Prolog. Unser Wocheneinkauf stand an. Ich bin losgezogen – zum Supermarkt nebenan – und habe brav den mir aufgetragenen Einkaufszettel abgearbeitet. Ich bin mit Musik auf den Ohren durch den Laden gedümpelt und war schon mit den Gedanken beim Leberkäs, der für heute Abend auf dem Menü stand.
Als ich den Einkauf nach Hause geschleppt hatte, der Kühlschrank einsortiert war und ich mir schon in freudiger Erwartung die Hände rieb, fiel uns auf, dass essenzielle Bestandteile unseres Festmahls fehlten. Dinge, die man sonst immer im Haus hat, bis deren Verfallsdatum 3 Jahre zurückliegt, weil man sie nicht aufgebraucht bekommt. In diesem Fall Curryketchup und Senf für unseren, daumendicken Leberkäs mit Zwiebeln und Spiegelei. Ich zog mir wieder die Schuhe an, hatte meine Jacke übergeschmissen und die Tür schon fast zu, da hörte ich ein: „Bringst du mir noch einen Grießpudding mit? So als kleinen Nachtisch…hihi“, um dann wieder zum kleinen Shop nebenan loszuziehen. Ich wusste: Der „Traditionelle“ musste es sein. Nicht so was fancyges wie Vanille- oder Schokogrießpudding. Der ist zwar auch nicht so gut wie Omas Grießpudding mit ordentlich Sprit und riesigen Butterflocken drauf und drin, aber er erfüllt seinen Dienst. Natürlich ließ ich mich nicht lumpen und steckte mir selbst auch noch einen ein. Griff Curryketchup, den mit den grünen Deckel, ein stattliches Glas Senf und schlenderte zur Kasse. Meinen Einkauf auf dem Kassenband abgelegt, schön ordentlich sortiert und separiert von den anderen Kunden, betrachtete ich meinen vergessenen Neueinkauf: zwei Grießpudding, das Glas Senf und eine Flasche Curryketchup. Der Kunde hinter mir räumte gemächlich seinen Korb aus und warf mir nichts ahnend ein „na das ja ne interessante Kombi“ an den Hinterkopf. Ohne zu zögern, drehte ich mich halb um, ein kleines Lächeln im Gesicht und sagte zu ihm: „Jo, meine Freundin ist schwanger.“
Diese Situation beschreibt am besten, wie sich die Tatsache, dass ich bald Papa werde, langsam in mein Unterbewusstsein eingefunden hat. Während es bis hier hin immer eines großen gedanklichen Anlaufs bedurfte, sich auch nur ansatzweise vorzustellen, was „hey Schatz, ich bin schwanger“ wirklich bedeutet, war es nun etwas, was sich als kleine Alltagsfloskel schon in tägliche Interaktionen mischte. Auch wenn es in dieser Situation nur als Scherz gemeint war, da mein Einkauf nichts mit dem Heißhunger auf abenteuerliche Geschmacksexplosionen, die man so vom Hörensagen erwartet (wie Gewürzgurken mit Nutella) zu tun hatte, war es für mich der Wendepunkt zwischen „wir sind schwanger“ und „WIR SIND SCHWANGER!“.
Bild: Janine Oswald