Kleine, geballte Fäuste, eng an den Körper gezogene Beinchen und weiche, schmatzende Lippen sind Attribute eines Babys, die Menschen in Entzückung versetzten können. Was so süß aussieht, sind nicht nur zufällig auftretende Bewegungen, sondern eine frühe Form der Kommunikation. Wachsame Eltern können durch diese Babyzeichen lernen ihren Nachwuchs besser zu verstehen und schneller auf dessen Bedürfnisse einzugehen. Besonders, wenn die Tage und Nächte von Weinen geprägt sind, könnte das Deuten der Zeichen für die ganze Familie eine Erleichterung bringen.
Nach etwa sechs Lebensmonaten des Kindes haben sich die grobmotorischen Fähigkeiten ausreichend entwickelt und Eltern können anfangen durch festgelegte Zeichen mit ihrem Baby zu kommunizieren. Es gibt zahlreiche Kurse in denen Eltern und Kinder spielend und singend Gebärden und Gesten nutzen lernen. Doch auch ohne diese Lernangebote bringen die meisten Eltern ganz natürlich ihren Babys schon Zeichen bei, Winken ist beispielsweise eines davon.
Babys sind wahrlich ein Wunder der Natur. Sie haben die niedlichsten Finger, die man sich vorstellen kann, so schier unfassbar weiche Haut und dieser Duft! In den ersten Wochen des Kennenlernens können Eltern oft ihren Blick kaum von ihrem Nachwuchs lassen und bekunden ihrem Kind tagtäglich, wie sehr sie es lieben. Doch auch wenn es anders scheint, so ist die Kommunikation keinesfalls einseitig, nur haben die Neuankömmlinge meist andere Prioritäten als ihre frisch gebackenen Eltern: Hunger, Bauchweh, Windel.
Wenn ein Baby schreit, dann schreit es? Nein, denn besonders Säuglinge haben verschiedene Arten, wie sie weinen und schreien, je nachdem, was ihnen gerade fehlt. Zuallererst sollte bedacht werden, dass es vollkommen normal ist, wenn ein Neugeborenes schreit, immerhin ist es die schnellste Art, sich auszudrücken. Die Säuglinge nutzen konkrete Zeichen und Laute für bestimmte Situationen, einige ihrer wichtigsten Bedürfnisse können wir daher manchmal schon erkennen, bevor sie akut werden. Ist das Baby beispielsweise hungrig, wird es den Mund weit aufreißen, schmatzen, versuchen, an den Fingern bzw. an der Faust zu saugen und den Kopf suchend umher drehen. Selbst Flaschenkinder versuchen, sich während des Schmusens auf dem Arm der Mutter, in Richtung der Brust zu ruckeln. Das alles kann, muss aber nicht zwingend von einem fordernden, quengligen Schreien begleitet werden. So oder so ist es an der Zeit ein Fläschchen zu geben oder zu stillen.
Wir kennen es selbst: Wenn die Müdigkeit einsetzt, wir aber noch nicht schlafen können, werden wir grummelig. So ist das auch bei unseren Babys: Sie reiben sich die Äuglein oder fassen sich häufiger ins Gesicht, gähnen und nörgeln. Wenn sie die Müdigkeit übermannt, rudern sie unkontrolliert mit den Armen und weinen mit Jammerlauten. Das kann so weit gehen, bis das Weinen in laute, harte Schreitöne übergeht und die kleinen Hände zu Fäusten geballt werden. Euer Baby braucht nun Ruhe und eine möglich reizfreie Umgebung.
Falls euer Kleines zum Beispiel gerade aufgewacht ist, könnte es einen kurzen, sogenannten „Kontaktlaut“ von sich geben, um zu signalisieren, dass es sich allein fühlt und Nähe braucht. Die Lösung kann ein versichernder Blickkontakt bis hin zu einer ausführlichen Schmuseeinheit sein, euer Kind wird euch zeigen, ob der Kontakt genügt.
Ein Baby, was Schmerzen hat, wird sich hin und her winden und aus vollem Leibe schreien. Die Fäuste sind oft geballt und die Augen zusammengekniffen. Wenn es beispielsweise unter Bauchschmerzen leidet, würde es möglicherweise die Beine eng zum Körper ziehen und anwinkeln. Hier hilft es, gegebenfalls im Ausschlussverfahren einen möglichen Auslöser wie einen wunden Windelbereich, fiese Bauchschmerzen oder drückende Kleidung zu überprüfen und bei Unsicherheiten unbedingt einen Experten zu konsultieren.
Einige Eltern nutzen die Reaktionen und Zeichen ihres Säuglings schon früh dazu, windelfrei zu leben. Svenja Schober-Weidinger ist „Windelfrei-Coachin“ und sagt, dass jedes Kind verschieden zeigt, dass es mal muss. „Die einen werden ganz ruhig, die anderen werden quengelig oder schreien sogar. Fürs große Geschäft könnte man sagen, dass oft ein sogenannter Ankündigungspups kommt, wo man dann schon denkt ‚Oh, ich setzte das Baby mal lieber aufs Töpfchen oder ich halte das Baby mal ab‘. Und spätestens mit dem Beginn der Beikost sieht man dann auch, wenn gedrückt wird und dann hat man eigentlich auch Zeit, um das Kind aufs Töpfchen zu setzten oder abzuhalten.“ Wenn man sein Baby also genau beobachtet und zu lesen lernt, kann man durch das sogenannte Abhalten den Windelbereich und natürlich auch den Geldbeutel sowie die Umwelt schonen.
Das schönste und am einfachsten zu deutende Zeichen deines Babys ist das Lächeln. Bereits kurz nach der Geburt kann bei den Kleinen das sogenannte „Engelslächeln“ vorkommen, dies geschieht jedoch unbewusst. Ungefähr in der sechsten Lebenswoche entwickelt ein Neugeborenes die Fähigkeit, bewusst zu lächeln und damit zu zeigen, dass es sich wohlfühlt.
Es gibt noch viele Zeichen mehr zu entdecken und zeitnah auf die Bedürfnisse eures Babys zu reagieren, heißt nicht, dass ihr es verwöhnt oder sogar verzieht, sondern es stärkt die Zufriedenheit eures Babys und dessen Urvertrauen in euch.
Wenn euer Kind circa fünf Monate alt ist, können die grobmotorischen Fähigkeiten schon soweit ausgeprägt sein, dass es bereit ist, Babyzeichensprache zu erlernen. Was im ersten Moment nach einem unnötigen Trend klingt, um sich und das eigene Baby zu überfördern, kann die Kommunikation miteinander verbessern und erleichtern. Die Idee dazu kommt aus den USA und das „Baby Signing“ ist dort schon lange populärer als hierzulande. Es kann das Leben enorm vereinfachen, wenn bereits ein Säugling mitteilen kann, dass er Durst hat oder ein Lied noch einmal hören möchte, das Bedürfnisraten wird verkürzt oder bestenfalls überflüssig. Um die Gebärden zu verstehen, bedarf es Übung, Geduld und natürlich Lust darauf sich die Zeichen entweder selbst auszudenken oder sie sich in einem geleiteten Kurs anzueignen. Babyzeichen müssen nicht einheitlich sein und jedes Kurssystem hat eigene Feinheiten, meist jedoch bildet die deutsche Gebärdensprache die Grundlage wird stark vereinfacht und auf die Fähigkeiten der Kinder angepasst.
Forme die Hand zu einem „C“ und führe sie zum Mund. Kommt dir die Bewegung bekannt vor? Genau, das ist das Babyzeichen für Trinken. Auch die Gebärde für Schlafen ist so einfach, dass immerhin die Eltern sie sich leicht merken können: Halte deine Handflächen zusammen und lege sie ans Ohr, während du den Kopf leicht seitlich neigst. Es gibt über 300 Gebärden in der Babyzeichensprache und jede Familie kann sich die passenden raussuchen.
Ein Baby kann viel und lange schreien, das ist manchmal schwer zu ertragen und ihr könntet euch schnell überfordert fühlen. Doch bitte schüttelt NIE euer Kind, denn das ist lebensgefährlich. Wenn ihr das Gefühl habt, der Situation nicht gewachsen zu sein, ist das vollkommen in Ordnung, bitte holt euch Hilfe.
Wendet euch an eure/n Kinderärztin/-arzt, eure Hebamme oder kontaktiert die Schreiambulanz eures Bundeslandes. Hier findet ihr eine Übersicht: https://www.babelli.de/schreiambulanzen/
Das Elterntelefon unter der Rufnummer 0800 111 0 550 bietet eine schnelle Möglichkeit für Beratung und Hilfe.
Tipps und Tricks, wie Eltern mit der stressigen Situation umgehen können:
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