Knapp neun Wochen sind die Kindertagespflegen als Eindämmungsmaßnahme gegen das Coronavirus nun schon geschlossen. Neun lange Wochen erfüllt von Freud und Leid im Familienalltag und das Ende der Schließung scheint in weiter Ferne zu liegen. Doch wer weiß, was wir in einigen Jahren über den Lockdown sagen? Vielleicht, dass es eine anstrengende aber doch unfassbar schöne Zeit mit den Kindern war, immerhin hat man außerhalb von Elternzeit und Urlaub nie so viel gemeinsame Stunden. Werden wir die Betreuung unserer Kinder überdacht haben, sind wir vielleicht doch mit ihnen daheim geblieben und haben sie selbst beaufsichtigt oder haben unsere Kleinen anschließend lieber in die Hände von Verwandten gegeben, wie es doch einige Familien bereits machen. Wir merken, dass es auch anders geht, nur ob wir das wollen oder doch die Kindertagespflegen bevorzugen, liegt bei jedem Elternteil selbst.
Kinderbetreuung polarisiert schon in normalen Zeiten und sogar in der Schwangerschaft werden viele werdende Eltern mit Fragen und Weisheiten rund um das Thema bombardiert: „Habt ihr schon einen Kita-Platz?“, „Wieso denn Kindergarten? Tagesmütter sind viel besser.“, „Ich würde mein Kind ja niemals fremdbetreuen lassen!“ Schwangere sollten sich voll ihrem Nestbautrieb hingeben dürfen, jedoch müssen sie sich fast vor der Zeugung des Kindes mit dem Thema beschäftigen, ob und wenn ja, wo und erst recht von wem sie ihr noch ungeborenes Baby denn später betreuen lassen wollen. So viele Fragen und so wenig Antworten, denn auch, wenn in Deutschland der Anspruch auf einen Betreuungsplatz besteht, ist es schwerer als gedacht, auch einen zu bekommen. Ob der Platz dann auch in der Wunschbetreuung ist, steht in den Sternen.
Eine Kindertagespflege oder eine Tagesmutter sind nicht für jede Familie die erste Wahl. Kein Kind muss in eine Fremdbetreuung, sondern kann auch von den Eltern oder anderen Familienangehörigen beaufsichtigt werden. Es gibt keine allgemeingültige beste Form der Betreuung, sondern jede Familie sollte den für sich besten Weg finden.
In Deutschland hat jedes Kind mit dem ersten vollendeten Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertagespflege oder Tageseinrichtung. Laut dem Statistischen Bundesamt werden circa zwei Millionen Kinder in der Altersklasse von 3 bis 6 Jahren in Kindertageseinrichtungen betreut, das entspricht einer Betreuungsquote von circa 93 Prozent. Dagegen wird im gesamtdeutschen Durchschnitt nur ein Drittel der jüngeren Kinder bis 3 Jahren in eine Kinderbetreuung gegeben. Diese Betreuungsarten können Kindertagesstätten, Kinderläden oder eine Tagesmutter sein.
Kindergarten, Kita, Kinderladen
Kindergarten, Kita, Kinderladen – ist alles das Gleiche oder wo liegen die Unterschiede? In einem Kindergarten werden genau genommen nur Kinder im Vorschulalter betreut, das Wort wird aber umgangssprachlich als Synonym für Kita verwendet. Eine Kita, ausgeschrieben Kindertagesstätte, hingegen, umfasst alle Altersstufen bis zum Eintritt in die Grundschule. Jede Kita hat ihr eigenes, teils vom Träger vorgeschriebenes, Konzept. Von Montessori- über Waldorf- bis hin zu Waldkindertagesstätten gibt es viele verschiedene Konzepte, die es erst einmal zu durchblicken gilt. Auch Kinderläden haben Konzepte, sind allerdings selbstverwaltete Kitas, die oft von freien Trägervereinen, wie beispielsweise Elterninitiativen getragen werden. Eine weitere Möglichkeit sind Tagespflegen, wie beispielsweise Tagesmütter oder Tagesväter, die maximal fünf Kinder allein beaufsichtigen dürfen. Meist erfolgt die Betreuung der Kinder in der eigenen Wohnung der Tagesmütter- oder Väter, sie können sich aber auch mit bis zu zwei anderen Betreuenden zusammenschließen und so eine Großtagespflegestelle in angemieteten Räumlichkeiten anbieten.
Doch wie wird der Großteil Kleinkinder und auch die restlichen 7 Prozent der 3 bis 6-Jährigen betreut?
Neben den klassischen Kindertagesstätten und -pflegen bezuschusst der Staat auch die Betreuung durch einen Elternteil oder durch Verwandte. Für viele Eltern ist es selbstverständlich, ihre Kinder eigenständig zu betreuen und da auch eine Elternzeit irgendwann endet und das dazugehörige Elterngeld nicht unendlich weitergezahlt wird, können Kinderbetreuungskosten bis zu zwei Drittel (aber höchstens bis 4000€) steuerlich abgesetzt werden. Das klingt zunächst nach einer hohen Summe, da keinerlei Betreuungskosten für externe Einrichtungen gezahlt werden, allerdings entspricht die Höchstsumme einem monatlichen Betrag von rund 333€ und ist demnach nicht viel mehr als eine monatliche Kitagebühr. Zusätzlich fehlt meist das eigene Einkommen und setzt daher eine gute finanzielle Situation voraus. Im Gegenzug bekommt der betreuende Elternteil ein großes Geschenk: Zeit mit den eigenen Kindern und die Möglichkeit, komplett nach den eigenen Wertvorstellungen zu erziehen. Für diejenigen, die eine vollkommene Fremdbetreuung ausschließen, finanziell allerdings nicht gut genug aufgestellt sind, könnte eine Beaufsichtigung durch andere Verwandte, wie beispielsweise die Großeltern, eine Variante sein. In diesem Falle ist es wichtig, trotz familiärer Nähe einen Betreuungsvertrag abzuschließen, damit einerseits beide Seiten abgesichert sind und andererseits beispielsweise mögliche Fahrkosten steuerlich geltend gemacht werden können.
Die Au-Pairs bekommen Kost und Logis
Wer die Kinderbetreuung nicht allein bewerkstelligen kann oder will, und auch mit dem Gedanken an eine Fremdbetreuung nicht ganz glücklich wird, für den könnte ein Au-Pair eine gute Möglichkeit sein. Au-Pairs sind junge Personen aus dem Ausland zwischen 18 und 27 Jahren, die in einer Gastfamilie leben und so Sprache und Kultur kennenlernen können. Die Familienmitglieder auf Zeit übernehmen kleine alltägliche Arbeiten sowie die Kinderbetreuung. Die Kosten können zwar ebenso bis zu zwei Drittel bzw. mit höchstens 4000€ steuerlich abgesetzt werden, jedoch sind sie höher als bei einer Selbstbetreuung. Die Au-Pairs bekommen Kost und Logis sowie ein monatliches Taschengeld von 260€, des Weiteren müssen die Gasteltern für Versicherungskosten, Sprachkurse und Fahrscheine aufkommen (ein ausführliches Interview zu Au-Pairs findet ihr hier). Demnach ist ein Au-Pair kostenintensiver als jede andere reguläre Fremdbetreuung, jedoch können beide Elternteile arbeiten gehen und der mögliche kulturelle Austausch ist unbezahlbar.
Ob ihr eure Kinder fremdbetreuen, von Oma und Opa beaufsichtigen oder bei euch lassen wollt, entscheid ihr allein. Jede Betreuungsform, die sich gut anfühlt, ist die richtige.