Frauen, die bewegen, gibt es viele! Doch zu wenigen hören wir aufmerksam zu. In meiner Kategorie findet ihr regelmäßig Interviews mit unglaublich spannenden Frauen, die alle anders denken, aber eins gemeinsam haben: sie verbessern die Welt. Manchmal nur ihre eigene, manchmal auch unsere.
Hallo liebe Luise,
Ich freue mich total, dass du dabei bist und eine Frau wirst, die bewegt. Natürlich bist du dies auch ganz ohne meinen Blog und diese Kategorie. Aber umso schöner finde ich es, dass wir die Möglichkeit haben, deine Geschichte hier schwarz auf weiß zu erzählen.
Du bist ausgewandert. Dein Mann ist Amerikaner, ihr wohnt in den USA. Genauer gesagt in Michigan. Mal so ganz allgemein: War es für dich einfach auszuwandern? Hast du es jemals bereut? War es von Anfang an klar, dass du auswanderst und nicht dein Mann nach Deutschland kommt?
Einfach war es nicht, aber mein Herz hat entschieden. Ich bin zwar ein richtiger Gewohnheitsmensch und brauche nicht unbedingt Veränderungen, dafür lieber Sicherheit und meine Familie um mich. Aber nachdem ich es einfach gemacht habe und ausgewandert bin, war es auf einmal okay so. Wir haben vorher natürlich alle Varianten durchgespielt, die es hätte geben können, um zusammen zu leben. Aber da Blake, mein Mann, der Hauptverdiener ist und ich mich bei meinen Besuchen in den USA direkt heimisch gefühlt habe, war irgendwie klar: Ich komme nach Michigan. Und ich habe es noch nie bereut! Es war die beste Entscheidung.
Hast du deinen Sohn, dein erstes Kind Gabriel, also auch schon in Michigan bekommen?
Gabriel kam 2017 in Michigan zur Welt. Und nun bin ich wieder hier – in den USA – schwanger.
Wir beide werfen quasi zusammen. Ist es eigentlich anders, in den USA schwanger zu sein? Geht man dort anders mit Schwangeren um?
Ich habe keine großen Vergleichswerte, da ich nur in den USA schwanger war. Bei uns läuft es so ab: Es gibt zwei Ultraschalltermine. Der erste Termin findet in der achten Woche statt. Die zweite Ultraschalluntersuchung wird zwischen der 21. und 26. Schwangerschaftswoche vereinbart. Falls es Komplikationen gibt, kann aber natürlich noch ein weiterer Ultraschalltermin stattfinden. Sonst sind die Arztbesuche immer gleich: der Bauchumfang wird gemessen, ich werde gewogen und die Herztöne werden abgehört (ziemlich identisch zu uns in Deutschland). Zusätzlich kann man als werdende Eltern Feindiagnostik buchen. Wir haben uns aber dagegen entschieden.
Als Schwangere hat man schon einen besonderen Status. Ich glaube aber nicht, dass das in Deutschland großartig anders gehandhabt wird.
Gibt es andere Traditionen (wie z.B. die Babyshower), die ganz anders und intensiver als bei uns in Deutschland ausgelebt werden?
Als Gabriel geboren wurde, war ich noch relativ frisch in Michigan und hatte noch keinen großen Bekanntenkreis. Daher haben Blakes Mama und seine Schwester eine Baby shower für mich organisiert, auf der 50 – 60 Leute waren, von denen ich vielleicht zehn Leute kannte. Solche Veranstaltungen arten hier gerne mal aus!
Wie sieht’s mit einer Krankenversicherung aus? Ist es nicht furchtbar teuer, in Amerika ein Kind zu bekommen? Ist man als Schwangere automatisch vernünftig versichert? Auch wenn’s zur Geburt geht?
Soweit ich weiß, bist du nicht automatisch versichert. Und die Kosten sind von Staat zu Staat unterschiedlich. Eine Geburt kostet hier zwischen 5.000 – 16.000 Euro, die man zahlen muss. Je nachdem, wie man krankenversichert ist, wird natürlich anteilig etwas von der Krankenkasse übernommen.
Würdest du generell sagen, dass ein Leben in den USA mit Kindern teuer ist?
Was teuer ist in den USA, ist die Kinderbetreuung. Da überlegt man sich schon dreimal, ob es überhaupt lohnt, sein Kind in die Betreuung zu geben und dafür arbeiten zu gehen. Daher glaube ich schon, dass es hier mehr Stay-at-home-Mamas gibt als in Deutschland. Aber auch hier ist es von Staat zu Staat unterschiedlich teuer. Ab Sommer werden wir langsam anfangen, Gabriel (drei Jahre) an den Kindergarten zu gewöhnen.
Gibt es bei euch auch so einen großen Hype um die natürliche Geburt zuhause?
Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, dass das so ein typisch deutsches Ding ist. Davon bekomme ich hier nicht viel mit. Hier entbindet man normalerweise im Krankenhaus. Hypno – Birthing – Kurse oder ähnliches gibt es hier ebenfalls nicht bzw. sehr wenig. Bei uns in Michigan gibt es auch keine klassischen Nachsorge-Hebammen, sondern Doulas (die natürlich auch privat gezahlt werden) oder Midwives im Krankenhaus. Auch so etwas wie Rückbildungskurse gibt es hier nicht – das wird bei uns überhaupt nicht thematisiert. Das ist wirklich ein großer Unterschied zu Deutschland!
Wie sieht’s mit dem Essen aus? In Deutschland wird ja extrem drauf geachtet, dass Schwangere nur schwangerschaftstaugliches Essen zu sich nehmen. In Frankreich oder Italien wird da ziemlich wenig darauf gegeben. In Asien essen schwangere Frauen sogar rohen Fisch. Wie sieht’s bei euch aus? Mayo mit rohem Ei? Kaffee? Alles ganz normal?
Vom Arzt bekommt man, sobald man schwanger ist, Vitamine mitgegeben, die man nehmen soll. Außerdem bekommst du vom Arzt eine Broschüre mit Informationen, auf der steht, was man nicht essen soll. Bei Gabriel war ich noch sehr konsequent. In dieser Schwangerschaft mache ich es mehr nach Gefühl und habe mich ein wenig entspannt.
Wärst du gerne mal in Deutschland schwanger? Fehlt dir etwas?
Eigentlich nicht. So wie es ist, ist es super. Wenn ich höre, dass man in Deutschland viel mehr Untersuchungen machen lassen kann, denke ich schon ab und zu, dass es ganz schön wäre, das Baby öfters zu sehen. Aber das fehlt mir nicht unbedingt. Dafür wäre es natürlich schön, wenn mehr Familien bewusst die Schwangerschaft erleben könnten.
Liegt dir noch etwas auf dem Herzen?
Abschließend kann ich sagen, dass es für mich genau die richtige Entscheidung war auszuwandern und ich mich wahnsinnig über mein Leben freue. Für den Sommer planen wir, meine Oma zu ihrem 80. Geburtstag in Deutschland zu besuchen und dann wird meine Familie ihren zweiten Enkel kennenlernen.
Luise findet ihr auf Instagram unter ihrem Profil luischen4.