Wo kriege ich mein Kind? Im Krankenhaus? Zuhause? Oder in einem Geburtshaus? Wir Deutschen verbinden eine Geburt meist immer mit einem Krankenhausaufenthalt. Aber es geht auch anders – wenn man es möchte. Mit dem „Haus für Geburt und Gesundheit“ habe ich darüber gesprochen, wie eine Geburt auch aussehen kann. Lest selbst…
1. Wofür sind Geburtshäuser da?
Ein Geburtshaus ist eine hebammengeleitete Einrichtung für die außerklinische Geburtshilfe. Das bedeutet, dass die Geburt von mindestens einer Hebamme dauerhaft begleitet wird und kein ärztliches Personal anwesend ist. Geburtshäuser sind in den meisten Fällen auch räumlich von einem Krankenhaus getrennt.
Häufig gibt es in Geburtshäusern auch Angebote rund um die Schwangerschaft, das Wochenbett und das erste Lebensjahr des Kindes, wie z.B. Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse, Akupunktur-Sprechstunden, PeKip oder Babymassage. Die dort arbeitenden Hebammen bieten meist auch Schwangerenvorsorgen und Wochenbettbetreuungen an.
2. Warum entscheidet man sich für ein Geburtshaus?
Es gibt individuell verschiedene, zahlreiche Gründe, sich für die Geburt im Geburtshaus zu entscheiden. Dazu zählen unter anderem die Möglichkeit der Eins-zu-Eins-Betreuung unter der Geburt (die beständige Anwesenheit einer Hebamme bei der Gebärenden), eine ungestörte Atmosphäre unter der Geburt abseits des manchmal hektischen Klinik-Betriebes oder der Wunsch nach einer interventionsarmen Geburt in Anwesenheit einer bekannten, vertrauten Hebamme.
3. Was macht ein Geburtshaus besser?
Ein Geburtshaus ist nicht besser als ein Krankenhaus, sondern anders.
Nicht für jede Frau kommt die Geburt in einem Geburtshaus in Frage, da bestimmte Schwangerschaftsrisiken eine außerklinische Geburt ausschließen (z.B. ein insulinpflichtiger Schwangerschaftsdiabetes oder eine Zwillings-Schwangerschaft) und eine Frau sich grundsätzlich wohl fühlen muss in der Auswahl ihres Geburtsortes. Sowohl die Geburt in einem Geburtshaus, als auch eine Hausgeburt oder die Geburt in einem Krankenhaus sind gut und richtig für eine Frau, die Entscheidung muss individuell und persönlich getroffen werden und sich gut anfühlen.
4. Was ist das Besondere an unserem „Haus für Geburt und Gesundheit“?
Das „Haus für Geburt und Gesundheit“ ist ein Geburtshaus mit integriertem Frauen-Gesundheitszentrum, in dem es eine individuelle Begleitung für Menschen mit Kinderwunsch, Schwangere und Wöchnerinnen geben wird. Wir setzen dabei einen zusätzlichen Schwerpunkt auf die Gesundheit von Frauen, unabhängig vom Alter.
An erster Stelle steht bei uns die individuelle Eins-zu-Eins-Betreuung von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett durch Hebammen. Zu dem Betreuungsangebot gehören auch die Begleitung stiller Geburten und Fehlgeburten, sowie offene Sprechstunden für Frauen ohne betreuende Wochenbetthebamme.
Des weiteren gibt es Angebote über das ganze erste Lebensjahr, um einen guten Start in das neue Leben mit Kind/Kindern zu finden. Diese Hebammenbegleitung möchten wir möglichst allen Menschen in ihrer Muttersprache anbieten. Deshalb werden wir mit Dolmetscher*innen zusammenarbeiten.
Ergänzt wird unser Hebammen-Angebot unter anderem durch verschiedene Workshops, beispielsweise zu sexueller Aufklärung oder dem Menstruationszyklus und natürlicher Familienplanung. In Kooperation mit dem Sexshop-Kollektiv “Fuck Yeah” werden wir über lustvolle Sexualität nach der Geburt sprechen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist uns wichtig, so dass es auch Angebote durch andere Berufsgruppen geben wird, wie zum Beispiel psychologische Beratung und Angebote für werdende Väter oder Partner*innen und andere Familienmitglieder.
Wir wollen Geburt und Gesundheit an einem Ort für alle vereinen, unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen, “denn es ist nicht egal, wie wir geboren werden.” (Michel Odent)