Fremdschämen pur. Ich frage mich öfters mal, wie Frauen uns Männer überhaupt ertragen. Die meisten von uns sind nämlich verdammt eklig.
Da meine ich aber vor allem oberflächliche Dinge, wie „nicht die Hände waschen nach dem Pinkeln“ (muss man viel zu häufig auf öffentlichen Toiletten beobachten) oder Junggesellenwohnungen, in denen meine Mutter sagen würde: „Hier siehts ja aus wie bei Hempels unterm Sofa!“. Was ich hier aber nun gerne ansprechen möchte, ist etwas, was ich so nie erwartet hätte. Ich wusste nicht, dass meine Nina nicht die Einzige ist, die sich in solch einer eh schon komplizierten Situation auch noch mit solchen Ängsten auseinandersetzen muss. Anscheinend ist es üblich, dass Männer sobald sie den Satz (meistens unter strömenden Tränen) „ich bin schwanger“ hören, auf der Türschwelle kehrt machen und Dinger raushauen, wie „Ich brauche Zeit für mich“, „Sorry, das geht nicht“ oder „Hast DU nicht die Pille genommen?“. Das wollte ich nicht glauben. Doch nachdem ich mich nun ein Weilchen damit auseinandergesetzt habe, musste ich feststellen, dass das ernsthaft, genau so, der Fall ist. Fremdschämen auf höchstem Niveau. Eigentlich würde ich mich gerne für alle Männer entschuldigen. Oder zumindest für solche, die sich mit einer Frau, sagen wir, in einem etwas ausgedehnteren Bekanntheitsverhältnis befunden haben, oder befinden und sich dann wirklich vor den Konsequenzen sträuben, oder den Anschein machen, nicht zu wissen, dass Sex Kinder machen könnte. Wie dem auch sei, ich wäre in diese Situation, die sich in unserer Gesellschaft anscheinend für einige Männer wie eine Guillotine anfühlt, für eine „Emanzipation des Wirs“. „Wir sind schwanger“ ist vielleicht auch für die, die im Sachunterricht der 4. Klasse nicht richtig aufgepasst haben, verständlich genug.
So, nun zu uns. Als mir die Information der Schwangerschaft zuteil wurde, hatte ich mir den Abend ganz anders ausgemalt. Ich war gerade nach 7 Tagen Abwesenheit das erste Mal auf dem Weg zurück in unsere frisch bezogene Wohnung. Seitdem wir beschlossen hatten, zusammen zuziehen, freute ich mich auf den Augenblick, in dem ich das erste Mal nach Hause kommen würde, die Wohnung betrete, und laut rufe „Schatziii, ich bin zu Hauseeee…!“. Ich hatte alles dafür getan, dass das nun auch genauso eintrifft. War extra so losgefahren, dass ich in Hamburg noch schnell ein paar Blumen holen konnte. Bevor ich unser Gemach das erste Mal als „unser Zuhause“ betreten konnte und mir der Duft des Abendessens meiner kleinen Küchenfee entgegenströmt (Ninas Passion, hat nichts mit Stereotypen oder so zu tun, ich muss mich mit ihr regelrecht prügeln, um mal am Herd das Sagen haben zu dürfen). Doch es kam ganz anders. Aufschließen: Check. Blumen: Check. Frisur: sitzt. „Schatzi ich bin Zuhause…“: Check. Ein total verheulter Schluck Elend im Türrahmen, der mir schluchzender Weise um den Hals fällt: Check. Moment.
Das war nicht der Plan. Was ist hier los? „Schatz, wir müssen reden… setz dich mal zu mir.“ Machte es nicht besser. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf, die wenigen, die ich greifen konnte, spannen so etwas wie: „duu… mir geht das alles zu schnell…“. „Ja, das klingt plausibel, wir kennen uns schließlich erst drei Monate.“ Fuck. Ich glaube ich kann ausziehen. Man ich dachte, das wäre eher ein richtiges Einziehen gerade.
Als Nina mir dann offenbarte, dass sie schwanger sei, blieb mir nichts anderes übrig, als breit zu grinsen. Das war bei Weitem nicht unter den Top 10 Ursachen des Heulkrampfs, die ich mir in meiner Panik in den letzten zwei Minuten zusammen überlegte.
Eigentlich sollte das Fazit dieses Artikels nicht so klingen als würde ich gerne Moralapostel spielen, aber: Jungs, Sex macht Kinder und zum Sex gehören immer 2. Die andere Hälfte, die, die nicht Ihr darstellt, braucht nach den 3 weltverändernden Worten „ich bin schwanger“ definitiv ein „wir kriegen das hin“ anstatt eines „ich brauche Zeit für mich.“