Wie muss das sein, aufzuwachen, und der Alltag ist nicht mehr wie früher? Wie muss das sein, seinem Kind mit dem Hörgerät oder den Prothesen zu helfen? Wie muss das sein, wenn es mögliche Impfungen gegen die Erkrankung gegeben hätte?
Die Geschichte des Impfens hat 1721 begonnen. 298 Jahre, in denen viele Krankheiten ausgerottet werden konnten, unzählige Menschen gerettet wurden – und zwar nicht nur die, die sich geimpft haben, sondern besonders auch schwache Mitglieder unserer Gesellschaft, die auf den Schutz von Stärkeren angewiesen sind. Ganz aktuell ist die meiner Meinung nach positive Entwicklung unserer Gesundheit durch Impfungen sichtbar geworden. Denn der Trend, sich oder seine Kinder nicht mehr impfen zu lassen, begünstigt durch Unwissenheit in verschiedensten Regionen dieser Welt und fehlende Aufklärungsarbeit, führten dazu, dass eine schon fast ausgerottete Krankheit – nämlich Masern – wieder häufiger vorkommt.
Eine dramatische Erkrankung, die leider viel zu oft unbeachtet wird, ist die Hirnhautentzündung (Meningitis), die durch eine Meningokokken-Infektion zustande kommen kann. Eine durch Meningokokken ausgelöste Meningitis ist aus dem echten Leben – sie kann uns alle treffen und besonders unsere Kinder. Mit etwa 300 Erkrankungen pro Jahr in Deutschland sind Meningokokken-Erkrankungen zwar selten, wenn man aber beachtet, dass Meningokokken-Infektionen am häufigsten bei Säuglingen und Kleinkindern auftreten, wird klar, wie ernst man sie meines Erachtens nehmen sollte. Denn wir reden hier nicht über einen leichten grippalen Infekt oder eine Magenverstimmung. Eine Meningokokken-Infektion führt in zwei Dritteln der Fälle zu einer Hirnhautentzündung und in einem Drittel zu einer Blutvergiftung. In manchen Fällen kommt sogar beides zusammen. Besonders heimtückisch ist diese Infektion, weil sie oft „übersehen“ wird, für harmloser abgestempelt wird, als sie eigentlich ist, denn Fieber, kalte Hände und Füße, Benommenheit, Kopfschmerzen und Schläfrigkeit können im ersten Moment auch nach einem harmlosen Infekt aussehen. Doch eine Meningokokken-Infektion muss dringend schnellstmöglich behandelt werden – innerhalb von wenigen Stunden kann diese nämlich dazu führen, dass Gliedmaßen abgenommen werden müssen, neurologische Schäden auftreten oder die Erkrankung sogar tödlich enden kann. Daher sollte immer zweimal hingesehen werden, wenn das Thermometer rot leuchtet… sobald das Fieber höher wird, Lichtempfindlichkeit und ein steifer Nacken zu den Beschwerden dazukommen, muss sofort gehandelt und ein Arzt aufgesucht werden.
Zur Vorsorge können wir uns frühzeitig über mögliche Impfungen gegen Meningokokken informieren. Was viele nicht wissen, ist, dass es nicht nur einen Typ dieser Bakterien gibt, sondern gleich zwölf! Fünf davon vor allem in Deutschland. Gegen Typ C wird standardmäßig (möglichst frühzeitig im zweiten Lebensjahr) geimpft, so lange man gemäß dem Impfplan der STIKO impft. Gegen die Typen ACWY kann man zusammen impfen lassen und sollte man sich besonders informieren, wenn man viel reist. Typ B ist mit 60 Prozent die meist verbreitete Meningokokken-Infektion in Deutschland, auch hier gibt es mögliche Impfungen, über die man sich frühzeitig beim Kinderarzt informieren kann.
Auch wir standen vor der Entscheidung, ob und wie wir impfen sollen. Auch ich hatte keine Ahnung, was uns bei einer Meningokokken-Infektion erwarten könnte. Auch ich musste mich erst informieren und habe, nachdem ich mit meinem Kinderarzt und der Betroffenen Lisa (*Name geändert), deren Sohn an Meningokokken erkrankt ist, gesprochen habe, einen Eindruck von der Schwere der Erkrankung bekommen. Lisas Sohn hatte Fieber, hat schrill geschrien und konnte sein Kopf nicht mehr richtig bewegen. Zu diesem Zeitpunkt war er zwei Jahre alt. Lisa erkannte, dass sie etwas tun muss, sie alleine konnte ihrem Sohn nicht helfen. Sie fuhr ins Krankenhaus und dort wurde schnell erkannt: hier sind Meningokokken im Spiel. Zum Glück hat Lisa schnell gehandelt. Und doch war eine Woche lang nicht klar, ob ihr Sohn diese Erkrankung ohne Folgeschäden überstehen würde. Nach sieben Tagen auf der Intensivstation konnte Lisas Familie langsam aufatmen. Ihr Sohn wird zwar noch länger mit Lichtempfindlichkeit und neurologischen Beschwerden zu kämpfen haben, aber er wird wieder der Alte werden.
Weitere Information findet ihr auch auf meningitis-bewegt.com.