bali

 

 

Ich wollte doch eigentlich nur mich finden und kam mit ihm zurück. Eine Geschichte, die zu kitschig ist, um sie zu erzählen. Aber zu schön, um sie zu verschweigen. Vor drei Jahren habe ich ihn kennengelernt, den Mann, den man sich immer erhoffte. Mir schon als Kind wünschte. Im Pausenhof, mit der Grundschulfreundin besprach, wie viele Kinder man wohl später mit seinem Partner haben werde. Schon immer war mir klar, dass es dieses Match irgendwo auf der Welt geben muss. Dass ich ans andere Ende der Welt fahren sollte, um es zu finden, war mir aber nicht in den Sinn gekommen. Bis es passierte…

Es lagen turbulente Jahre hinter mir. Frisch aus dem Studium arbeite ich in einem Kochbuchverlag und baute ganz langsam meine Selbstständigkeit auf. Ich wohnte mit einer Freundin in einer WG – wir schliefen sogar in einem Zimmer. Mittags wurde gearbeitet, am Wochenende gefeiert. Mein Ziel zu der Zeit? Ich glaube: Sinn zu finden. Sinn in meinem Leben. Sinn in dem, was ich tat. Erfahren, wofür ich eigentlich da bin und ob mein Leben eine tiefere Bedeutung hat. Hört sich schräg an? Aber ich denke, dass jeder mehr oder weniger reflektierte Mensch über sein „sein und werden“ nachdenkt.

Eines Nachmittags fuhr ich mit meinem Auto vom Sport nach Hause. Es war ein ganz normaler Nachmittag, bis mir an der Ampel ein Bulli volles Brett hinten reinfuhr. Das Auto hatte einen leichten Kratzer, die Stoßstange war verbogen. Alles nicht so schlimm, alles schnell wieder zu beheben. Die Versicherung zahlte mir aber trotzdem die Kosten für eine komplett neue Stoßstange. Geld, das auf einmal auf meinem Konto war und für etwas ausgegeben werden konnte, dass vielleicht mehr Wert hat als eine neue Stoßstange. Ich hörte in mich hinein und entschloss: ich will jetzt weg. Sofort. Nach Bali – da soll es schön sein und ich kann mich eine Zeit auf mich besinnen. Vielleicht ein paar Antworten auf meine Fragen finden. Ich habe ausführlich über mein erstes Mal Bali geschrieben, die Artikel findet ihr hier.

Ich besprach eine sechs Wochen lange „Auszeit“ (das nötigste konnte von unterwegs gemacht werden) mit meiner damaligen Chefin, buchte einen Flug und vermietete mein Bett unter. Und dann ging es los – mit Rucksack und Computer. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zu kommen soll – Gott sei Dank – sonst wäre ich vor Aufregung wahrscheinlich nicht ins Flugzeug gestiegen. 20 Stunden später war ich da: alleine auf Bali mit ein paar wenigen Inspirationen, wie meine Reise aussehen könnte. Ich reiste umher, fand schöne Orte, traf nette Menschen, lag herum, aß sehr gutes Essen, führte tolle Gespräche, wohnte in schönen Unterkünften, machte Yoga, meditierte das erste Mal bewusst und kam mir immer näher. Nur ein Thema war für mich mehr als uninteressant: Männer. Ich wollte für mich sein, wollte keine Ablenkung, wollte keinen Flirt.

Nach ein paar Wochen reiste ich nach Ubud – um dort eine Woche lang mehrmals am Tag Yoga zu praktizieren. Ich wollte eine Woche in Ubud untertauchen (untertauchen, um zu mir zu gelangen) und stand jeden Morgen um 5 Uhr auf, um beim Sonnenaufgang auf der Matte zu stehen. Bei einem Abendessen traf ich eine balinesische Familie, die mir (im Laufe des Gespräches) von einem Heiler erzählte, der mir meine Fragen auf mein Leben beantworten könnte.

Diesen suchte ich auf und stand auf einmal in einem kleinen Tempel, vor einem rundlichen kleinen Mann, der mich um ein großes Räucherstäbchen drehte. Wie das ganze Treffen mit ihm war, könnt ihr hier noch einmal nachlesen. Nach vielen emotionalen Worten, Tränen und einem (im wahrsten Sinne) rauchigen Kopf ließ ich dieses Treffen hinter mir, obwohl es mich bis heute beschäftigt. Der Heiler war sich sicher, dass ich bald einen Mann treffen werde. Einen Mann, der original so aussehen sollte, wie es Hörby tut (den ich zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht kannte). Einen Mann, der charakterlich genau mein Gegenstück ist und ja… der irgendwo auf mich wartet. Eine von vielen Vorahnungen, die ich mitnahm, die mich berührten, die ich aber nicht für ganz voll nahm.

Ich blieb noch ein paar Tage dort. Ließ das Erlebte sacken, reiste weiter in den Norden, um dann, an meinen letzten Tagen, den Süden Balis zu erleben. Meine Route habe ich vor Ort geplant, doch eins war mir von Anfang an sicher: ich möchte unbedingt einmal an einem Sonntag ins Single Fin. Die wohl bekannteste Bar Balis, die jeden Sonntag eine legendäre Party steigen lässt. Ich wollte dieses Gefühl miterleben, wollte wissen, was an dieser Bar so besonders ist.

In Uluwatu angekommen, verließ mich so langsam die Lust alle drei Tage umzuziehen. Ich merkte, dass diese Reise für mich bald ein Ende hat und, dass das auch gut so ist. Denn egal, wie lange ich unterwegs bin: ich mag „zuhause“ sehr gerne. Ich mag es, Leitungswasser trinken zu können, überall eine Toilette zu finden, wenn ich eine brauche und ich mag Mülltrennung. So sehr ich meine Reise, meine Zeit auf Bali auch liebte: ich freute mich wieder auf Hamburg. Doch ein paar Tage konnte ich nun noch faulenzen. Nachdem ich die letzte Zeit aber lieber alleine war, wollte ich so langsam mal wieder ein bisschen unter Menschen sein. Also öffnete ich meine Tinder-App, um zu gucken, ob sich Deutsche in meiner Nähe befinden. Ich swipte in Rekordzeit durch die App und blieb bei einem jungen Mann hängen. Sein Name war Hörby. Komisch – was soll das bedeuten? Doch sein Bild war herzzerreißend. Ein Surferboy mit einem indonesischen Baby auf dem Arm. Er sah gut aus, nett, lustig. Ich mochte ihn. Auch wenn ich da nicht die Absicht hatte, ihn zu daten. Ich wollte ihn nur kennenlernen. Auf ein Techtelmechtel drei Tage vor Abflug hatte ich keine Lust, das war mir einfach zu anstrengend. Ich swipte ausnahmsweise in die richtige Richtung und bekam sofort eine Antwort. Wir schrieben drei Nachrichten, bis er mich fragte, ob ich nicht Lust hätte mit ihm und seinen Freunden am Sonntag ins Single Fin zu gehen. Ich freute mich sehr und sagte ihm, dass ich da sein werde. Wir würden uns schon finden…