geschrieben von Björn und Christian

Das Thema Rollenbilder oder Rollenverteilung begegnet uns allen im tagtäglichen Leben. Zumindest sorgt zu einem großen Teil die Gesellschaft für genau diesen andauernden Gedankengang. Es geht um Bilder wie: Mann geht arbeiten, Frau bleibt zuhause bei den Kindern. Oder auch Jungs, die Blau tragen, Mädchen, die natürlich in Rosa umherlaufen. Der Mann mit der Bohrmaschine, die Frau mit der Waschmaschine… so gibt es unzählige Möglichkeiten, genau diese alte, klassische Verteilung aufzuzählen. 

In Regenbogenfamilien, also Familien mit homosexuellen Elternpaaren, bekommt dieses Thema dann einen ganz neuen Aspekt. Geht es z.B. tatsächlich darum, dass generell der schwächere, weichere oder emotionalere Part die Hausarbeit, das Trösten, das Bettbringen übernimmt? Und zu wem sagt bei einem schwulen Paar das Kind eigentlich „Mama“?

Ja, das wurden wir wirklich gefragt! Und nicht von irgendjemandem, sondern ganz offiziell im Jugendamt. Mein Mann und ich schauten uns damals an und wussten nicht, ob wir lachen oder weinen sollen. Wie weit kann die Gesellschaft mit dieser Einordnung eigentlich gehen? Muss man wirklich jeden und alles in eine Rolle stecken? Und warum lässt man Menschen nicht einfach nur Menschen sein? 

Natürlich ist es wichtig, dass in Führungspositionen gleichermaßen Frauen und Männer zu finden sind, dass Frauen genauso mit Kind arbeiten dürfen wie Männer, dass Jungs auch Rosa tragen dürfen usw. Aber WARUM muss immer alles benannt werden? Warum kann nicht statt von Rollen, von Stärken oder Interessen Einzelner gesprochen werden? 

Er liebt Piraten


Keiner von uns hat sich bei der ersten Traktorsichtung vor unseren Sohn gestellt und ist ausgeflippt, das hat er von ganz alleine plötzlich getan. Wir haben weder Autos noch Puppen in irgendeiner Weise mehr getriggert. Wir haben ihm ein Auto geschenkt, er nimmt es überall mit hin. Das Gleiche haben wir mit einer Puppe getan und er schaut sie nicht an. Er liebt Piraten, ihn interessieren momentan aber keine Feen oder Einhörner.

Andersherum schaue ich mir unsere Patenkinder an, zwei Mädels. Sie wollen kein blaues, gelbes oder rotes Zimmer… es soll Rosa sein, sie lieben ALLES was Rosa ist und glitzert. Natürlich kann man auch hier hingehen und wieder die Gesellschaft, also uns, dafür verantwortlich machen. Immerhin wachsen sie mit stereotyper Werbung auf, mit Gender-Mainstream in Klamottenläden usw.

Auf der anderen Seite kann man aber doch auch ein Stück weit zurücktreten und dem Kind die Möglichkeit zum Auswählen geben. Wenn es eben Blau und Autos liebt, dann möchten wir ihm dies auch nicht vorenthalten. Warum sollen wir eine gelbe Shampoo-Flasche kaufen, wenn er sich mehr über den blauen Piraten freut. Und wenn er sich einen rosa Puppenwagen zum Geburtstag wünscht, dann bekommt er auch diesen. 

Wie ist das mit zwei Papas?

Wir möchten, dass sich „Zwergi“ bestmöglich entwickelt und entfaltet. Dass er all seine Kreativität und Neugierde ausleben kann. Wir lenken bei der Wahl seiner Interessen nur bedingt und in den seltensten Fällen. Wir möchten, dass er möglichst viel selber erlebt. 

Und wie ist das bei uns? Wie ist das mit zwei Papas? Wer ist denn nun der Coolere und wer das Sensibelchen? Oder gibt es vielleicht sogar das coole Sensibelchen? Auch hier mögen wir diesen ganzen Rollenfirlefanz nicht. 

Papi Christian ist der nach außen Sensiblere, der Träumer, der Zweifler und Nachdenkliche. Christian übernimmt oft die Wäsche, das Kochen oder das Trösten von Zwergi. Ich, also Papa Bjoern, bin der Gradlinige, der Lösungsorientierte und Pragmatiker. Und wie es eben so ist, steckt auch die andere Seite in jedem von uns – manchmal sogar stärker, als es der jeweils andere nach außen zeigt. Ich kann bei jedem Disney-Film anfangen zu heulen. Streit und Diskussionen kann ich überhaupt nicht ertragen. Christian kann urplötzlich aus dem Nichts dann doch eine große Entscheidung treffen und überrascht damit jeden… Man kann es also drehen und wenden wie man es will und gerade braucht. 

Wir beide sind uns einig, dass es einfach Menschen gibt, die Dinge gerne machen und können. Und dann gibt es Sachen, die man weniger gerne macht, in denen man vielleicht auch nicht besonders gut ist. Und somit erübrigt sich die Frage nach der bestimmten Rolle ganz schnell, der Vorgabe, was man zu sein hat, nur weil man vielleicht männlich ist. 

Am Ende kann man das Thema – fernab von großen Genderthemen – auch mit einem Augenzwinkern betrachten. Und ganz ehrlich, lassen wir doch mal die Kirche im Dorf! Oder ist es wirklich wichtig, ob ein Ampelmännchen männlich, weiblich oder genderneutral aussieht? Und neben blauem und rosafarbenem Shampoo findet man bestimmt auch eine gelbe Flasche. Da ist es doch ein wesentlich wichtigerer Schritt, dass wir endlich mal Wickeltische auf dem Männerklo finden.

Björn und Christian findet ihr unter @papaundpapi