geschrieben von Margarete Krause

Natürliche Empfängnishilfe, Verhütungsmethode und Zeugung des Wunschgeschlechts alles mithilfe des Mondes? Hält die Methode, was sie verspricht?

Wie es begann

Das erste Mal bin ich im Jahr 2015 auf das Thema „Kosmobiologische Empfängnisplanung“ gestoßen, als ich im Buch „Das große Buch der Fruchtbarkeit“ von Uta König blätterte. Ich schenkte der Methode damals noch keine Beachtung. Im Jahr 2019 entschied ich mich dann doch, mir sie genauer anzuschauen. Wir wollten nämlich gerne ein letztes Mal ein Kind zeugen. Zuvor hatten wir in den Jahren 2016 und 2018 zwei wunderbare Jungs gezeugt.

Kosmo- was?

Die Bezeichnung der Methode klingt etwas komplex. Die Kosmobiologie untersucht einen möglichen Einfluss von kosmischen Ereignissen auf den Körper und die Seele der Menschen. Der tschechoslowakische Gynäkologe Dr. Eugen Jonas hat Studien zur Kosmobiologie durchgeführt und daraus mögliche Einflüsse auf die Empfängnisfähigkeit seiner Patientinnen abgeleitet.

In der Mitte des letzten Jahrhunderts war er als gläubiger Katholik darüber erschüttert, dass in Ungarn Abtreibungen legalisiert wurden. Er fragte sich, wie es möglich war, dass manche Schwangerschaften zustande kamen, obwohl der ungeschützte Geschlechtsverkehr zu einem Zeitpunkt erfolgte, wo keine Empfängnis hätte möglich sein können, zum Beispiel weit vor oder nach dem Eisprung. Er suchte nach einer natürlichen Methode für die Familienplanung. Durch Einblick in die Geburtenregister der betroffenen Frauen stellte er folgende These auf: Wenn der Mond in derselben Phase stand wie zum Zeitpunkt der eigenen Geburt, häuften sich die Fruchtbarkeitsraten.

Die Methode schien eine eierlegende Wollmilchsau zu sein. Sie versprach nämlich

  1. eine natürliche Empfängnisverhütung,
  2. ungewollt unfruchtbaren Frauen eine erfolgreiche Empfängnis,
  3. Komplikationen in der Schwangerschaft vorzubeugen und damit eine Möglichkeit, ein lebensfähiges Kind zu zeugen,
  4. das biologische Geschlecht des Kindes auf natürlichem Weg zu „planen“ und damit noch vor der Empfängnis vorherzusagen.

Humbug?

Um diese These zu bestätigen, gründete er ein Institut und führte jahrelang Studien mit tausenden Probandinnen durch. Das Institut mit Sitz in Maňa (Slowakei) existiert bis dato. Noch heute werden dort Frauen zur Kosmobiologischen Empfängnisplanung mit einer Erfolgsquote von 98 Prozent (laut eigenen Angaben) beraten.

Hierzu wird für ein Jahr ein Fruchtbarkeitskalender erstellt, der die Mondphasen des eigenen Geburtszeitpunktes enthält. Diese Mondphasen wiederholen sich etwa 13 Mal im Jahr. Der Kalender kostet um die 30 Euro. Im Internet finden sich zahlreiche andere Ärzte und Laien, die Frauen hierzu beraten, teilweise teurer, teilweise kostenlos, je nachdem, wie umfassend die Beratung ist.

Ich weiß, das klingt echt sehr nach Humbug. Niemand hat sich bisher die Mühe gemacht, seine Thesen zu bestätigen oder zu widerlegen. In den letzten Jahren habe ich mich ausführlicher mit seiner Methode beschäftigt. Meine Erfahrungen habe ich nachfolgend zusammengefasst:

Abstinenz

Die natürliche Empfängnisverhütung basiert sehr auf Abstinenz. Nicht nur einige Tage vor dem biologischen Eisprung bis zwei Tage nach dem Eisprung, sondern auch einige Tage vor bzw. einen Tag nach dem sogenannten „Mondphasenzyklus“, also der Mondphase des eigenen Geburtszeitpunkts, sollte nach Jonas‘ Methode auf ungeschützten Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Damit lässt sich auch die hohe Erfolgsquote als natürliche Empfängnisverhütungsmethode erklären!

Eisprung

Ich persönlich kenne keine Person, die zum Zeitpunkt der Mondphase schwanger geworden ist, wenn dieser nicht gerade dem biologischen Eisprung entsprach. Ich kann mir seine Erfolgsquote und die Kundenmeinungen auf seiner Webseite nur so erklären: Ich glaube, es gibt nicht zwei unabhängige Eisprünge (also einen kosmobiologischen und einen biologischen), sondern es gibt nur den biologischen.

Es könnte aber eventuell sein, dass man zum Zeitpunkt der entsprechenden Mondphase besseren Zervixschleim hat, wenn die Mondphase eben doch Einfluss auf den Zyklus nimmt. Vielleicht überleben die Spermien dann länger, was die Chance auf eine erfolgreiche Empfängnis erhöht. Vielleicht konnte Jonas deshalb auch Frauen mit Endometriose und Frauen, die „Chlomifen“ einnahmen, zu einer erfolgreichen Empfängnis verhelfen. („Chlomifen“ beeinflusst den Zervixschleim nachweislich negativ.) Aber das ist nur eine These von mir. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass die Methode Paare mit Kinderwunsch motiviert, mehr ungeschützten Geschlechtsverkehr zu haben.

Komplikationen

Auf der Webseite seines Instituts wird darauf verwiesen, dass die Methode auch Frauen helfen konnte und könne, die zwar schwanger werden konnten, aber Komplikationen hatten. Komplikationen wie Fehlgeburten oder Missbildungen beim Kind. Hierzu werden bestimmte astrologische Konstellationen der Himmelskörper für den Zeitraum der hohen Fruchtbarkeit betrachtet. Diesen Frauen wird geraten, nur die Zeiträume zu wählen, die laut Astrologie unbedenklich wären.

Auch hier hat er nach eigenen Angaben und laut Kundenmeinungen auf der Webseite des Instituts Frauen zu einem lebensfähigen Kind verhelfen können. Dies kann ich nach meiner aktuellen Erkenntnis allerdings weder bestätigen noch widerlegen. Vielleicht spielt hier einfach ein psychologischer Aspekt eine Rolle. Wenn betroffene Frauen von einem Gynäkologen gesagt bekommen, dass sie im nächsten Zyklus ein lebensfähiges Kind empfangen werden, dann sind sie evtl. hoffnungsvoller und zuversichtlicher, sodass weniger Stresshormone ausgeschüttet werden, was wiederum einen positiven Aspekt auf die Empfängnisfähigkeit haben kann.

Tierkreiszeichen

Dr. Eugen Jonas hat bei seinen Forschungen einen Zusammenhang zwischen dem biologischen Geschlecht des Kindes und dem Tierkreiszeichen, in welchem der Mond zum Zeitpunkt der Befruchtung stand, erkannt. Stand der Mond zum Zeitpunkt der Befruchtung in einem männlichen Tierkreiszeichen, so wurde ein Junge gezeugt. Stand der Mond zum Zeitpunkt der Befruchtung in einem weiblichen Tierkreiszeichen, so wurde ein Mädchen gezeugt.

Dass der Mond das Geschlecht des Babys zum Zeitpunkt der Empfängnis bestimmt, kann ich nach meinen bisherigen Erfahrungen zu 100 % bestätigen. Ich weiß, das klingt unglaublich. Ich habe im Nachhinein in den Mondkalender geschaut, ob das vorausgesagte Geschlecht bei meinen Jungs stimmte und ich habe mich bezüglich der Methode beraten lassen und so meine Tochter gezeugt. Auch bei allen Freundinnen, die den Eisprung noch kannten, hat diese Methode im Nachhinein gestimmt. Mittlerweile berate ich selbst Frauen zur Kosmobiologischen Empfängnisplanung, vor allem zum Thema „Wunschgeschlecht“.

Anmerkung zum „Wunschgeschlecht“

Natürlich spielt das biologische Geschlecht eines Kindes keine Rolle. Warum ich das explizit erwähne? Weil das Thema „Wunschgeschlecht“ ein sehr kontroverses Thema ist. Für Frauen, Männer oder Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch oder einem Wunsch nach einem gesunden Kind, mag der Wunsch nach einem Kind eines bestimmten biologischen Geschlechts ein „Luxusproblem“ sein. Und das ist es natürlich auch.

Ein Kind zu zeugen, ist ein Wunder. Nicht alle können dieses Wunder erleben. Egal, welches Geschlecht ein Kind hat, jedes Kind hat es verdient, geliebt zu werden. Aber es gibt eben auch die andere Seite. Meistens sind es Paare, die bereits ein oder mehr Kinder eines bestimmten biologischen Geschlechts haben. Sie wünschen sich dann manchmal ein Kind des anderen Geschlechts. Und auch dieser Wunsch ist legitim und die Paare sollten dafür nicht verurteilt werden.

Zum Abschluss

Die Methode verspricht sogar noch mehr. So könne man auch die Tageszeit der Geburt voraussagen und berechnen, wann man erneut schwanger wird und mit welchem Geschlecht, zumindest laut Kundenmeinungen auf der Webseite seines Instituts. Aber dies kann ich weder bestätigen noch widerlegen.

Die Kosmobiologische Empfängnisplanung nach Dr. Eugen Jonas verspricht eine umfassende natürliche Methode zur Empfängnishilfe, Verhütung und Wunschgeschlechtplanung zu sein. Laut eigenen Angaben kann sie dem gerecht werden. Und zumindest in Sachen „Wunschgeschlecht“ kann ich dies auch bestätigen. Andere Studien, die dies bestätigen oder widerlegen, gibt es allerdings nicht. Die Methode bietet Frauen bzw. Paaren aber die Möglichkeit, ihre Empfängnisplanung ganz natürlich und selbst in die Hände zu nehmen. Sie hat keinerlei Nebenwirkungen und wenn sie auch nur zufällig zum Erfolg führt, so bewirkt sie doch genau das, was sie soll. 

Was sagt die Medizin dazu?

Es gibt ausreichend medizinische Studien die gezeigt haben, dass die Mondphasen und die Geburt nicht zusammenhängen. Auch zum Wunschgeschlecht gibt es genug medizinische Studien, dass dies leider nicht wirklich beeinflussbar ist. Es gab auch mal eine Zeit, da hat man versucht die Gebärmutter anders zu knicken, damit vielleicht ein anderes Geschlecht beim nächsten Baby rauskommt. Es war schon immer ein Thema in der Gesellschaft. 

Miriam M. Mottl
Gynäkologin, Kinderwunschärztin und Sexualmedizinerin von herzensdialoge.de

Literatur:


Arbeitsgruppe NFP (2015, 19. Aufl.): Natürlich & sicher – Das Praxisbuch: Familienplanung mit Sensiplan, Trias, Stuttgart.

Centrum Jonas s.r.o. (2022): Methode Jonas, URL: https://centrumjonas.com/de.

Chesterman-Phillips, H. (2006): Mädchen oder Junge, Goldmann, München.

Fett, R. (2021, 3. Aufl.): Am Anfang ist das Ei, Unimedica, Kandern.

Fitzpatrick, J. L., Willis, C., Devigili, A., Young, A., Carroll, M., Hunter, H. R., Brison, D. R. (2020): Chemical signals from eggs facilitate cryptic female choice in humans, Proc. R. Soc. B 287: 2020080, URL: http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2020.0805.

Jonas, Dr. med. E., vertr. durch Dr. J. Farsky (ca. 1965): Natürliche Geburtenregelung, Patricia-International, Zürich.

König, U. (1997): Das große Buch der Fruchtbarkeit, Leib & Seele, Zürich.

Maurer, U. (2012): Die Storch-Methode, (o. A.). 

Sharamon, S. & Baginski, B. J. (2000): Kosmobiologische Empfängnisplanung – Die natürliche und zuverlässige Methode zur Empfängnisverhütung und Empfängnisplanung, Windpferd, Aitrang.

Shettles, L. B. & Rorvik, D. M. (2006): How to choose the sex of your baby: The method best supported by scientific evidence, Harmony Books, New York.

Taylor, K. (2016): The Babydust Method – a guide to conceiving a girl or a boy, (o. A.).
Whelan, E. (1986): Boy or girl, Pocket Books, New York.