wochenbett besuch

Normalerweise, wenn ich eine dieser ganz normalen Bloggermamis wäre (sorry – ich hoffe es fühlt sich keiner angegriffen), würde dieser Text mit einem „Ich kann es gar nicht abwarten, die ersten Tage mit meinem Kind zu verbringen…“ anfangen. Doch das bin ich nicht und das tue ich nicht. Denn wie schon öfters erwähnt, macht die Geburt mir wenig Angst. Das Wochenbett und die Tage nach dem großen Knall dafür umso mehr. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Wie werde ich meine Anhängsel los?

Ich begebe mich hier auf sehr dünnes Eis. Wo ich doch weiß, dass viele von euch, meine Lieben, meine Freunde, meine Familie meine Texte lesen. Doch ihr kennt mich, ich nehme kein Blatt vor den Mund und merke immer wieder, dass es richtig ist, die Klappe aufzumachen. Denn nicht nur mich scheint dieses Thema zu beschäftigen, wo ich doch immer wieder im Netz lesen muss, dass viele Muttis die gleichen Appelle los werden wollen. Die Wochen nach der Geburt gehören uns!

Wenn ich an die Geburt denke, dann gehen mir natürlich Sachen durch den Kopf, die mit unendlichem Schmerz, Verletzungen, Schreien… anfangen, jedoch enden sie mit einem Moment, auf den ich mich wahnsinnig freue: Das erste Mal unsere Sonne im Arm zu halten. Dieser Moment wird hoffentlich so magisch sein, wie ich ihn mir vorstelle. Wäre da nicht…

Es gab in meiner Familie schon größere Diskussionen beim Thema Geburt. Na klar, am Ende akzeptiert jeder meinen Wunsch, dass ich dieses Erlebnis mit dem Papa – Hörby – alleine durchstehen möchte. Doch es scheint ganz normal zu sein, dass sich die Familie zu Kaffee und Kuchen vor dem Kreißsaal trifft, mir, anstatt WDR2 im Wohnzimmer, beim Schreien zuhört und auf den Gong wartet. Normalerweise wäre dieser, in einer Kaffeeklatschsituation, das Klingeln vom Backofen, wenn der Kuchen fertig ist. In dieser Situation ist es aber die Hebamme, die im besten Fall blutverschmiert auf den Flur kommt und zum Baby anschauen aufruft: „Es ist gerade geschlüpft und noch ganz frisch. Kommen Sie schnell!“

Mein absolutes Horrorszenario! Und damit meine ich nicht die blutverschmierte Hebamme, sondern den Ansturm von Menschen, die alle unsere Sonne bestaunen möchten.

Ich weiß, dass es alle nur gut meinen, mir keiner was Böses will. Ich denke nur, dass sich außenstehende in dieser Situation keine Gedanken darüber machen, dass die ersten Stunden, Tage oder vielleicht sogar Wochen ganz schön emotional für die Neueltern sind und das Baby noch so unangefasst und frisch ist, dass es sich ganz langsam an diese helle, laute Welt gewöhnen sollte. Warum ich mich so weit aus dem Fenster lehne? Weil ich es von mir selber kenne. Als ich noch nicht schwanger war und in meinem Umfeld Kinder geboren wurden, habe ich mich auch in die Schlange vor dem Krankenhauszimmer gestellt, um Baby zu gucken und Mutti zu beglückwünschen. Ich konnte zu der Zeit nicht ahnen, wie sehr die Mama doch in der Zeit ihre Ruhe braucht. Und auch jetzt kann ich es nur vermuten, da meine Geburt noch ein paar Wochen auf sich warten lassen soll.

Gerade deswegen entscheide ich mich für ein konsequentes „lasst uns bitte die erste Zeit für uns“ und versuche es so langsam immer mehr zu kommunizieren. Ich sage es euch, das ist gar nicht so einfach. Denn gefühlt jeder fühlt sich dermaßen vor den Kopf gestoßen, wenn es heißt „wir möchten erstmal für uns sein und sagen euch Bescheid, wann wir Besuch wollen“. Als wäre es ein Wettbewerb: Wer zuerst das Kind sehen kann, der darf es auch am meisten lieben. Totaler Blödsinn!

Ich spreche das Thema bei meiner Familie, bei meinen Freunden an und versuche vorsichtig abzuwägen, wie sie reagieren. Wenn man meine Meinung zu dem Thema rausstreichen würde, wäre der Plan unserer Anhängsel nämlich so:  Meine Mama möchte bei der Geburt dabei sein. Nein. Das möchte ich nicht. Meine Familie möchte dann doch wenigstens vor dem Kreißsaal stehen. Nein, auch das möchte ich nicht. Die ersten Tage nach Geburt trudeln alle ein, um sich das Baby anzuschauen, im Krankenhaus oder bei uns Zuhause. Kommen aus der Ferne und buchen sich ein paar Tage in Hamburg ein, um mich zu unterstützen. Und auch hier – nein, danke. Die größte Unterstützung wird sein, wenn der Papa und ich nach der Geburt entscheiden können, in welcher Geschwindigkeit wir aus unserem Schneckenhaus kriechen wollen.

Na klar kommen die Großeltern ins Krankenhaus (ich möchte zwei Tage stationär bleiben), na klar wird der Punkt kommen, an dem ich mich riesig über jeden Besuch freuen werde. Na klar ist es in Ordnung, wenn ich gefragt werde, ob man vorbeischauen kann, wenn wir wieder Zuhause sind. Aber dann auch nur mit Essen in der Tasche und gewaschenen Händen ;). Und na klar kann sich meine Meinung noch komplett ändern, wenn sie erstmal da ist. Doch zuerst einmal möchte ich den Druck herausnehmen. Den Druck, dass ich komplett fertig von der Geburt und meinen Gefühlen überwältigt mit der Schlange vor dem Zimmer klarkommen muss. Die Anrufe alle beantworten soll und unser Wochenbett mit Kaffee kochen verbringen werde.

Ich merke beim Schreiben, dass ich einen Kotzbrocken darstelle. Eine dieser Mütter, die ich nie werden wollte. Die sich und ihr Kind für den Maßstab aller Dinge nimmt. Aber soll ich euch was sagen? Es ist mir vollkommen Wurst. Wenn ich etwas in den 35 Wochen meiner Schwangerschaft gelernt habe, dann: Es ist egal was die anderen Leute (egal, wie nah sie dir stehen) von dir, deinen Entscheidungen und schlussendlich auch deinem Kind denken. Wichtig ist nur, dass du das machst, was du für richtig hältst und das Wohl deiner eigenen kleinen Familie über das von allen anderen stellst.

Wer knöttert soll knöttern. Die Sonne läuft ja nicht weg – Gott sei Dank. Und ist auch noch süß, wenn die Mama wieder fit ist. Und jetzt Herzchen für alle.