Ich kann mich noch an die Angst erinnern, die ich verspürte, als ich entscheiden musste, wie es für mich weitergeht. Diese Angst kam in der Schule auf, als es abzusehen war, dass ich bald meinen Abschluss in der Tasche haben würde und einen neuen Weg einschlagen musste. Sie kam auf, als ich mein Studium abgeschlossen hatte und klar war: Jetzt muss Geld reinkommen. Diese Angst, erfolgreich Entscheidungen zu treffen, damit es erfolgreich läuft, ist mir also bekannt – ich denke sehr vielen von uns. Jedoch muss ich sagen, dass sich Erfolg für mich im Laufe meines Lebens verändert hat.
Für mich waren immer die Leute erfolgreich, die angesehen waren, viel Geld verdient hatten, die etwas besser konnten als ich. Klingt hart, aber ich denke, dass es das ganz gut zusammenfasst. In der Schule, in der Uni war mein Wunsch, dass ich am besten ohne große Umwege ein Studium, einen Job ausübe, der mich zu einem erfolgreichen Menschen macht. Mir war schon immer klar, dass ich es gerne schön und bequem haben möchte und dazu zählt, dass ich Geld verdiene, das mich wiederum erfolgreich macht. Dass das nicht die richtige Antwort auf die Frage „Was bedeutet Erfolg für mich?“ ist, könnt ihr euch denken…
Meine Entscheidungen waren aber ganz gut gewählt, kann ich rückblickend sagen. Zwischenzeitlich hatte ich natürlich den ein oder anderen Aussetzer und habe überlegt, ob ich alles hinschmeißen soll, aber wie langweilig wäre es auch ohne diese Zweifel. Im Laufe meines Lebens hatte ich ein paar Begegnungen, die mir offenbarten, dass da eigentlich viel mehr zu holen ist als ein Job, der genug Geld mit sich bringt, und viel mehr als die Suche nach materiellem Erfolg…
Zu erkennen…
Zu erkennen, dass sich die Welt nicht um mich dreht, war wahrscheinlich der erste Schritt, der mich erfolgreicher werden lassen hat. Auch, wenn ich niemals ausgesprochen hätte, dass es so ist, habe ich meinen Mikrokosmos jahrelang als Ganzes gesehen und versucht, Dinge drum herum anzupassen, anstatt mich anzupassen.
Zu erkennen, dass Liebe kein Gericht aus zwei Zutaten ist, das man zusammenwirft und das dann immer schmeckt, ist eine weitere Erkenntnis, die mich gecatcht hat. Mit Anfang zwanzig verbrachte ich einen Kurzurlaub mit einer Frau, die der festen Überzeugung war, dass wir Menschen keine monogame Beziehung führen können. Etwas, was ich davor für verrückt abgestempelt hatte. Durch die Gespräche mit ihr habe ich aber begriffen, dass sie recht haben kann. Dass sie anders über die Liebe denkt als ich. Und das ist gut so.
Zu erkennen, dass Freundschaften im Leben gehen und kommen können. Dass es Wegbegleiter gibt und welche, die für immer bleiben, war ein Augenöffner, der mein Leben sehr verändert hat.
Zu erkennen, dass ich nach Verlust, mentalem Breakdown, schwierigen Zeiten, dem Gefühl von „Jetzt geht‘s nicht mehr weiter“ wieder aufstehen kann und daraus wachse, ist ein weiterer großer Erfolg für mich.
Zu erkennen, dass Erfolg wirklich nicht in Dingen, Geld oder Ansehen messbar ist, sondern ganz alleine in Glück, ist die Erkenntnis, die ich aus all dem gezogen habe.
Glück = Erfolg
Damals – ich gerade aus dem Studium raus, konnte mich gerade so als freie Journalistin über Wasser halten, mein damaliger Freund Hörby noch im Studium – hatten wir einen Termin bei der AWO, um eine finanzielle Unterstützung für die erste Zeit mit Baby zu beantragen. Ob wir uns beim Antragschreiben oder in dem Jahr, in dem wir jeden Monat 300€ bekommen haben, erfolglos gefühlt haben? Nein! Wir waren die glücklichsten und reichsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Wir waren frisch verliebt, hatten ein gemeinsames Kind bekommen, alles andere war uns egal.
Ihr lest, das Leben und meine Erwartungen an mich selbst und das Drumherum, haben sich verändert. Meinen Ehemann zu finden und zu halten, sowie zwei Kinder zu bekommen, waren bis jetzt wohl mein größter Ritterschlag und diese Form von Erfolg ist wirklich kaum zu erklären. Beruflich erfolgreich zu sein und ohne Sorgen zu leben, schöne Urlaube zu machen und meiner Familie Wünsche zu erfüllen, ist nur die Kirsche auf der Torte.