Klang für uns logisch. Wir stellten fest: ETF-Sparpläne haben wir doch schon und Dinge wie Zahnspange, Brille und Co. werden von fast jeder Krankenkasse abgedeckt. Warum sollten wir also einen Großteil der Bestandteile erneut absichern? Ich sprach mit verschiedenen Menschen in meinem Umfeld über das Konzept und habe mir Rat eingeholt. Es gab die, die sagten “super Sache: machen.” Es gab die, die sagten “100.000€? Weißt du wie viele 1-Bett-Zimmer du dafür im Krankenhaus für dein Kind buchen kannst?” Und es gab die, die keine Meinung hatten. Die meisten hatten eher Vorbehalte gegenüber der deutschen Vermögensberatung, als vor dem Produkt. Wir entschieden uns dagegen.

Die Stimmung kippt

Wiederwollend akzeptierte er meine Entscheidung. Und ab dem Zeitpunkt rasselten immer wieder Mails und Anrufe auf mich ein. Benjamin wurde nie wieder gesehen oder gehört. Der Chef jedoch wurde immer lauter: „Mit wem ich Geschäfte mache, der muss auch mit mir Geschäfte machen wollen!“ Oder „…wir sind aber nicht so aus dem Gespräch gegangen. Wir haben uns Zeit für euch genommen und jetzt wollte ihr das Produkt nicht abschließen?“ Ja genau, wir haben ein Beratungsgespräch erhalten wie jeder andere auch. Nicht mehr und nicht weniger. Ich sagte ihm, wir hätten sein Produkt abgeglichen mit dem, was wir schon abgeschlossen haben oder auf anderer Seite abgedeckt wird…. Er unterbrach mich mit „ja genau und am Ende wird dann wieder verglichen und wo anders abgeschlossen oder was?!“

Ihr merkt, ab hier wurde es richtig unangenehm. Ich merkte, dass ich noch knapp entkommen war. Entkommen vor der Maklerfalle, der vielleicht zwielichtigen Versicherungsmasche von Menschen, die eben nicht mit, sondern nur für sich arbeiten. Umso glücklicher bin ich, dass ich auch genau das Gegenteil kenne – privat sowie beruflich… und was Versicherungsmakler*innen angeht. 

Mir ist es zum Abschluss des Finanzmonats wichtig, euch zu erzählen, dass so etwas passieren kann, dass man auch bei so wichtigen Themen mal hinten rüber fallen kann, auf falsche Menschen traut, sich etwas aufschwatzen lässt. Wichtig ist, dass ihr danach wieder aufsteht und im besten Fall nicht wieder darauf reinfallt. Es gibt nämlich mehr weiße als schwarze Schafe auf der Welt – sowieso. 

Was soll ich tun?

Falls ihr euch in einer derartigen Situation wiederfindet, bedenkt Folgendes:

Achtet auf euer Bauchgefühl! Wenn euch das Thema Geld grundsätzlich unangenehm ist, kann es natürlich schwer fallen, da die Grenze zu sehen. Aber meist können wir doch feststellen, wenn etwas nicht ganz richtig scheint. Zu schnell geht. Man abgefrühstückt wird.

Nehmt euch Zeit. Macht euch Gedanken. Besprecht euch mit anderen, am Besten aus verschiedenen Bereichen: Zum Beispiel ein Elternteil, Freund*innen in ähnlichen Situationen und jemandem vom Fach.

Wichtig: Nur weil ihr in ein Beratungsgespräch geht, heißt es nicht, dass ihr mit einem Vertrag daraus gehen müsst. Mit dieser “Fuß in der Tür”-Taktik erreichen dubiöse Versicherungsmakler*innen und Firmen aber oft genau das und verlassen sich auf die Freundlichkeit der Menschen.

Ihr schuldet es euch selbst, euch für eure eigenen Interessen einzusetzen. Ihr schuldet es nicht den Berater*innen, euch für deren Interessen einzusetzen.

Recherchiert das Unternehmen oder die Personen. Findet ihr Erfahrungsberichte? Ist alles sehr schwammig geschrieben oder informativ aufbereitet?

Und: Schämt euch nicht dafür! Diese Menschen sind darin trainiert, mit unseren Unsicherheiten und Sorgen zu spielen, hier das Wohl der eigenen Kinder. Ihr meintet es ja nur gut, wolltet nett sein, euch informieren und vorsorgen. Ihr habt euch nichts vorzuwerfen.