zwei kinder

Acht Monate zweifach Mama und es hieß, es wird sich viel verändern. Aber nein, es hat sich bis jetzt gar nicht so viel verändert. Denn meine Angst vor dem zweiten Kind war – bis jetzt – unberechtigt. Viel mehr: Es ist schöner, entspannter und leichter, als ich es mir jemals vorgestellt habe. Mal schauen, wie lange es noch so bleibt…

Bitte geht nicht direkt auf mich los, denn ja, auch ich liege abends komplett fertig auf dem Sofa. Auch ich rufe meinen Mann an und frage ihn, ob er heute eher Feierabend machen kann, ob er es noch schafft, einkaufen zu gehen oder bitte ihn als erstes, wenn er von der Arbeit kommt, die Waschmaschine leer zu machen, die schon seit zwei Tagen vor sich hingammelt. Damit will ich sagen: ich habe hier nicht alles im Griff, aber es ist halt auch kein Weltuntergang, wenn der Haushalt auf der Strecke bleibt oder ich abends erschöpft bin. Es ist gerade mein Leben, was ich mir selber ausgesucht habe und was ich sehr schön finde, oft anstrengend, aber schön.

Als wir Alma bekommen haben, wollte mein Mann direkt schon mit der Babyplanung für Nummer zwei beginnen. Ich war da aber gar nicht von begeistert, denn zwei kleine Kinder? Nein! Eins reicht mir schon. Ich habe mich von Anfang an dazu entschieden, weiter zu arbeiten und mich selber nicht zu sehr in den Hintergrund zu stellen – hat mit einem Kind funktioniert, aber das ist dann auch erstmal genug. Als mein erstes Kind aus dem Gröbsten raus war, das Babyalter hinter sich hatte und langsam ein richtiger Mensch wurde, kam da dann aber doch diese kleine Babysehnsucht wieder hoch und wir beschlossen, dass es jetzt richtig wäre, wenn wir wieder schwanger werden würden. Meine Zweifel, meine Sorge, meine Ängste blieben aber, denn ich konnte mir nicht vorstellen, wie unser Familienleben anders funktionieren soll. Wir hatten doch einen tollen Rhythmus, jeder wusste, was er zu tun hatte, wie der Tagesablauf war und wir hatten alles im Griff. Bis zum positiven Schwangerschaftstest, der mir klar machte: Shit, so schön es auch ist, dass wir wieder ein Baby bekommen… jetzt wird alles anders.

Und ja, es wurde erstmal alles anders. Denn meine Schwangerschaft war eine komplett andere als bei Alma. Als mein zweites Baby dann aber auf der Welt war, wurde es auf einmal ganz ruhig. In mir. Bei uns zuhause. Auch Alma. Der Papa ist übrigens immer ruhig. Mit der Geburt von Bruno flog so eine warme weiche Decke über uns, die uns ganz leicht auf den Boden drückt, aber nicht einengt, die uns beschützt und noch näher zusammenrücken ließ.

Besonders Alma ist, seitdem ihr Bruder auf der Welt ist, ein entspannteres Kind und ich hatte immer Angst vor dem Gegenteil, vor dem, wie ich es mit meinem Bruder erfahren habe – oder er mit mir. Doch sie wurde vom Einzelkind zur großen Schwester mit einem Wimpernschlag. Als sie das erste Mal ihren Bruder gesehen hat, war sie die Beschützerin. Ihr Baby, unser Baby, auf das wir alle aufpassen müssen und so lebt sie jeden Tag, jeden Moment mit ihm. Noch kein einziges Mal gab es bewusste Eifersuchtsmomente oder Stress unter den beiden. Wenn Bruno ihr Spielzeug wegnimmt, haben wir eine Regelung gefunden, wie sie damit umgeht. Dann geht sie nämlich an seine Kiste und holt ein anderes Spielzeug für ihn raus und tauscht mit ihm, oft will sie aber mit ihm zusammenspielen. Noch in der Schwangerschaft habe ich so viele andere Berichte gehört. Ich habe sogar mit verschiedenen Fachleuten über Geschwisterbeziehung gesprochen und immer gesagt bekommen, dass es zuerst einmal schwierig wird, dass es Wut und Eifersucht geben muss. Aber das muss es nicht. Ich will mit meinen Zeilen kein Druck aufbauen, sondern zeigen, dass es nicht so sein muss, wie es nun mal oft ist. Ihr könnt eure eigene Welt aufbauen. Es muss nicht laut und chaotisch werden. Es kann auch ganz normal weiterlaufen – es kann auch besser werden. Und wenn es das nicht ist, wenn es furchtbar anstrengend wird, dann ist das nun mal so und nicht schlechter, sondern anders… bis zu einer neuen Phase. Denn wir Eltern wissen doch alle, dass es das am Ende ist: eine Phase.

Unsere Phase seit acht Monaten klappt super gut. Wir haben ein wenig an unserem Tagesablauf gedreht. So übernimmt Hörby morgens die Große und ich den Kleinen. Und sonst ist alles gleich geblieben nur mit mehr Liebe, weil da halt ein neuer Mensch in unseren Kreis getreten ist. Und natürlich doppelt so viel Wäsche, die nervig ist, aber so lange sie in der Waschmaschine vor sich hin tröpfelt, sehe ich sie wenigstens nicht.