Finanzen aus der Sicht einer 23-Jährigen

Finanziell unabhängig sein – das ist aktuell eines meiner größten Ziele. Es ist Mai, im Februar habe ich mein Studium abgeschlossen. Um rauszufinden, was ich wirklich machen will und welcher Beruf mich letztendlich glücklich macht, mache ich ein Praktikum nach dem nächsten. Auf gar keinen Fall eine Dauerlösung! Aber die Pandemie, die alles lahmlegt und das Homeoffice zum Alltag macht, in Kombination mit unzähligen Möglichkeiten, das Gelernte in der Berufswelt anzuwenden, überfordert mich.

Da, wo ich herkomme

Meine Eltern haben immer viel gearbeitet, ich bin also mit einer gewissen Haltung zur Berufswelt aufgewachsen. Es hieß: „Wir haben unserer Arbeit zu verdanken, dass es uns so gut geht, dass wir schöne Urlaube machen können, Bio-Lebensmittel einkaufen können und uns ab und zu mit schönen Dingen selbst eine Freude machen können.“ Ich höre schon die Stimmen, die sagen, dass gemeinsame Zeit ja viel mehr Wert ist als ein gewisser Lebensstandard – ja, aber nein. Ich musste nie auf Zeit mit meiner Familie verzichten, wir haben an den Wochenenden viel unternommen und an den Nachmittagen unter der Woche habe ich meine Ruhe tatsächlich genossen. Außerdem gewöhnt man sich viel zu schnell an einen guten Lebensstandard, den ich natürlich sehr zu schätzen weiß.

Neuanfang

Hier sitze ich nun, mit der Sehnsucht nach finanzieller Unabhängigkeit und der Hoffnung, diesen Standard trotzdem halten zu können – utopisch, besonders als Journalistin. Ich werde einiges zurückschrauben müssen und das ist auch gut so, denn keiner steigt mit einem Traumgehalt in seinen Beruf ein. Trotzdem glaube ich, dass sich die Freiheit, die mit dem eigenen Gehalt beginnt, großartig anfühlen wird – dieses Gefühl soll aber bitte von Dauer sein. Ich möchte mein Geld nämlich von Anfang an anlegen.

Woher dieser Gedanke kommt? Vermutlich von meinem Papa, der aus der Finanzbranche kommt und sein Leben lang (erfolgreich würde ich sagen) in Fonds und ETFs eingezahlt hat. Weil wir uns aber doch ab und an mal in die Haare bekommen, wenn ich zu stur bin, um mir etwas sagen zu lassen, habe ich meinen Freund, der ebenfalls Bankkaufmann gelernt hat, nach seinem Rat gefragt.

Das gute alte Sparkonto

Unwissend wie ich bin, dachte ich zunächst, dass es ja reichen würde, einfach jeden Monat Geld auf mein Sparkonto beziehungsweise Girokonto zurückzulegen. Nicht die beste Option, sagt mein Freund. Denn wenn ich das Geld auf meinem Sparkonto anlege, bekomme ich keine Rendite, die Summe auf meinem Konto bleibt gleich. Hinzu kommt noch, dass aufgrund der Inflation der Wert meiner angesparten 1.000 Euro über die Jahre sinkt. Die 1.000 Euro bleiben zwar die gleichen, aber der Preis für Wasser, Milch, Döner und was ich sonst noch alles zum Leben brauche steigt. Für mich ist das beste Beispiel dafür das Eis aus der Eisdiele – zwischen meiner Kindheit und jetzt sind die Preise pro Kugel einfach von 50 Cent auf 1,30 Euro gestiegen – what?!

Wenn ich also vorhabe, Geld für die Zukunft anzulegen, ob Hausbau, Altersvorsorge oder sonst was, sollte ich zusehen, dass ich eine Variante wähle, bei der das Potential besteht, dass sich mein Geld vermehrt. Eine bessere Alternative zum guten alten Sparkonto ist: der Aktienmarkt.

Fonds und ETFs

Der Aktienmarkt ermöglicht mir, Anteile von großen Unternehmen zu kaufen – bedeutet, wenn die Unternehmen, in die ich investiert habe (auch wenn es kleinere Summen sind) Gewinne machen, erhalte auch ich für meinen Anteil eine Dividende, also eine Gewinnausschüttung. Ich sollte allerdings nicht nur in BMW investieren, weil ich deren Autos so schön finde, denn wenn der Aktienwert von BMW sinkt, erhalte ich keine Rendite oder verliere im schlechtesten Fall sogar Geld – es ist also eher riskant, nur in die Aktie eines Unternehmens zu investieren.

Für Laien wie mich, die sich eben absolut nicht mit dem Aktienmarkt auskennen, gibt es die Möglichkeit, in ein Aktienbündel, also sogenannte Fonds oder ETFs zu investierten. Hier bekomme ich für mein Geld Anteile an mehreren Aktien, was das Risiko, Geld zu verlieren verringert. Puh, das muss man erstmal verstehen. Aber was ist denn jetzt der Unterschied zwischen Fonds und ETFs?

Wenn ich mich entschiede, in klassische Aktienfonds zu investieren, engagiere ich automatisch ein Managementteam, das sich (im Optimalfall) bestens mit dem Aktienmarkt auskennt und für mich gezielt aussucht, wo es sich lohnt, mein Geld reinzustecken. Klingt ziemlich gut, nur dieses Team will natürlich auch bezahlt werden, und so geht von dem Betrag, den ich investiere, immer etwas ab (2 bis 3 % im Jahr). Wenn meine Rendite bei 6 % liegt, und ich 2 % davon abgeben muss, habe ich also nur 4 % Gewinn gemacht. Klingt noch ganz okay, aber natürlich muss ich auch bedenken, dass wenn ich Verluste mache, ich das Team trotzdem bezahlen muss – och nö! 

Eine Alternative zu diesen aktiv gemanagten Fonds sind ETFs – passiv gemanagte Fonds. ETFs bilden Aktien-Indizes ab, also zum Beispiel den DAX. Dieser bildet die Marktentwicklung der 30 größten deutsche Aktiengesellschaften ab und so nimmt der ETF genau die Werteentwicklung des DAXes auf. Hier steckt kein Management dahinter. Mein in ETFs investiertes Geld sinkt oder steigt also mit der Entwicklung der deutschen Wirtschaft. 

Der Vorteil von ETFs im Gegensatz zu Fonds liegt vor allem darin, dass ich wesentlich geringere Kosten habe (0,2 bis 0,5 % im Jahr). Als Nachteil könnte man jetzt natürlich sagen, dass die Wahrscheinlichkeit, eine bessere Rendite zu erlangen, bei einem Fondmanager sehr viel höher ist. Allerdings kann man in der Regel sagen, dass aktiv gemanagte Fonds durch die Kosten schlechter abschneiden als die passiv gemanagten Fonds – zumindest im privaten Bereich. 

Moneten aus dem Bauchgefühl

Huiuiui, sind das viele Informationen, aber ich fühle mich jetzt schon viel sicherer, zu entscheiden, welche Variante des Geldanlegens ich für mich wähle. Dadurch, dass mir aktuell nicht das große Geld zur Verfügung steht, habe ich mich dafür entschieden, mit 25 Euro im Monat anzufangen, in ETFs zu investieren. Hier erwartet mich das geringste Risiko sowie die wenigsten Kosten und es ist eben möglich, schon mit 25 Euro pro Monat einzusteigen. Aufregend – Geld anzulegen hatte für mich immer etwas mit Freiheit und Erwachsensein zu tun und nun wage selbst ich einen kleinen Schritt in die große Welt der Aktien.