Mein größtes Problem? Manchmal will ich alles und dann wieder gar nichts. Ich weiß ganz klar, was ich möchte und einen Tag später ist dieser Gedanke wieder verschwommen. Ein Karussell, dass besonders im Moment nicht stoppen mag. Ein wirklich wunderschönes Event wird somit zu einem innerlichen Kampf zwischen: Was will ich und was will ich eigentlich nicht. Unsere Hochzeitsplanung, die eigentlich schon in unser beiden Köpfe ausgemalt war, wurde von einer höheren Gewalt ausradiert und muss mit neuen Farben wieder gefüllt werden. Doch ich sehe nur noch schwarz-weiß…
Wir haben schon drei Hochzeiten geplant und alle drei wieder verworfen. Okay, sorry Hörby, aber an dieser Stelle muss ich sagen: ich habe drei Hochzeiten geplant und wir haben sie verworfen. Denn dem Mann ist es ziemlich egal wie, wann und wo wir heiraten. Nicht, weil ihm die Hochzeit egal ist – ist es einfach nur wichtig, dass wir heiraten und ich glücklich bin. Doch das war bei zwei von drei Varianten leider nicht der Fall.
Kurz nach dem Antrag hatten wir uns überlegt, dass wir gerne im nächsten Jahr heiraten würden. Doch leichter gesagt, als getan, denn wie ihr alle wisst: wir wohnen in Hamburg und hier sollte die Hochzeit auch stattfinden. Eine Location, geschweige denn ein (schönes, zentrales) Standesamt zu finden, was uns in zehn Monaten trauen soll, ist eine ganz schöne Herausforderung. Aber wir haben uns nicht abschrecken lassen und hatten somit etwas gefunden. Die Location stand auch, eine coole Pizzabude mit Tanzsaal in Hamburg Ottensen und schon ging es ans Grobe: Gästelisten schreiben. Doch beim Schreiben habe ich gemerkt, dass das hier alles ganz anders wird, als wir es uns eigentlich vorgestellt haben. Aus einer gemütlichen, kleinen Feier wurde ein großes Event. Ich habe überlegt, wie ich eine gute Partygesellschaft hinbekomme, unsere Großeltern Spaß haben und wir trotz allem keinen Kredit aufnehmen müssen. Ihr hört schon raus: Stress pur. Wo Hörby und ich an unsere Hochzeit – der Grund für diese Veranstaltung – bleiben, war mir in diesem Moment klar: im Organisationsstress, zwischen Smalltalk und Schweißperlen, an einem Tag, an dem alles an dir vorbeirauscht.
Nein. Genauso wollten wir nicht feiern, geschweige denn heiraten. Also haben wir die Notbremse gezogen, haben alles abgesagt, uns hingesetzt und überlegt, was wir wirklich wollen. Ohne Kompromisse, ohne an andere Leute zu denken. Unsere Hochzeit soll unsere Hochzeit bleiben, ohne große Gästelisten, verschiedene Programmpunkte und einer Sitzordnung.
Noch am selben Abend wussten wir ganz deutlich, wie dieser besondere Tag aussehen sollte. Wir wollten am liebsten verreisen. An einem Ort heiraten, der uns viel bedeutet. An einem Ort, wo wirklich die engsten Freunde und die Familie hinkommen, weil sie mit uns ein Fest feiern wollen. Doch auch einen Ort, wo es kein Fest geben muss, sondern ein ruhiges, entspanntes Zusammensein vollkommen ausreicht, um perfekt zu sein. Also haben wir unseren engsten Kreis gebeten, mit uns nach Ischia zu reisen und nächstes Jahr im Mai mit uns unsere Hochzeit zu feiern. Alles war organisiert, die Familie freute sich, wir waren tiefenentspannt und voller Vorfreude auf den Ort, an dem ich quasi aufgewachsen bin und Hörby sich sofort verliebt hat, zu heiraten. Doch manchmal spielt das Leben nicht so, wie man es sich wünscht. Bei der finalen Buchung wurde dem Hotel klar, dass wir auch Kinder mit dabei hätten und erklärte uns freundlich aber unmissverständlich, dass sich die Direktion geändert hat und ab diesem Jahr keine Kinder unter 16 Jahren mehr Zutritt haben werden: adults only! Eine Katastrophe. Ein Weltuntergang. Unser Ischia nun für immer – für uns als Familie – gestorben. Egal wie wir es gedreht haben: eine andere Lösung, in einem anderen Hotel, kam für uns nicht infrage. Also mussten wir wieder alles absagen und auf Neuanfang…
Ich war wochenlang deprimiert und konnte mir keine andere Lösung vorstellen. Doch ein gewisser Zeitdruck, den wir uns mit dem Wunsch nächstes Jahr zu heiraten, gesetzt haben, ließ keine große Verzögerung zu. Schon vor zwei Monaten – bei unserem ersten Versuch – war es schwer, etwas zu finden, was uns zusagte. Also setzen wir uns erneut hin und überlegten… Gibt es etwas, was wir uns trotz der Ischia-Pleite vorstellen könnten?
Recherchen haben ergeben, dass es ein tolles Cateringunternehmen in Hamburg gibt, dass uns eine gute Notlösung arrangieren könnte. Also sagten wir erstmal zu und planten das Drumherum. Es sollte nicht so groß werden, wie beim ersten Versuch, aber wenn wir in Hamburg heiraten, möchten wir auch all unsere Freunde dabeihaben. Der plötzliche Babyboom in unserem Freundeskreis hat uns dann erneut einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn die Hälfte unserer Freunde bekommt im Mai Kinder. Also wurde aus der Mai eine Märzhochzeit – im Hamburger Regen heiraten… klingt wieder nach einer Notlösung für uns. Genau deswegen plackten mich die letzten Tage ziemliche Bauchschmerzen (wo ich doch einen Tag sehr euphorisch sein kann, denke ich wiederum am nächsten Tag: Nein, Nein, Nein).
Ich möchte und mochte noch nie eine Prinzessinenhochzeit. Ich brauche kein großes Tamtam und würde am allerliebsten ganz alleine mit Höbry heiraten. Und doch ist es mir wichtig niemanden vor den Kopf zu stoßen, möchte trotzdem ein weißes Kleid tragen und in 20 Jahren denken: ach ja, unsere Hochzeit, die war aber toll.
Auch der dritte Plan ist nichts. Ich habe zweimal das Wort „Notlösung“ geschrieben und genau das ist es. Und diese Notlösung wäre unsere Hochzeit, würde trotz low bugdet 10.000€ kosten und gar nicht das sein, was wir uns gewünscht haben.
Da ich, wir, immer noch nicht definieren können, was es ist, was wir wollen, haben wir uns jetzt den Druck herausgenommen. Heiraten nicht nächstes Jahr, sondern irgendwann dann, wenn es passt und wir uns danach fühlen. Es kommt schon der Zeitpunkt, an dem wir beide uns angucken und wissen: genau so wollen wir unsere Liebe feiern. Dass wir zusammengehören, wissen wir ja eh und so einen unspektakulären Standesamt Termin zu zweit kann man immer irgendwo reinquetschen ;-).
Bild: Janine Oswald