geschrieben von Elisa Täufer
Und plötzlich wachte ich morgens auf und wusste, dass ich nicht mehr glücklich bin. Mit Ehemann und Kleinkind zuhause, vermeintlich war doch alles perfekt. Aber auch nur vermeintlich. Und so plötzlich kam es dann doch nicht. Ich hatte es vorher nur nicht erkannt. Wir beide hatten es nicht erkannt. Zumindest versuchte ich noch, das Ruder rumzureißen. Der sogenannte Date-Abend wurde eingeführt, aber so wirklich viel hatten wir uns nicht mehr zu sagen. Eigentlich hätte jeder an dem Abend gerne was alleine gemacht als zu zweit.
Die Gedanken kamen immer öfter: kann es das jetzt gewesen sein? Was mache ich nur, mit Kind zuhause? Was soll ich tun? So wirklich konnte mir das niemand sagen. Die Trennung überhaupt in Erwägung zu ziehen war anfangs ne harte Nummer für mein kleines, oft verletztes Herz. Aber je mehr ich mir die Frage stellte, ob ich noch glücklich war, umso mehr beschäftigte ich mich damit, ob ich es nicht auch alleine schaffen kann.
Glücklich? Nein, das war ich nicht mehr. Ich will hier keine schlechten Worte über meinen Exmann verlieren. Das hat er nicht verdient. Ich sage immer, wir waren gut als kinderloses Paar, aber als Eltern funktionieren wir nicht zusammen. Und dann habe ich es getan. Mit einem Kleinkind zuhause einfach mal die Zelte abgebrochen, weil es einfach nicht mehr lief. Darf Mama das? Ich fragte es mich lange. Suchte Wege, um die längst vergangene Zeit wieder aufleben zu lassen. Mich selbst wieder zu finden. Die Dinge, die mir so wichtig sind, laut zu sagen. Und wenn du dann doch feststellen musst, dass es zu Ende ist, trifft es dich schon hart.
Freunde waren geschockt, dabei geht doch aber jede 2. Ehe in die Brüche. „Das arme Kind“ heißt es nur zu oft. Ist das so? Ich glaube ganz fest, dass ein Kind in einem Zuhause aufwachsen sollte, was ohne Streit auskommt. Was harmonisch ist und in dem es viel Liebe erfährt. Doch wenn man selbst nur damit beschäftigt ist, den nächsten Krieg zu gewinnen, nein, das kann nicht gut sein. Irgendwann kam der Moment, an dem ich wieder glücklich sein wollte. Ich wollte wieder ICH sein, lachen, strahlen, wie früher. Ich habe mich gefragt, ob ich dann eine schlechte Mama bin. Stelle ich mein Glück vor das meines Kindes? Ganz im Gegenteil, wie ich herausfand. Was wäre denn, wenn mich meine Tochter später um genau denselben Rat bitten würde? Sie würde sagen: „Mama, was soll ich tun? Ich bin einfach nicht mehr glücklich, aber ich habe doch ein kleines Kind.“ Ich würde ihr raten: tue das, was dich glücklich macht, und dein Kind wird auch glücklich sein. Denn nichts spürt ein Kind mehr als eine zufriedene und ausgeglichene Mama.
Die Erkenntnis verschaffte mir den nötigen Mut, diesen Weg zu gehen. Bereut habe ich ihn nicht. Keineswegs. Und Mut brauchte ich. Denn einige Zeit später war es wieder da, dieses Bauchkribbeln. Ein neuer Mann, und dieses wunderbare Gefühl des Verliebtseins zog in mein Herz. Er, der nun schon so lange in meinem Leben eine Rolle spielt. Wir kennen uns seit knapp 10 Jahren, hatten es mal versucht und mal wieder sein gelassen. Vergessen haben wir uns aber nie. Es war immer präsent, mal intensiver, mal wieder ganz ganz leise. Doch nun war es wie ein Sturm, der auf mich einprasselte und die Stille wie von jetzt auf gleich verscheuchte.
Darf Mama sich neu verlieben? Ja, sie darf. Und wie sie das darf. Denn weißt du was: na klar bin ich Mama, durch und durch, aber ich bin doch auch eine Frau. Mit all den Gefühlen. Ich möchte begehrt werden, geliebt, möchte auch eine starke Schulter zum Anlehnen. Und dann geschah es: ich verliebte mich mit voller Wucht. So plötzlich fand ich mein Lächeln wieder. Die Gegenwehr ließ nicht lange auf sich warten, davon kannst du ausgehen. Und es mag auch nicht jeder verstehen können, aber ich kann dir nur raten: hör auf dich selbst. Du musst es Keinem Recht machen, nicht der Gesellschaft, keinen Freunden, einfach niemanden. Du musst den Weg gehen, der sich für dich richtig anfühlt. Und nur das zählt. Ich kann sagen: ich bin vollkommen glücklich. Kannst du das auch von dir sagen?
Wir erwarten bald unser zweites Kind, dann sind wir so richtig Patchwork. Ob es schwierig ist, fragst du dich? Ich finde weniger. Mein Ex war zwar nicht erfreut darüber, dass ich so schnell jemand neues an meiner Seite hatte, aber er ist weiterhin fair und kümmert sich gut um seine Tochter. Wir haben es zuhause sehr harmonisch, liebevoll. Sprechen gemeinsam über die Erziehung und sind füreinander da. Sind zärtlich, hören einander zu. Eben so, wie ich mir Familie immer vorgestellt habe. Die Stiefvaterfigur gibt es bei uns nicht, es gibt einfach 2 Papas.
Jede noch so schlaflose Nacht, jeder herzzerreißende Moment, ich bereue keinen. Denn in meinem Fall hat sich das alles gelohnt. Auch wenn du Respekt davor haben solltest, ob du es alleine mit deinen Kindern schaffst, und ob es zu Streitereien kommen könnte, denk bitte immer daran: tue das Richtige für deine Kinder. Du bist ihr Vorbild. Handle auch so!