geschrieben von Lorena Heinecke / @dieheineckes

Liebe, Stolz und Freude trotz Schmerz und Trauer

Wir, Lorena, Dominik und unser Sternenkind Mila, sind die Heineckes – eine perfekt unperfekte, durchgeknallte kleine Familie, die ihr Herz am rechten Fleck hat. Wir haben in den letzten Wochen schmerzhaft lernen müssen, wie nah Schmerz und Liebe sowie Trauer und Glück beieinanderliegen. Die Gesellschaft hat uns lernen lassen, dass wir negativen Dingen häufig mehr Aufmerksamkeit im Leben schenken als positiven Dingen oder, dass man sie am besten völlig verdrängt und nicht darüber redet. Dass wir auf Dauer aber viel glücklicher sind, wenn wir über Dinge, die uns passiert sind, reden, weil wir NIEMALS alleine damit sind, und dass es nicht schlimm ist, sich im Zweifel Hilfe zu holen, und dass es einem viel mehr gibt, wenn man die positiven Dinge im Leben mehr wertschätzt, kommt häufig nicht zur Sprache. 

Wir wollen mit unserer Geschichte genau hier einen ersten Schritt gehen und ein Thema weiter „enttabuisieren“ und Mut machen, den vielleicht zu Beginn schwierigeren Weg zu gehen, um nachher erfüllter und glücklicher zu sein. Denn uns wurde die für uns größte Herausforderung im Leben gestellt und wir haben es geschafft, mit unserem Weg stärker und von noch mehr Liebe erfüllt als vorher durchs Leben zu gehen.

“Fast” zu perfekt

Unsere Geschichte begann sehr harmonisch und „fast“ zu perfekt. Wir sind bereits zehn Jahre zusammen, seit bald vier Jahren verheiratet und haben letztes Jahr endlich unser Traumhaus gefunden. Nachdem wir ein Jahr alles eigenständig saniert haben, war uns klar, dass ein Baby das Ganze nun perfekt machen würde. Ich wurde tatsächlich auch quasi mit dem Umzug ins Eigenheim schwanger. 

Es war die erste Zeit so unwirklich und dennoch freuten wir uns so wahnsinnig auf unsere kleine Prinzessin. Ich hatte eine super schöne Schwangerschaft, keine Übelkeit, keine Wehwehchen, bin nicht aufgegangen wie ein Hefeklops (wo sich wahrscheinlich jede Frau vorher Gedanken drüber macht) und habe es geliebt, die kleine Maus zu spüren. 

Ende des achten Monats kam es dann dazu, dass ich übers Wochenende gemerkt habe, dass die kleine Maus sehr ruhig geworden war. Ich war mir unsicher, weil ich auf der einen Seite kein Drama aus der Sache machen wollte. Auf der anderen Seite wollte ich lieber einmal mehr zum Arzt gehen, als mir nachher etwas vorzuwerfen. 

Also ging ich montags zum Arzt und ließ das abchecken. Nach einem CTG, Ultraschall und Doppler war klar: der kleinen Maus schien es prächtig zu gehen. Zur Sicherheit war ich trotzdem nochmal mittwochs und freitags zum Check beim Frauenarzt und auch an den Tagen war alles super. Allerdings hatte die kleine Maus sich weiterhin nicht wirklich gerührt. 

Nachdem an den Tagen alles in Ordnung war, ging ich eine Woche später nochmal zur Kontrolle. Morgens fragte ich meinen Mann noch, ob ich wieder ein Video machen sollte vom CTG oder ob es langsam langweilig für ihn werden würde.  Er wollte schon seit Jahren ein Baby, aber durch die Baustelle etc. hatte sich das alles verzögert, weshalb er es nicht mehr abwarten konnte, unsere kleine Prinzessin endlich in den Arm nehmen zu können. 

Irgendwas ist nicht okay

Mit diesem Kontrolltermin veränderte sich allerdings plötzlich alles. Nachdem die Arzthelferin über das CTG keinen Herzton finden konnte, rief Sie die Chefin dazu. Um zu schauen, wie die Kleine lag, sollte ich in den Ultraschallraum mitkommen. Sie setzte das Gerät auf meinen Bauch und mit dem Moment wusste ich, irgendwas ist nicht okay. Der Doppler zeigte nur noch einen Blutfluss an… Wo war der zweite? Meine Frauenärztin rief nur nach vorne: „Ruft einen Rettungswagen mit Blaulicht, sie muss sofort in die Klinik!“ Zu dem Zeitpunkt habe ich nur noch meinen Mann angerufen und mich darauf konzentriert, in den Bauch zu atmen und ruhig zu bleiben.

In der Klinik angekommen gab es sofort noch einen Ultraschall und 30 Sekunden später die Info: kein Herzschlag mehr, wir können leider nichts mehr machen. Im neunten Monat ist unser Baby einfach verstorben? Mein Mann kam etwas später in der Klinik an und ich lief ihm nur weinend in die Arme mit den Worten „Mila hat keinen Herzschlag mehr“. Dort standen wir nun, mitten im Kreißsaal und es wurde komplett ruhig um uns. So einen Schmerz haben wir beide in unserem Leben noch nicht gespürt.

Es begannen neun turbulente Tage der Geburtseinleitung. Schon in diesen neun Tagen im Krankenhaus haben wir gemerkt, dass uns dieses einschneidende Ereignis in unserem Leben nur noch mehr zusammenschweißt. Es waren schmerzhafte Tage, in denen wir viel gesprochen haben, gemerkt haben, dass wir uns noch viel mehr gegenseitig brauchen, wie jemals gedacht. 

Schmerz und Trauer, aber auch Liebe, Stolz und Glück

Gemeinsam haben wir es am Ende geschafft, unsere Prinzessin natürlich auf die Welt zu bringen. Mit diesem Tag wussten wir nun noch mal mehr, was wir geschenkt bekommen haben. Dieses kleine Wesen, unsere kleine Prinzessin, unser Mädchen ist das größte Geschenk, das uns hätte jemand machen können! Diese Liebe und dieser Stolz, den man empfindet, sind überwältigend. Dieser Moment, in dem sie in unserem Arm lag – in diesen Sekunden war die Welt plötzlich in Ordnung. 

Wie nah Schmerz und Liebe beieinanderliegen, wissen wir jetzt. Wir versuchen, uns dabei ganz stark von den positiven Gefühlen leiten zu lassen, auch wenn das unglaublich schwer ist. Man darf eben nicht vergessen, dass wir zwar ein Kind verloren haben, aber auch eins bekommen haben! Wir haben Schmerz und Trauer erfahren, aber genauso eben auch Liebe, Stolz und Glück.

Unsere kleine Mila ist zwar nicht als „Erdenmensch“ bei uns, wie wir es uns gewünscht hätten, sie ist aber ja trotzdem da! Anders als geplant, aber dennoch da! Jetzt im Alltag versuchen wir, unsere Prinzessin überall, wo wir können, zu integrieren. Denn jedes Sternenkind gehört genauso zu uns wie jedes Erdenkind und hat genauso das Recht, Teil der Familie zu sein! Dadurch entstehen natürlich viele Triggerpunkte, und schmerzhafte Erinnerungen werden teilweise geweckt, aber wir versuchen, mit dem Schmerz zu gehen und ihn gemeinsam durchzustehen, um nicht zu verdrängen. Wir wollen unsere kleine Prinzessin nicht als Kapitel im Leben, sondern als festen Bestandteil. Das ist zu Beginn sicherlich der schwierigere Weg, aber wie wir jetzt wissen, kann man so auf Dauer nur gewinnen. 

Unser Weg, unsere Geschichte, unsere Familie

Wir können zurückblicken und sehen natürlich ein einschneidendes Ereignis in unserem Leben, aber trotzdem auch ein schönes Erlebnis, ein emotionales Erlebnis. Wir wollen sie am liebsten der ganzen Welt zeigen, weil wir so überwältig von der Liebe und dem Stolz sind, den wir ihr gegenüber empfinden. Unsere kleine Mila macht uns zu Mama und Papa und macht unsere kleine Familie einfach perfekt unperfekt. Diese Geschichte, die Kleine, die Emotionen im Guten und im Schlechten gehören jetzt zu uns und da sind wir einfach nur stolz drauf! Wir sind überzeugt davon, dass der ganze Schmerz die Liebe und den Stolz nochmal in andere Höhen katapultiert, wenn man sich Zeit dafür nimmt und ihn zulässt. 

Das ist unser Weg, unsere Geschichte, unsere Familie! Mit unserer Geschichte und der Offenheit über das Thema wollen wir anderen Eltern, Freunden und Familien Mut machen.
Seid mutig und legt auch das Augenmerk auf die Dinge, die euch geschenkt werden durch diese kleinen Wesen! Sie haben die Aufmerksamkeit verdient, genauso wie ihr es verdient habt, diese positiven Emotionen zu spüren! Es kostet Kraft, Angst und Überwindung – aber es lohnt sich!

Mehr von Lorena, Dominik und Mila und ihrer bewegenden Geschichte, findet ihr auf ihrem Instagramkanal @dieheineckes.