geschrieben von Doris / @cosyfoxes

Wenn man ans Auswandern denkt, haben die wenigsten Menschen Südkorea im Kopf. Selbst ich hätte nicht daran gedacht, irgendwann mal dort zu leben. Wir hatten es als Familie nie wirklich geplant, mal außerhalb Deutschlands zu leben. Allerdings wussten wir, dass der Job meines Mannes uns früher oder später doch mal in ein anderes Land führen könnte. Ende 2019 kam dann das Jobangebot und Anfang 2020 (damals, als Corona nur ein Bier war) flogen wir zu einem kurzen Look & See Trip nach Seoul und versuchten, innerhalb weniger Tage einen Eindruck zu bekommen, ob wir uns unser Leben dort vorstellen konnten. Die Reaktionen aus dem Umfeld waren tendenziell eher erschrocken, verwundert und ungläubig. Aber wie ihr euch denken könnt, haben wir beschlossen, das Abenteuer trotzdem zu wagen.

Ab nach Seoul

Mein Mann flog schon Ende März nach Seoul, während ich mit 2 Kindern im Lockdown den Umzug vorbereitete, einen Mieter für unser Haus suchte und unser Auto verkaufte. Neben all den Vorbereitungen, Sorgen, der Vorfreude, Abschieden und Ängsten, machte ich mir doch die größten Gedanken, wie es wohl unsere Kinder aufnehmen würden. Weg von der Familie und den Freunden, hinein in ein fremdes Land mit einer unbekannten Kultur und einer Sprache, die man nicht versteht. Wir haben mit den Kindern gesprochen, was passieren wird und immer versucht, alles positiv zu vermitteln. Nach 3 ½ Monaten ohne den Papa zuhause, einem One-Way-Flug nach Seoul und einer etwas nervenzehrenden Quarantäne startete Mitte Juli 2020 dann endlich unser Abenteuer.

Schulstart

4 Wochen nach Ankunft gingen Schule und Kindergarten los. Wir hatten uns für eine internationale Schule mit britischem Schulsystem entschieden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Unter anderem werden wir voraussichtlich etwas länger im Ausland bleiben und zudem finden die Kinder viel schneller Anschluss, wenn sie Englisch sprechen. Meine Kinder (damals ca. 3 und 5 Jahre) sprachen bis dahin eigentlich gar kein Englisch. Eine Art Eingewöhnung für 3 Tage gab es lediglich im Kindergarten. Meine Tochter dagegen musste ab Tag 1 alleine in die Schule gehen, zu Lehrern, die sie vorher nur einmal gesehen hatte und mit einer Sprache, die sie nicht verstand. 

Während mein Kleiner doch fast 4 Monate brauchte, bis er komplett ankam, fand meine Große die Schule ab Tag 1 toll. Im Gegensatz zum deutschen Schulsystem sind die Kinder im britischen Schulsystem in dem Alter schon richtig am Lernen. Von klein auf werden dort spielerisch das Rechnen, Schreiben und Lesen vermittelt. Über ein Online-Programm, das von den Kindern selbst mit aktuellen Geschehnissen und Aktivitäten in der Schule auf dem Laufenden gehalten wird, konnte ich auch sehen, was und wie sie den Stoff vermittelt bekommen. Spielerisch mit vielen unterschiedlichen Materialen wird den Kindern alles nähergebracht. 

Zudem bekommen Kinder mit weniger Wissen z.B. statt Mandarin-Unterricht erstmals eine Art Nachhilfeunterricht in Englisch. Meine Tochter war dadurch nach nur 3 Monaten tatsächlich in der Lage, sich auf Englisch zu verständigen. Jetzt nach 6 Monaten sprechen beide Kinder fließend Englisch.

Zwischen Online und Offline

Da wir uns aber, wie der Rest der Welt, auch in einer Pandemie befinden, mussten wir oft zwischen Online- und Offline-Unterricht switchen. Da in solchen internationalen Schulen hauptsächlich Expat-Kinder sind, deren Eltern die Schule meist durch ihre Firmen bezahlt bekommen oder die selbst viel Geld aus eigener Tasche in eine gute Bildung ihrer Kinder stecken, sind die Schulen auch gut vorbereitet. Ab dem 1. Tag Homeschooling bekamen die Kinder Informationen zum Online-Unterricht nach Hause und wir konnten ab dem Folgetag sofort starten. 

In einem Land wie Südkorea überrascht das aber auch nicht unbedingt. Die Eltern stecken privat viel Geld in die Bildung der Kinder. Sie sollen auf die besten und teuersten Schulen gehen. Diese dürfen aber meist nur mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit besucht werden. Mit ein Grund, warum viele Koreaner z.B. nach Amerika ziehen. Die Kinder werden dort geboren und können dann mit der amerikanischen Staatsbürgerschaft hier in Korea  auf die internationalen Schulen gehen. 

Viele koreanische Kinder gehen auch nachmittags nach der regulären Schule noch in sogenannte Hagwons. Dort wird der Unterricht der Schule aufgearbeitet und der Folgestoff schon vorgearbeitet. Eine gute Filmempfehlung dahingehend wäre übrigens „Skycastle“. Super interessant für alle, die das Thema interessiert.

Südkorea und die Pandemie

Das Thema Covid19 ist natürlich auch hier tagtäglich präsent. Wir haben aber dahingehend Glück, dass hier wegen der schlechteren Luftqualität tendenziell schon immer viel Masken getragen wurden und diese daher ohne Probleme akzeptiert sind. Seit Beginn der Pandemie ist hier eine Einreise nur mit Quarantäne möglich, es gelten sofortige Coronatests bei Verdacht und ständiges Tragen der Masken (übrigens auch ganztägig in Kindergarten und Schule Pflicht). Je nach Level haben Bars, Restaurants und Cafés frühere Schließzeiten und die Schulen befinden sich ständig im Wechsel zwischen Offline- und Onlineunterricht. Während die Neuinfektionen in Deutschland täglich bei etwa 20.000 liegen, sind es hier in Südkorea gerade mal zwischen 400 und 700.

Alles in allem kann ich auf jeden Fall sagen, dass wir uns hier in Seoul wunderbar eingelebt haben. Wir haben gleich zu Anfang, dank Instagram, Anschluss gefunden. Und wir hatten auch Glück, dass unsere Kinder alles so wunderbar angenommen haben. Es gab keine Tränen, kein Heimweh oder Ähnliches. Kindern kann man of mehr zutrauen, als man denkt. Vor allem ist es wichtig, dass wir Eltern ihnen ein positives Gefühl vermitteln. Egal, ob es jetzt um das Auswandern oder aber die Pandemie geht.

Wenn ihr mehr über Doris lesen wollt, schaut unbedingt auf ihrem Blog cosyfoxes vorbei. Eine sehr inspirierende Frau.