sex nach der Geburt

Positiver Erfahrungsbericht:

Nach dem Check und der Freigabe der Gynäkologin, nach der zweiten vaginalen Geburt war es soweit. Es war Zeit für unser zweites erstes Mal. Mein erster Gedanke – ok… planen wir es? Machen wir es spontan, kommt ein Kind zu Oma und Opa? Mit zwei Kindern, einem super aufgeweckten dreieinhalb-Jährigen und einem Säugling, ist es gar nicht so einfach, sich als Liebespaar wiederzufinden.

Jetzt geht’s rund

Beide Kinder schlafen im Familienbett, also bleibt uns, wie in unseren wilden kinderlosen Zeiten, der Rest der Wohnung – yeah, wie aufregend. Also ab unter die Dusche und alles wieder auf Vordermann bringen, rasieren, cremen und ölen. Zugegeben, ein paar Stoppeln an den Beinen habe ich nicht erwischt, aber was soll‘s. Ein letzter Blick ins Schlafzimmer, Check, beide Kinder schlafen! Wo ist mein Mann?

Auf dem Sofa liegend tasten wir uns aneinander ran, wie zwei völlig unerfahrene Teenager. Mein Bauch kribbelt wie verrückt, mein Herz springt in meiner Brust, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen und ich bin so verlegen, dass ich mein albernes Kichern kaum unterdrücken kann. Wahnsinn, wer hätte gedacht, dass ich mich so nochmal fühlen könnte. Mein Kopf ist frei, zumindest was die Gedanken an die schlafenden Kids im Familienbett angeht. Allerdings spüre ich, wie Angst und Ungeduld in mir wachsen: „Fühlt es sich nach der zweiten vaginalen Geburt immer noch gut für ihn an? Was ist, wenn mein Intimbereich ihn nicht mehr anspricht?“ Zum Glück gelingt es mir, meine Konzentration wieder ganz ihm zu widmen. Weg mit den blöden Gedanken.

Keine Zeit für Zweisamkeit

Wir fangen an, uns zu streicheln, zu küssen. Es ist so schön, seine nackte Haut auf meiner zu spüren. Die Funken sprühen. Bis unsere Zweisamkeit abrupt unterbrochen wird. Unser kleines Baby schreit. Es ist wie ein Lichtschalter, der umgelegt wird – boom – zurück in der Realität. Wir sind keine frisch verliebten Teenager. Wir sind Eltern von zwei wundervollen Kindern. Und eins davon braucht uns jetzt. Ich kann die Kleine nicht beruhigen. Sie brüllt, sie schreit, sie strampelt, was das Zeug hält. Meine Brüste platzen und laufen aus bei dem Versuch, mein Baby an der Brust zu beruhigen. Jetzt hilft nur noch unsere Geheimwaffe: der Gymnastikball. Die Zeit, die ich damit verbringe, halbnackt und mit prallen Stillbrüsten auf dem Gymnastikball herumzuhüpfen, scheint endlos. „Ok Schatz, ich glaube, das wird nichts mehr, schalte bitte auf Vox den Henssler an, ich kann nicht mehr.“

Kein Happy End?

Nach einigen Minuten, in denen ich gebannt auf den Fernseher starre, fällt mir auf, dass unsere Tochter tatsächlich eingeschlafen ist. Damit hätte ich nicht gerechnet. Und jetzt? Wohin mit dem Baby? Kürzester Weg – ab auf das Sofa! Geschafft, ich konnte die Kleine problemlos und schlafend ablegen. Kurz durchatmen, Ruhe, schön. Die Blicke von meinem Mann und mir treffen sich – wohin mit uns und unserem Vorhaben? Kind Nummer eins schläft im Familienbett. Kind Nummer zwei schläft auf dem Sofa. Die Küche ist weder aufgeräumt, noch bin ich in der Stimmung für Akrobatik auf der Küchenzeile. Es gibt noch genau einen Raum, in dem wir jetzt unsere Ruhe haben – das Kinderzimmer. 

Nachdem wir im Halbdunklen über Lego- und Duplosteine gestolpert sind und uns den Schmerzschrei verkniffen haben, um bloß niemanden zu wecken, ist es endlich so weit. Zwischen Spielzeug und Kinderchaos werden mein Mann und ich wieder zum frisch verliebten, aufgeregten Liebespaar. Wir schaffen es auch, in einer Szenerie, wie sie hätte nicht passender zu unserem aktuellen Lebensabschnitt passen können, Zeit für uns zu haben – einfach schön. Ach übrigens, untenrum war auch alles so, wie es sein soll.

Negativer Erfahrungsbericht:

Inkontinent mit 35

Schon während der letzten Schwangerschaftswochen merkte ich beim Sex, wie das Gefühl von „oh meine Blase ist voll“ immer spürbarer wurde. Öfter rannte ich zwischendurch auf die Toilette, Lustkiller, aber mein Freund und ich nahmen es mit Humor. Nach der Geburt meiner Tochter konnte ich mein Urin plötzlich gar nicht mehr halten – wirklich gar nicht! Mehrere Wochen hielt dieses Problem an. Ich fühlte mich furchtbar. Inkontinent mit 35!

Zu viel Scham um Sex zuzulassen

Ich hatte keine Ahnung, dass das nach einer natürlichen Geburt passieren konnte. Die Geburt selbst war toll, eine Wassergeburt, acht Stunden, alles lief gut. Ärzte, Hebammen und Osteopaten sagten ich soll geduldig sein, Rückbildungsübungen machen und auch Sex würde den Beckenboden wieder stärken. Durch die Inkontinenz war meine Lust auf Sex allerdings so gut wie nicht vorhanden. Zu viel Scham meinem Partner gegenüber – ich hatte Angst ihn ausversehen beim Sex anzupinkeln. Mein Freund war sehr verständnisvoll, stärkte mich vom ersten Tag an und versicherte mir, er würde es nicht schlimm finden, falls es dazu kommen sollte. Meine Zweifel überwogen, ich hatte Angst, dass der Sex nicht mehr dasselbe ist, wie vor der Geburt. Mittlerweile waren 5 Monate (!) vergangenen. Ich hatte zwei Rückbildungskurse absolviert und meine Inkontinenz wurde besser, jedoch noch lange nicht back to normal. Aber immerhin so, dass ist mich traute Sex wieder in mein Leben zu lassen – gedanklich wie körperlich. 

Anfang: Selbstbefriedigung

Als erstes musste ich den Weg zurück zu mir selbst und meinem Körper finden. Mein Freund und ich sprachen unsere Gedanken über den gemeinsamen Sex offen aus. Uns war klar, ich sollte erst einmal mit Selbstbefriedigung beginnen, Vertrauen in meinen Körper fassen und mit mir alleine intim werden. Denn nach einer natürlichen Geburt ist die Vagina verändert und sich selbst zu erkunden ist für jede Mutter, jede Frau, sehr wichtig. Selbstbefriedigung fand ihren Weg zurück in mein Leben – auch wenn es mich Überwindung kostete. 

Endlich wieder Geschlechtsverkehr

Nachdem ich zumindest Stückweit zurück zu meiner eigenen Sexualität gefunden hatte, folgte der erste Sex mit meinem Partner. Neben dem Gefühl, dass meine Vagina so geweitet war, dass ich den Penis nur sehr leicht spürte, ließ mich die Angst nicht los, meine Blase nicht kontrollieren zu können. Ein Glück: Die Blase hielt. Allerdings nahm die Furcht vor der Inkontinenz mir viel Lust und Spaß am Geschlechtsverkehr. Damit habe ich bis heute zu kämpfen. Mittlerweile ist meine Tochter 12 Monate alt und mein Beckenboden nach wie vor nicht in der Lage mein Urin zu halten. Meine Angst, beim Sex zu pinkeln, ist bis heute zum Glück nicht wahrgeworden – auch beim Orgasmus nicht. Aber dennoch frustriert es: Blasenschwäche mit 35? Darauf war ich nicht vorbereitet. Mittlerweile bin ich sehr ungeduldig und auch ein bisschen wütend mit meinem Körper, dass er dieses Problem nicht in den Griff bekommt. Wenn ich dann aber an den Grund für meine Inkontinenz denke, erwische ich mich dabei wie ich lächle und meinem Körper verzeihe. Und offen gestanden, heute ist nicht meine Blasenschwäche der Grund für mein müderes Sexleben, sondern die allgemeine Müdigkeit, die die Elternschaft besonders in den ersten Jahren mit sich bringt.