Geschrieben von Caro @baaam_itsagang_triplets

Nachdem Caro die Diagnose Endometriose bekam, wurde ihr nach der OP geraten: wenn Kinder, dann sofort! Doch weil sie auf natürlichem Weg nicht schwanger wurde, holte sie sich zusammen mit ihrem Partner Daniel Hilfe. Den ersten Teil ihrer Geschichte gibt’s hier zum Nachlesen.


Hallo Kinderwunschklinik, hier sind wir! Ihre neuen unverheirateten Patienten, die nicht mehr lange bis zu ihrem 40. haben (ich) und somit zu 100% Selbstzahler sind. Genau das ist leider am Anfang – so war es zumindest bei uns – genau das Gefühl, das man an diesem Ort hat.

Klar, hier wird einem geholfen, letzte Station. Aber eben auch diese Kosten und dieses Gefühl der Ungerechtigkeit, warum man nun verheiratet sein muss, damit man unterstützt wird, und warum es von Bundesland zu Bundesland anders ist und überhaupt. Bei manchen Pärchen habe ich mich immer gewundert, warum sie so schnell geheiratet hatten … Ich hatte ja keine Ahnung, konnte es aber nach dieser Zeit total gut verstehen.

Fakt ist: Bist du verheiratet und noch keine 40 (als Frau), wirst du hier anteilig von deiner Krankenkasse unterstützt. Wir entschieden uns aber gegen eine überstürzte Hochzeit, weil wir dachten, bei der minimal verbleibenden Zeit würde das nur noch mehr Stress bedeuten und das konnten wir nicht gebrauchen.

Wir fühlten uns wie in einem Wirtschaftsunternehmen

Zwischen Erstkontakt und Termin lagen etwa drei Monate. Vorher sollten wir aber schon einmal kommen, um Proben abzugeben, damit beim Erstgespräch schon Daten da waren. Zum Termin durften wir noch zusammen erscheinen. Uns wurde aber schnell klar, dass aufgrund der Corona-Regelungen alle weiteren Termine nur von mir alleine wahrgenommen werden durften. Irgendwie doof. Das Gespräch war sehr sachlich, mir ein wenig zu unpersönlich. Wir fühlten uns wie in einem Wirtschaftsunternehmen, welches uns zwar helfen, aber auch definitiv ans Portemonnaie wollte.

Aufgrund der Ergebnisse wurde uns direkt eine IVF nahegelegt [Info: Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) ist eine Befruchtung, die in einem Reagenzglas durchgeführt wird]. Wir dachten damals aber: „Ja genau … gleich die teure Variante! Lass mal entspannt mit Hormonen und ggf. Insemination starten.“ Das probierten wir dann auch zwei Mal. Leider vergebens.

Es war für mich immer eine totale Belastung, mit diesen ganzen Informationen nach Hause zu kommen und Daniel zu berichten. Also machten wir Folgendes: erstens ein Arztwechsel (beste Entscheidung!) und zweitens eine weitere Aufklärung. Zu zweit mit neuer Ärztin. Mit Zeit und Raum für alle Fragen. Wir fühlten uns nun beide gehört und die neue Ärztin war klasse. Sie hatte für uns einen sehr langen Termin eingerichtet und wir konnten zu dritt noch einmal alles im Detail besprechen und sind danach gestärkt und mit einer klaren Meinung rausgegangen: Okay – let’s do it! Im kommenden Zyklus versuchen wir es mit der IVF.

Spritzen, Hormone und Eibläschen

Wir haben schnellstmöglich die nötigen Hormone für die Behandlung bestellt und waren ready. Der folgende Zyklus brachte zwar kein super gutes Ergebnis, aber ich hatte ein Ei. Eins! Die Gefühle waren gemischt. Ich hatte so viele Hormone bekommen und wusste, dass bei anderen Frauen viel mehr Eier heranreifen. Aber so war es nun mal. Entscheidend ist auch eher die Qualität der Eier. Ein super Ei kann besser sein als viele minderwertige.

Zum richtigen Zeitpunkt im Zyklus wurde mir unter kurzer Vollnarkose das herangereifte Ei per Punktion entnommen, welches dann ein paar Tage später wieder eingesetzt werden sollte. Dazu kam es dann aber gar nicht. Bei der Entnahme war direkt Schluss, denn leider war es ein leeres Ei! Ein Ei ohne Eibläschen. Ich habe versucht, es mit Humor zu sehen und meinte direkt: „ZONK. Schade.“ Seitdem sprachen wir nur noch von Zonki.

Es vergingen weitere Monate und mit jedem Zyklus fuhr ich zur Blutabnahme in die Klinik und wartete auf die Nachricht vom Labor. Aber nichts geschah. Keine Eier in Aussicht. Einfach keine guten Werte. Manchmal war das gar nicht so einfach, immer zum Zyklus in der Stadt zu sein – vor allem bei meinem Job. Aber glücklicherweise hat es doch immer gepasst. Ein Glück, das mich bis heute wundert.

Etwa ein halbes Jahr nach Zonki war Sommer und mein großer runder Geburtstag stand an. Den habe ich dann auch gefeiert … aber sowas von! Ein Freund von mir ist DJ und hat die weltbeste Barkasse. Ich durfte das Boot vollpacken mit den liebsten Menschen, Pizza und Schampus satt. Diesen Abend werde ich nie vergessen!

Es sieht super aus! Diesen Zyklus können wir weitermachen

Eine Woche später (ich war in meiner Heimatstadt) begann mein Zyklus und ich habe wie immer der Klinik aufs Band gesprochen: „Hallo hier ist Caro … blabla … hiermit möchte ich den ersten Tag anmelden.” Irgendwie war ich zu diesem Zeitpunkt ein wenig demotiviert. Ich dachte, das wird sowieso wieder nichts. Als die Klinik dann anrief und meinte, ich müsste heute oder spätestens morgen früh kommen zur Blutabnahme, habe ich das nicht so ernst genommen. Daniel aber hat reagiert und direkt im Labor angerufen, ob sie noch am selben Tag eine Blutabnahme machen würden. Es war schon früher Nachmittag und Proben werden eigentlich nur vormittags entnommen. Aber mit etwas Charme haben wir noch einen Termin bekommen.

Ich sauste also mit meiner Tante zum Labor (wir waren gerade beim Großeinkauf für ein riesen Familienfest), wo mir dann Blut abgenommen wurde. Am nächsten Tag rief die Klinik an und sagte: „Es sieht super aus! Diesen Zyklus können wir weitermachen. Fangen Sie ab übermorgen an, die Hormone zu spritzen.“ Ich setzte mich sofort ins Auto und fuhr nach Hamburg, um die Medikamente aus unserem Kühlschrank zu holen, damit ich sie dann auch parat hatte.

Also ging es wieder los. Jeden Abend zur selben Zeit spritzen und zwischendurch immer zur Ultraschallkontrolle, ob sich Eier entwickeln. Es waren dieses Mal nicht super viele Eier, aber es waren tatsächlich zwei größere Eier und ein kleineres zu sehen. Wahnsinn! Der Zeitpunkt der Punktion (Entnahme) wurde berechnet, wir spritzten 24 Stunden vorher die Auslösespritze und fanden uns am nächsten Tag pünktlich in der Praxis ein. Wir waren ganz schön aufgeregt. Als ich aus der Narkose erwachte, teilte man mir mit, dass tatsächlich vier(!!!) Eier entnommen werden konnten. Wir konnten es kaum fassen! Zwei sahen wohl super aus, eins ein bisschen kleiner, aber okay, und ein viertes wollten sie auch mitnehmen.

Wir hatten uns vorher entschieden, dass die Eier einer sogenannten Blastozystenkultur unterzogen werden. Kurz gesagt: Sie werden ein paar Tage weiter gereift, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Der Plan war auch – sollten die anderen Eier brauchbar sein – diese für Folgebehandlungen einzufrieren, damit ich nicht jedes Mal durch diese Hormonreise gehen musste.

Am Tag des Einsetzens erfuhren wir, dass nur die beiden super Eier verwendet werden konnten und aus den anderen leider doch nichts geworden sei. Diese hatten sich einfach nicht weiterentwickelt und konnten somit auch nicht eingefroren werden. Aber hey, zwei super Eier! Die anderen hatte ich sowieso nur als mögliche Add-ons abgespeichert. Eingesetzt wurden mir dann die zwei gut entwickelten Eier.

Ich wurde oft gefragt, ob mir klar war, dass zwei Eier eingesetzt wurden oder ob wir irgendwann gesagt hätten, dass bitte beide eingesetzt werden sollen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Irgendwie schien das der normale Prozess: Wenn zwei Eier da sind, werden beide eingesetzt. Natürlich ist damit die Möglichkeit gegeben, dass es Zwillinge werden, aber das passiert so selten. Außerdem sollte das ja auch unsere erste IVF werden und ich kannte niemanden, bei dem es beim ersten Versuch geklappt hatte. In anderen Ländern werden sogar oft drei Eier eingesetzt. Und so waren wir sehr entspannt und hoffnungsvoll.

Wir möchten Ihnen recht herzlich gratulieren! Sie sind schwanger!

Das Einsetzen ging sehr schnell und ohne Narkose. Mit einer langen Pipette wurden die “super eggs” in der Gebärmutter platziert und das wars. Jetzt hieß es: Daumen drücken, ob sie sich einnisten werden. Ich war kurz unsicher, wie ich mich verhalten sollte. Aber der Arzt meinte: „Verhalten Sie sich normal. Einzig und alleine Kopfsteinpflaster sowie starkes Herumhüpfen meiden.“

Wir hatten für den Tag Festivaltickets und beschlossen hinzufahren. Bei Kopfsteinpflaster stieg ich vom Fahrrad ab und meine Tanzperformance glich einem Slow Dance. Alkohol trank ich natürlich auch keinen (was ich sonst immer gerne machte) und die ein oder andere Partyzigarette blieb selbstredend auch weg.

Etwa drei Wochen später – ich war vorher noch beruflich für einen großen Job in Amsterdam und hatte dort kurz das Gefühl, ich könnte schwanger sein – fuhren Daniel und ich an einem Freitag nach Sylt auf eine Hochzeit. Stressiger Tag. Morgens der Rückflug aus Amsterdam nach Hamburg, dann flitzte ich vom Flughafen direkt zur Blutabnahme in die Praxis, weiter ging es nach Hause zum Koffer ein- und auspacken und dann auch schon zum Zug nach Sylt. Puuhhhh!  Kurz vor dem Hindenburgdam klingelte mein Telefon. „Wir möchten Ihnen recht herzlich gratulieren! Sie sind schwanger!“