Frauen und ihre Finanzen – drei Erfahrungsberichte

Was passiert eigentlich, wenn es nicht gut ausgeht? Wenn man sich auf seinen Partner verlässt – auch finanziell – und die Beziehung scheitert? Im Laufe der Vorbereitungen für diesen Monat habe ich mir des öfteren die Frage gestellt und auch euch gefragt, ob ihr Erfahrungen habt und wie es euch erging. Drei gleiche, aber gleichzeitig ganz unterschiedliche Geschichten lest ihr heute und morgen auf aempf…

Wie man trotz Bewusstsein in die finanzielle Abhängigkeit geraten kann

Mein Name ist Jeanina, ich bin mittlerweile 30 Jahre alt und alleinerziehende Mama einer 2,5-jährigen Tochter. Mir wurde schon immer von meinen Eltern vorgelebt, dass es wichtig ist, sein eigenes Geld zu verdienen. Auch für meine Mama kam es nie in Frage, zu Hause zu bleiben, da sie selbst auch immer unabhängig sein wollte. Dennoch kommen meine Eltern aus einer anderen Generation und haben sich ihr Leben gemeinsam aufgebaut, sind 30 Jahre verheiratet und teilen sich ein Konto. Ich zog mit 19 aus, beendete meine Ausbildung und stand quasi von Anfang an auf eigenen Beinen und wurde von meinen Eltern mehr emotional als finanziell unterstützt.

2015 lernte ich meinen mittlerweile Ex-Mann kennen. Er war zehn Jahre älter, arbeitete im Finanz- und Versicherungswesen und erklärte mir natürlich gleich, wie der Hase so läuft: Am wichtigsten sei die Altersvorsorge, kurzfristiges, mittelfristiges und langfristiges Sparen. Mein Gedanke dazu war… klar, klingt alles logisch. Nach und nach rüstete ich also auf… vorerst für mich alleine.

2017 zogen wir zusammen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt mein Auto abbezahlt, etwas gespart und war stolz auf mich. Nach kurzer Zeit entschlossen wir uns, gemeinsam ein neues Auto zu kaufen. Ich habe lange überlegt, da wir dafür MEIN Auto verkaufen mussten… meine eigene kleine Sicherheit, MEIN Eigentum.

“Er wird wohl recht haben…”

Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht vom Schlimmsten ausging, verkauften wir mein Auto und finanzierten ein neues Auto, auf mich, da es lukrativer ist – laut meines Ex-Mannes. 2018 heirateten wir und bekamen unsere wundervolle Tochter. Die zwölf Monate Elternzeit hatte ich mir in Gedanken schon ausgemalt. Zeitgleich war aber auch das ein schwerer Schritt für mich… ich war in dieser Zeit komplett abhängig. 

Ich ahnte schon länger, dass irgendwas nicht stimmte. Aber mein Ex-Mann rechnete mir jedes Mal vor, was wir für Rücklagen hätten und dass finanziell alles super aussähe. „Okay… er ist mein Ehemann und Finanzberater – er wird wohl recht haben,“ dachte ich.

Ein Tag vor unserem ersten Hochzeitstag und zwei Tage vor Monatsbeginn kam der Supergau. Wir konnten uns die Miete unserer frischbezogenen Wohnung nicht mehr leisten. Für mich brach eine Welt zusammen… ich hatte es geahnt, ich wusste es, ich hatte meine Existenz in andere Hände gelegt und wurde fallengelassen.

Zu diesem Zeitpunkt waren bereits alle Ersparnisse weg und wir mussten wieder umziehen. Ich versuchte, meinen Mann zu stärken, habe neben meiner frischen Rolle als Mama bei ihm in der Firma mitgearbeitet. Leider erfuhr ich, dass mein Mann weiter und weiter log und sich im Büro eher ums Pokern bemühte.

Zurück zu mir selbst

Ich trennte mich von ihm und stand nun da… ein elf Monate altes Kind, keine Wohnung, keine Ersparnisse, ein teures Auto an der Backe und ein neuer Job, den ich in einer Woche antreten musste.

1,5 Jahre später: Ich habe eine großartige Wohnung, einen tollen Job und ich spare… für MICH! Die Erfahrungen, die ich gemacht habe, waren nicht schön, aber ich bin schlauer und an dem gewachsen, was ich erfahren und geschafft habe.

Mein Traum vom Eigenheim ist jetzt wieder in weite Ferne gerückt, aber ich bin guter Dinge, dass ich das schaffen werde, denn ich bin und bleibe nun unabhängig und wenn ein Partner mit mir diesen Weg gehen möchte, kann man den gerne gemeinsam gehen.

Ich möchte mich trennen, kann es aber nicht…

Ich bin seit über zehn Jahren mit meinem Partner zusammen, wir haben zwei Kinder und sind noch nicht lange verheiratet. Letztes Jahr haben wir ein Haus gebaut und wohnen seit Kurzem darin. Durch den ganzen Stress der letzten Jahre plus Corona haben wir uns auseinandergelebt. Aktuell habe ich das Gefühl, dass wir beide es noch nicht wahrhaben wollen. Meinerseits sind allerdings wirklich keine Gefühle mehr für ihn vorhanden. Da ich aktuell noch in Elternzeit bin und fast mein ganzes erspartes Geld mit ins Haus eingeflossen ist, ist es für mich momentan unmöglich, mich von ihm zu trennen. 

Ich weiß nicht, was ich die letzten Jahre anders hätte machen können, um etwas anzusparen, vor allem auch wegen des Hauses. Als Frau ist man finanziell irgendwie immer die, die den Kürzeren zieht, sobald Kinder im Spiel sind… 

Oder?

Teil 2 lest ihr morgen.