geschrieben von Maria 

Auch mit der Befürchtung, dass jetzt die ersten Leser gleich wieder abspringen, eines vorweg: Ich bin Lehrerin! Das ist nicht das erste, was ich erzähle, wenn ich jemanden kennenlerne. Es ist aber auch nichts, was ich verheimliche. Ganz im Gegenteil, ich stehe zu meinem Beruf, den ich liebe und der für mich nicht nur Beruf, sondern auch Berufung ist. 

Ich könnte jetzt schreiben, dass wir Lehrer doch nicht so faule Säcke sind, wie Altkanzler Gerhard Schröder vor etlichen Jahren mal sagte und wie bis heute noch von vielen angenommen wird. Ich könnte jetzt schreiben, warum die Ferienanzahl angemessen ist und dass wir gar nicht so viele Ferien haben, wie immer alle denken. Ich könnte auch was zu der Bezahlung schreiben. Aber dann sind auch die letzten Leser vollends vergrault. Außerdem habe ich mich dazu schon so oft im privaten Umfeld geäußert und rechtfertigen müssen, dass ich etwas müde geworden bin. Natürlich macht mich dieses unsägliche Lehrer-Bashing, welches dank Homeschooling und Distance Learning im Augenblick wieder zugenommen hat, wütend und auch traurig. Aber ganz unabhängig davon mache ich meinen Beruf nach wie vor sehr gerne. 

Genetik, Schicksal und Liebe

Überhaupt, warum bin ich eigentlich Lehrerin geworden? Mit Sicherheit gibt es dafür viele Gründe, aber zwei sind wohl ausschlagegebend gewesen. Zum einen sage ich rechtfertigend immer, dass es genetisch bedingt ist, da ich in einer Lehrerfamilie aufgewachsen bin. In meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich noch versucht, mich dagegen zu wehren und wollte Logopädin oder Landschaftsarchitektin werden. Ich habe in beiden Berufen ein Praktikum gemacht, um am Ende herauszufinden, dass das zwar schöne Berufe sind, sie aber nicht zu mir passen. Ich habe mich meinem (genetischen) Schicksal also ergeben und mich phasenweise sehr durch meine eigene Schulzeit gekämpft. 

Dann habe ich in einer Stadt studiert, die ich erstmal bei GoogleMaps suchen musste. Im Hörsaal roch es das eine oder andere Mal nach Schwein oder Huhn, wenn mal wieder ein Viehtransporter vorbeifuhr. Dafür habe ich in dieser Stadt auf einer der ersten Unipartys meinen heutigen Mann kennengelernt, der – wie sollte es anders sein – auch Lehrer ist. An der Uni war alles recht gemütlich, wir waren insgesamt nur ca. 3500 Studenten, und die Professoren kannten uns mit Namen. Inklusion und Distance Learning waren vor 15 Jahren kein Thema in unserem Studium. Nach dem Studium ging es zusammen mit meinem Mann zurück in meine Heimat. 

Seit zehn Jahren arbeite ich nun dort an einer kleinen Grundschule. Was mich hier glücklich macht? Ich arbeite mit Kindern zusammen und ich kann ihnen etwas beibringen. Und das ist der zweite und vor allem entscheidende Punkt, weshalb ich Lehrerin geworden bin. Außerdem möchte ich den Kindern helfen, selbstständig zu werden, und ihnen gleichzeitig zeigen, wie und wo man Hilfe bekommt. 

(Keine) Superlehrerin

Ich empfinde meine Arbeit oft auch als anstrengend, aber vor allen Dingen erfüllt sie mich.  Manchmal bekommt man auch besonders viel zurück, wie in dem folgenden kleinen Beispiel: Ich lege meinen Schülern am Nikolaustag immer etwas Schokolade in ihre Hausschuhe, die sie bei uns im Schulgebäude tragen. Die Schüler haben die Schokolade immer bereits vor dem Unterrichtsbeginn aufgegessen und ein „Danke“ ist bislang niemandem über die Lippen gekommen. Jetzt kann man sich fragen, warum ich es immer wieder mache. In einem Jahr kam am Nikolaustag eine ehemalige Schülerin mit einem Blumenstrauß mit meinen Lieblingsblumen in die Schule. Sie sagte: „Früher hast du uns immer etwas in die Schuhe gesteckt, heute wollte ich dir mal etwas schenken.“ 

Gewiss bin ich keine Superlehrerin und natürlich bin ich mal unvorbereitet, gestresst, übermüdet, überarbeitet, genervt und oft denke ich auch im Unterricht an meine noch recht kleine Tochter, die in der Zeit, in der ich in der Schule bin, in der Krippe ist. Aber ich versuche, so gut ich kann, für meine Schüler eine gute Lehrerin und Lernbegleiterin zu sein. Und diese Intention erlebe ich bei einem Großteil der Lehrer, die ich kenne. Deswegen würde ich mir manchmal wünschen, dass das ein bisschen berücksichtigt wird, bevor über Lehrer pauschal gelästert oder vorschnell geurteilt wird. Aber ganz unberührt davon: Ich liebe meinen Beruf, der für mich eine Berufung ist.