geschrieben von Lola
Oder: Leben ist das, was passiert, wenn man andere Pläne macht. An alle, die jünger sind als ich und dies hier lesen (wohl die überwiegende Mehrzahl): Es gibt positive Erkenntnisse!
Falls ihr da draussen, egal wie alt ihr seid, auch schonmal das Gefühl hattet: Warum mach ist das hier? Wie schnell vergeht die Zeit? Was spiele ich für eine Rolle? Ich kann euch sagen: Das wird mehr!
Da gibt es diese berühmten Sprünge im Leben, die die meisten Menschen traditionell an den runden Geburtstagen festmachen. Und tatsächlich: Mit 30 spätestens kommen die ersten Gedanken über den Sinn des Ganzen (wenn es gut läuft), mit 40 merkt man, dass man tatsächlich älter wird und manches aufhört oder aufhören könnte. Mit 50 wird einem die Endlichkeit des Lebens knallhart bewusst – und daraus resultierend die Phase: Jetzt erst recht! und mit 60 (so hoffe ich) sagt man sich: Na also, klappt doch!
In den letzten Jahren schaue ich auf jeden Fall immer verwunderter in den Spiegel. Da drinnen um die 30 – und wer ist bloß diese ältere Frau da vor mir? Wie geht das zusammen? Ach egal, schnell weggucken. (Das ist die Zeit, in der Fotos von sich selbst immer unwichtiger werden und Selfies definitiv vorbei sind…)
Aber jetzt genug über das Älterwerden lamentiert: Eigentlich wollte ich ja von mir und meinem Erleben des Ich-werde-Oma-Moments erzählen. Nina ist, wie ihr wisst, meine Tochter und mein ältestes Kind neben ihren beiden Brüdern. Uns verbindet eine besondere Beziehung, die auf jeden Fall schon durch alle möglichen Test- und Härtephasen gegangen ist – denn Nina war immer und früh sehr neugierig auf das Leben und sehr wissbegierig. Wenn ihr versteht, was ich meine.
(Sorry, Nina – das ist keine Retourkutsche für deine etwas überspitzte Erzählung, wie ich die Nachricht aufgenommen habe… ja, ich liebe dich auch sehr :-))
Da hangele ich mich also von Krise zu Krise, schiebe Gedanken und Zweifel zur Seite, organisiere meine bunte Patchwork-Familien-Welt mit mir als Mutti-Vorstand. Überlege und mache Pläne, wie ich jetzt das machen und jenes bewältigen werde. Habe den Gedanken an eigene Kinder nun auch im Herzen abgelegt und werde mich jetzt auf mich konzentrieren. Auf mich. Hihihi…. und dann passiert das Leben.
„Mama, können wir skypen?“ (Skypen? Sie will nie skypen) „Morgen, Nina, heute abend schaue ich mit deinem kleinen Bruder unser Lieblingsquiz.“ (Wir telefonieren doch sowieso täglich!!) „Mama, es ist wichtig!“ (Oh je, 17 schlechte Gedanken. sie ist schwanger war einer der beruhigendsten….) „Ok, Nina, klar hab ich Zeit.“
Der Hörer fiel mir nur kurz aus der Hand. Hatte ich erzählt, dass ich in den Wochen zuvor wie einer Eingebung folgend soooo intensiv über das Erwachsenwerden beziehungsweise Erwachsensein meiner Tochter nachgedacht hatte? Dieser Gedanke: Jetzt macht sie ihr Ding. Jetzt ist sie eine Frau, jetzt wird sie ein Familie – es war nahezu greifbar. Gibt es doch feinstoffliche Übertragung? (Und das mir als bekennende Nichtesoterikerin. Aber hallo, gibt es vielleicht doch was da draussen?)
Gestern habe ich noch überlegt, wann ich endlich mal die Kinderfotos sortiere, bevor die Kleinen gross sind.
Ich brauchte ungefähr drei Nächte, um die Neuigkeit zu verdauen. Schwanger. Ein Baby. 1000 Gedanken und Gefühle. Erinnerungen: Dieser Taufspruch eines lieben Onkels (hallo Hans-Willy) für mich anlässlich Ninas Taufe: Kinder sind nur unsere Gäste…
Nach diesen drei Nächten ist es angekommen. Da ist es also, dieses doppelte Glück, diese Freude mal zwei (ja: sie verdoppelt sich!). Und ich bemühe gleich nochmal die feinstoffliche Übertragung. Alles Glück und gute Energie und schöne Gedanken zurück zu dir, liebe Nina und liebes Mini-aempf.
Tja… und dann passiert es. Das Andere. Der Blick in den Spiegel kommt immer noch aus jungem Herzen, aber die 53 gefallen mir plötzlich viel besser. Herzlich willkommen, neue Lebensphase.
OMA ist relativ. Keine Sorge.
Bild: Annette Marks