geschrieben von Danielle

In der Grundschule war ich ein Kind wie jedes andere. Ich komme aus einem kleinen Dorf, in dem jeder jeden kennt. Ich hatte Freunde und war ein glückliches Kind. Mit ca. 9 Jahren wurde ich langsam übergewichtig. Schnell wurde vom Kinderarzt eine Stoffwechselstörung festgestellt. Ich lebte nach einer bestimmten Diät und trotzdem wurde ich immer dicker. 

Der Arzt meinte, die Pubertät und die Hormonumstellung in Kombination mit der Stoffwechselstörung seien daran schuld. Meine Eltern versuchten wirklich alles , aber es ließ sich nun mal nicht ändern. Irgendwann fing ich an, das zu akzeptieren. Meine engsten Freunde vermittelten mir, wie egal es ist, wie ich aussehe. Nach der 4. Klasse kam ich aufs Gymnasium. Viele meiner Freunde gingen auf die Haupt- oder Realschule. Nur drei Mitschüler aus meiner Grundschulklasse waren später auch mit mir in einer Klasse. Ab der 5. Klasse wurde mein Schulleben zum größten Horror. 

Albtraum Mittelstufe


Sowohl Kinder in meinem Alter als auch vor allem ältere Kinder haben mich gemobbt. Nur, weil ich nicht die richtige Figur hatte! Ich war nett, sozial, intelligent und wurde geschubst, mit Worten beleidigt, meine Schulsachen wurden zerrissen und gestohlen und das alles nur, weil ich nicht der Idealfigur entsprach! Mit 11! 

Da ich vom Dorf kam, war die Schule circa 15 Autominuten entfernt. Es gab einen Schulbus und die Fahrt war schrecklich. Wie oft ich in diesem körperlich angegangen wurde oder mir Sachen aus meiner Tasche genommen wurden, kann ich gar nicht aufzählen. Anfangs wandte ich mich an meine Eltern und diese wiederum sprachen mit den Eltern der Kinder, die mich fertigmachten. Schnell stellte ich fest, dass es das nur noch schlimmer machte. 


Als ich 15 war, machte ein anderes Mädchen im Sportunterricht in der Umkleide heimlich Bilder von mir in Unterwäsche und verteilte diese ausgedruckt an der ganzen Schule …
Meine Eltern haben sie angezeigt, aber da sie unter 16 war, war ihre Strafe, dass sie 50 Stunden in einem Altenheim helfen musste. Sie hat es geliebt und hat nach den 50 Stunden sogar freiwillig weitergemacht – also war das keine wirkliche Strafe. Ihr Verhalten mir gegenüber änderte sich dadurch nicht. 

Resignation

In der 7. Klasse blieb ich sitzen. Ich hatte einfach ein ganzes Jahr nichts gemacht. Keine Hausaufgaben, in Klassenarbeiten leere Blätter abgegeben, weil ich einfach nur raus wollte aus dieser Klasse. Weil ich die Hoffnung hatte, es würde woanders besser sein.


Falsch gedacht. Im Nachhinein habe ich mein Leiden dadurch nur um ein Jahr verlängert. Mit 16 wurde ich auf dem Geburtstag einer Freundin vergewaltigt. Das ist nicht die Geschichte, die hier hin gehört, aber auch da war im Grunde das Mobbing schuld. Ich hatte das Gefühl, nichts wert zu sein, und dadurch keine Kraft, mich zu wehren. Ich habe mein Leben so gehasst und daher letztendlich sogar versucht mich umzubringen.


Heute kann ich sagen, dass ich glücklicherweise überlebt habe. Ich habe danach eine Therapie gemacht. Bin zu meinen Großeltern gezogen, damit ich die Schule wechseln konnte. Habe dann im Ruhrgebiet mein Abi gemacht und bin zum Studieren nach Kiel gezogen. Ich hatte durch die Therapie endlich wieder Selbstwertgefühl und kann heute glücklich leben!


Aber – und das ist, finde ich, dass was ihr, liebe Leser, aus meiner Geschichte mitnehmen solltet – ich hatte Glück! Ich hatte Glück, dass ich eine wundervolle Familie habe und ich hatte Glück, dass ich überlebt habe. Mein Leben hätte mit 16 zu Ende sein können, nur weil Kinder grausam sein können. Wir sollten unseren Kindern weniger vermitteln, dass es einen Idealkörper gibt, sondern vielmehr, dass jeder Mensch es wert ist, geliebt und geschätzt zu werden – unabhängig von seiner Kleidergröße!