Diesen Monat wollten wir euch mitnehmen in die Welt der nachhaltigen Mode. Schnell merkten wir aber, dass das nicht so leicht ist. Dass es keine Geschichte werden kann, die wir auserzählen können.

Grau statt Schwarz-Weiß

Ich möchte über Nachhaltigkeit im Allgemeinen sprechen. Und merke, dass das Eis unter meinen Füßen langsam bricht, denn bei all den Themen, die wir hier besprechen werden, bei all dem, was ich euch gerne mitgeben möchte, ist eines besonders wichtig: All das mache ich so nicht zu 100 Prozent. Ob ich es zu 100 Prozent machen könnte? Klar, aber ich möchte selbst nicht so leben. Auch, wenn es besser wäre. Ich habe mir aber etwas angeeignet und zwar, dass ich mich nicht vom Schwarz-Weiß-Denken ablenken lasse, sondern weiterhin bei Grau bleibe.

Der einfachere Weg ist das ganz bestimmt. Für mich aber auch der, der mit meinem Leben, dass ich sehr schön finde, kompatibel ist. Ich gebe mir Mühe. Bin achtsam. Nicht nur mit mir, sondern mit meinem Umfeld, der Umwelt. Ich mache mir Gedanken, informiere mich. Kaufe Plastik. Ich kaufe auch mal – sehr selten – aber auch mal Fast Fashion. Wir fliegen einmal im Jahr in den Urlaub. Ich esse ab uns zu ein Eis aus Kuhmilch und bin auch sonst nicht fehlerlos. Doch auf der anderen Seite sind da so viele Dinge, die ich richtig mache. Die wir als Familie gut machen. Richtig gut und diese überwiegen, weil es einfach ist – wirklich einfach – diese umsetzen. Und genau darum soll es gehen in diesem Monat und besonders im Kontext Mode. 

Denn auch bei nachhaltiger Mode kann es kein weiß geben. Nachhaltig wäre es, nur noch Second Hand zu kaufen. Insbesondere Kleidung, die auch schon nachhaltiger produziert wurde. Und diese wiederum zu verkaufen, wenn sie nicht mehr passt oder gefällt. Das ist nachhaltig und ehrenwert. Wer so nicht ausschließlich lebt, ist aber nicht gleich ein schlechter Mensch.

Engel oder Teufel?

Letztens las ich in einem Interview eines Kinderarztes, dass Kinder, die als trocken gelten, wirklich ein halbes Jahr nicht einmal in die Hose gemacht haben dürfen. Sonst sind sie nicht „trocken“. Der Vergleich ist vielleicht ein wenig weit hergeholt, aber wir sind nunmal keine Engel, weil wir uns für nachhaltige Mode interessieren und ab und an trotzdem unsere Unterwäsche bei H&M shoppen. 

Die Frage sollte nur sein: Muss es unser Ziel sein, Engel zu werden und sechs Monate keine Ausrutscher zu begehen? Oder genügt es, wenn wir im Allgemeinen bewusster handeln, weniger shoppen –wenn dann gerne nachhaltig – und genauso in anderen Bereichen ressourcenschonend handeln. Bedeutet: Kein Fleisch essen, das Licht ausmachen, weniger Wasser verbrauchen, weniger fliegen und und und. 

Bei all den Dingen, die wir falsch und richtig machen können, sollten wir nur eine Sache nicht vernachlässigen: “Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“ – wie Astrid Lindgren sagte. Wir sollten trotzdem nicht außer Acht lassen, dass wir uns bei all den Sorgen und der großen Verantwortung, uns zu retten, auch noch leben dürfen. Dass es ein Balanceakt sein kann. Dass es nunmal grau sein darf. Manchmal mehr Weiß, manchmal mehr Schwarz. 

Ich weiß, dass es wehtun kann, das so klar auszusprechen, denn wir haben alle große Verantwortung. Ich ja sowieso, denn diesen Beitrag lesen zig 1000 Menschen. Doch wie sehr würde es eigentlich wehtun, wenn wir alle nur so tun, als würden wir alles richtig machen und fälschlicherweise mit dem Finger auf andere zeigen. 

Ups.