traumdeutung

Es ist dunkel und du fühlst dich immer schwerer, dein Puls wird langsamer und deine Muskeln entspannen sich. Kurz gesagt: Du schläfst ein. Diese Zeit des Einschlafens ist eine von fünf Schlafphasen in der Nacht. Eine weitere ist die Traumphase, in der unser Unterbewusstsein die schönsten, skurrilsten oder auch schrecklichsten Dinge erleben kann.

„Noch bevor ich schwanger wurde, träumte ich ständig davon, mein Baby zu vergessen und es erst nach Tagen zu finden. Ich wusste einfach nicht, was das bedeuten soll, immerhin würde ich mein Kind ja nicht wirklich tagelang z.B. in der Küche liegen lassen.“ Helene plagte dieser Traum lange, doch als sie wirklich ein Baby erwartete, hörten sie auf. Bedeutet das etwa, dass sie ihr Kind vernachlässigen wird?

Unsere Träume können uns laut unterhaltsamen TV-Formaten und diverser Websites viel über unsere Wünsche, inneren Konflikte und Beziehungen verraten. Doch Traumdeutung ist keine Erfindung der Neuzeit, um das Wirr-Warr in unseren Köpfen zu ordnen, sondern hat seine Ursprünge schon vor Jahrtausenden. 

Jede Nacht verarbeiten wir viele Informationen und Erlebnisse, die wir am Tag zuvor aufgenommen haben. Das passiert nicht in einem wilden Schlaf-Traum-Mix, sondern wir Menschen durchleben normalerweise die fünf gleich Schlafphasen und das mehrfach pro Nacht, auch wenn wir diese nicht aktiv bemerken. Ein Zyklus dauert ungefähr anderthalb Stunden. Der erste dieser Abschnitte ist die Einschlafphase, die die ersten Minuten während und nach dem Einschlafen umfasst. Wenn wir jetzt, beispielsweise durch ein Geräusch, gestört werden, sind wir wieder hellwach. Anschließend kommen wir in die Leichtschlafphase, in der unsere Hirnaktivität und Muskelspannung abnimmt und die in etwa die Hälfte des gesamten Schlafes ausmacht. Es folgt der Abschnitt des Schlafzyklus, in dem viele Menschen nur schwer zu wecken sind: Die Tiefschlafphase. Durch die tiefe Entspannung ist es nicht nur körperlich, sondern auch geistig die wertvollste und erholsamste Zeit. Die fünfte und letzte Phase unseres Schlafes wurde nach den schnellen Bewegungen unserer Augen während dieser benannt. Während der REM-Phase (rapid eye movement) beschleunigt sich unsere Gehirnaktivität und wir träumen, daher wird dieser Abschnitt auch Traumphase genannt. Forscher gehen davon aus, dass wir hier Erlebtes verarbeiten und sich unser Körper nach einigen Schlafzyklen so aufs Aufwachen vorbereitet.

Was genau ist denn ein Traum überhaupt? Der Duden nennt es schlicht eine „im Schlaf auftretende Abfolge von Vorstellungen, Bildern, Ereignissen, Erlebnissen“. Wer schonmal einen lebhaften Traum hatte, weiß, wie real sie sich anfühlen können. Schweißgebadetes Aufwachen, die Angst vorm Verlassen werden oder sogar ein Orgasmus können sehr wahrnehmbare Reaktionen sein. Forscher benennen Träume unter anderem als psychische Aktivitäten während des Schlafes, die nur durch Rückerinnerung der Träumenden zugänglich sind. Kurz und knapp bedeutet es, dass niemand bei der Analyse des Erlebten helfen kann, wenn die träumende Person sich nicht erinnert und vollkommen ehrlich ist. Dabei fällt es nach bestimmten Träumen nicht leicht, erstmal mit sich selbst ehrlich zu sein: Sex mit der neuen Nachbarin, die Prügelei mit dem besten Freund oder eben das eigene Baby zu vergessen kann emotional eine Herausforderung sein, auch wenn es nicht einmal wirklich passiert ist.

Die ersten übermittelten Träume, sowie ihre Deutungen, stammten wohl von den Ägyptern. Diesen waren vor allem die Träume ihrer Pharaonen und Priester wichtig gewesen und daher hatten sie diese in Stein gemeißelten Traumbüchern festgehalten. Sie hatten daran geglaubt, ihren Göttern im Traum zu begegnen und so einen Ausblick auf ihre Zukunft zu bekommen. Die Ägypter blieben jedoch nicht das einzige Volk, welches sich ihrer Träume bewusst wurde, sondern unter anderem auch die Griechen, amerikanische Ureinwohner und indigene Völker Afrikas hatten an deren Bedeutung geglaubt. 

Heutzutage brauchen wir nicht mehr Hammer und Meißel, sondern können verschiedenste Schlagwörter in online Suchmaschinen oder spezielle Apps tippen. Was genau dann angezeigt wird, ist keine göttliche Begegnung, sondern purer Zufall oder auch einfach gute Arbeit der Website-Ersteller. 

Helene ist heute 29 und Mutter einer kleinen Tochter. Obwohl die Träume vom Vergessen ihres Babys mittlerweile schon über drei Jahre her sind, verfolgen sie diese zeitweise noch immer. Daher beschloss die junge Frau, ihnen auf den Grund zu gehen und suchte online nach den Schlagwörtern „Baby“ und „Traumdeutung“. Die Anzahl der Ergebnisse war schier überwältigend und sie beschränkte sich bei ihrer Recherche auf die ihr ersten angezeigten Seiten.

Doch wie genau können Träume denn gedeutet werden? An manchen Tagen könnte es leichter fallen, da sie bestimmten Ereignissen eindeutig zuzuordnen sind, wie beispielsweise einem Streit mit dem Partner. Andere Träume sind schwieriger zu deuten, da sie ohne jeglichen Zusammenhang zu sein scheinen und auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben. Dabei hilft es bestimmte Symbole auszumachen oder sie in eine Kategorie einzuteilen. Mögliche Kategorien sind dabei beispielsweise Tier-, Angst- oder Fallträume. Einige bekannte Symbole sind Nacktheit, Zähne oder Prüfungen, die jedoch nicht direkt ebendas bedeuten müssen. Ausfallende Zähne können zum Beispiel für den Zweifel am eigenen Selbstbewusstsein stehen und in der Öffentlichkeit ungewollt nackt zu sein, kann zeigen, sich im echten Leben bloßgestellt zu fühlen, auch mit Kleidung am Körper. Im Traum eine Prüfung zu haben und darauf gänzlich unvorbereitet zu sein, bedeutet es möglicherweise zu kritisch mit sich selbst und den eigenen Leistungen umzugehen.

Was kann denn dann ein Baby, vor allem ein von der Mutter vergessenes, heißen? Im Allgemeinen kann ein Säugling einen echten Kinderwunsch ausdrücken oder mit Geburt oder Schwangerschaft in Verbindung gebracht werden. Weitergedacht, kann es auch für Unreife oder die eigene Kindheit stehen. Helene fand auf einer Website genau das Bild, was in ihren Träumen immer wieder auftauchte: Ein allein gelassenes Baby. Das stehe dafür, einem bestimmten Sachverhalt den Rücken zuzukehren. Während Helene diese Träume hatte, wohnte sie mit ihrem Freund in einer Wohnung, die, in ihrer Wahrnehmung, zu klein für Leben mit einem Kind war. Da der Kinderwunsch des Paares zu dem Zeitpunkt sehr groß war, denkt die junge Frau, dass der fehlende Platz sowie das damals noch fehlende Engagement bei der Wohnungssuche ausschlaggebend für ihre Träume war. Immerhin hörten diese, soweit sie sich erinnern konnte, mit dem Umzug in eine größere Wohnung auf. Den Grund, der letztendlich der Ausschlag für diese Bilder war, wird sie nie sicher erfahren. Doch was wirklich für sie zählt, ist nun ihre mittlerweile dreijährige kleine Tochter und dass dieser Traum nie Wirklichkeit wurde.