Ich habe eine Freundin. Eine wunderbare Freundin, aber darüber möchte ich hier nicht schreiben. Es geht nicht um uns, sondern um sie. Oder noch viel mehr über das Etwas, dass sie mir mitgegeben hat. Ich habe lange nicht verstanden, was sie mit einigen Dingen sagen möchte. Wieso sie manchmal so anders ist, ich habe es viel mehr als schön ersehen und darüber nachgedacht. Nun, so langsam möchte ich sie dafür immer öfters in den Arm nehmen und ihr sagen, dass ich ihr für ihre unkonventionelle, trotzdem das Gegenteil von provozierende und eigenwillige Art dankbar bin.
Ihr Name ist Charlotte und sie mag es nicht, wenn man ihr zum Geburtstag gratuliert. Sie findet es sogar schon fast beleidigend. Warum? Sie sagt, dass es ihr viel mehr bedeuten würde, wenn die Menschen, die sie schätzen, ihr an den anderen 364 Tagen im Jahr dazu gratulieren, dass sie lebt und ein toller Mensch ist. Sie sagt, dass sie es ehrlicher finden würde, wenn die Menschen, die sie schätzen, nicht einen Tag im Kalender brauchen, um an sie erinnert zu werden. Sie sagt, dass sie es großartig findet, wenn die Menschen, die sie schätzen, jeden Tag das Leben genießen.
Kein besonderer Tag
Wow. Das haut einem erst mal ein Brett vor den Kopf. Wieso sollten wir denn bitte nicht Ehrentage dazu gebrauchen, die Menschen, die diese für sich in Anspruch nehmen, zu feiern? Ich habe das lange nicht verstanden, da ich es schön finde, Geburtstag zu haben. Von Bekannten, die lange schon nicht mehr in meinem Leben mitgespielt haben, eine dreizeilige SMS zu bekommen. Ich mag es gerne, wenn ich Blumen bekomme, weil die Menschen an mich denken. Aber stopp, genau das ist das, was Charlotte wohl meint. Wäre es nicht vielleicht viel schöner, wenn ich am 14. Mai eine Sms von Max Mustermann bekomme, meinem ersten Freund aus der Schule, der mir schreibt: „Hey Nina. Heute ist der 14. Mai. Kein besonderer Tag, aber ich habe einfach mal an dich gedacht und freue mich, dass es dich gibt.“ Bäm. Das wär doch Mal ein Ding.
Nur gibt es an der ganzen Sache einen Haken… Wenn wir versuchen uns zu ändern oder einfach unseren Schwerpunkt zu verlagern, nicht mehr auf den Kalender, sondern auf unser Herz zu schauen, dann hätten wir weniger Content, davon von besserer Klasse. Wäre das ein Haken? Nun die Frage: Was ist besser, Qualität oder Quantität? Das muss jeder für sich selber entscheiden und ich weiß meine Antwort auch nicht. Vielleicht würde meine Position in der Mitte liegen. Ich stehe sehr auf Charlottes Gedanken und möchte mir eine riesen Scheibe abscheiden, jedoch auch nicht die Tage verfluchen, an denen ich Nettigkeiten gesagt bekomme. Den Menschen bewusst an den Tagen an denen sie nicht damit rechnen zu sagen, wie gerne ich sie habe, steht für mich ganz oben auf meiner imaginären Liste. Und genau deswegen kommt heute dieser Text…
Heute ist Muttertag
Es gibt so viele Tage im Jahr, an denen wir Geschenke, Grußkarte und liebe Worte kaufen. Und wieso? Weil es von uns erwartet wird. Ich ertappe mich selber dabei, dass wenn der Valentinstag ignoriert wird, ich trotz fehlender Sympathie für diese Geldmacherei, enttäuscht bin keine Blumen von meinem Freund bekommen zu haben. Weihnachten und Ostern sind in erster Linie auch nur noch dafür da, um uns beschenken zu lassen oder andere zu beschenken. Wieso denken wir nur, dass wir genau an diesem Tag unsere Liebe zeigen müssen beziehungsweise können?
Heute ist Muttertag. Ein Tag, an dem alle Kinder dieser Welt daran erinnert werden, ihre Mutter anzurufen und ihr dafür zu danken, dass sie auf der Welt sind. Wenn ich diesen Satz tippe, fällt mir wieder die Aussage von Charlotte ein: „Ich bin beleidigt, wenn mir einer zu meinem Geburtstag gratuliert.“ Denn ich finde es fast schon beleidigend, wenn ich an einem bestimmten Tag, an dem Millionen andere Menschen mir gleich tun, meiner Mutter sagen soll, wie sehr ich sie liebe. Ich finde es unehrlich und heuchlerisch, mich an diesem Tag in die Küche zu stellen und ihr ein Herzchen Rührei zu machen. Ihr einen Brief zu schreiben und ihr zu sagen, dass sie die beste Mama der Welt ist. Was anderes wäre es, wenn ich es an jedem Sonntag, oder an genau jeden 14. eines Monats machen würde. Wenn ich es am 13. oder am 16. Mai, am 1.1 oder wann auch immer ich dazu Lust habe tue.
Die Lieben unseres Lebens
Nun Hand aufs Herz, natürlich habe auch ich zu wenig Eier in der Hose meine Mama anzurufen und ihr zu sagen, dass ich ihr heute nicht sagen werde, dass ich sie liebe, da ich es traurig finde, es aus gesellschaftlichem Druck zu machen. Meine Mama ist ja wohl auch ein Teil von dieser und wäre sehr enttäuscht, wenn ich so ignorant wäre. Und genau an dieser Stelle möchte ich zum nachdenken animieren. Lasst und doch auch morgen unsere Mama anrufen und ihr sagen, wie wunderbar sie ist und dass sie der wichtigste Mensch in unserem Leben ist. Lasst uns unsere Lieblingsmenschen an jedem beliebigen Tag dieses Jahres anrufen und ihnen sagen, dass sie die Lieben unseres Lebens sind und lasst uns jeden Tag von jedem Menschen das Beste erwarten und nicht nur wenn es ihnen abverlangt wird.
P.S.: Mama du bist die Beste!