Wenn man seine Wünsche vor Augen hat, dann spielen die Punkte Familie, Freunde und Erfolg im Job bei vielen eine große Rolle. Bei dem einen ist das eine an erster Stelle, bei dem anderen das andere. Wie dem auch sei: Wir wollen alle irgendwie das Gleiche – glücklich sein! Nur oft wird es schwierig, alles miteinander zu kombinieren. Wenn die Familie langsam wächst, gehen immer mehr Freunde weg. Wenn man im Job erfolgreich ist, muss die Familie meist hinten anstehen. Wie man es also auch macht, macht man es falsch. Und doch muss es doch einen Weg geben, bei dem man sich keine Gedanken darüber machen muss, ob einer hinten ansteht. Beim Dreiergespann meine Freunde, mein Baby und ich, kommt bei mir die Frage auf: Kann ich als Mama auch eine gute Freundin sein?
Dass die Freundschaft sehr belastet wird, wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist kein Geheimnis. Sogar ich habe darüber schon einmal geschrieben, denn auch bei mir sind Freunde gegangen. Man entwickelt sich weiter und manchmal in eine andere Richtung als es von manchen gewünscht wurde. Trotzdem kann man befreundet bleiben. Mama und Freundin sein schließen sich nicht gegenseitig aus. Zwischen den beiden Dingen muss nur eine Verbindung geschaffen werden und manchmal reicht schon ein wenig Platz.
Abends bin ich einfach nur müde. Mein Kind fordert mich den ganzen Tag und in den Mittagspausen ruft der Schreibtisch. Mein Freund, mein Körper und der Haushalt stehen auch noch auf der Liste und müssen bedient werden. Mich aufzuraffen und mit meiner Freundin auszugehen, braucht Überwindung. Obwohl es mich mehr als freuen würde, Zeit mit ihr zu verbringen, stresst mich der Gedanke mich in Bewegung zu setzen und das Mama Dasein abzustreifen. Mit meinen 25 Jahren denke ich allzu oft: Lasst mich einfach abends in Ruhe auf dem Sofa liegen bleiben.
Aber so funktioniert das nicht. Auch ich weiß das in faulen, egoistischen Momenten. Denn für meine Freundin – unsere Freundschaft – muss ich etwas tun, sie pflegen und mich auch mal aufraffen. Ich könnte es natürlich auch sein lassen und in meiner gemütlichen kleinen Blase dahin vegetieren. Doch weiß ich, dass ich dann irgendwann alleine und einsam sein werde, denn wie toll es auch ist eine Familie zu haben, kann diese nicht alles bedienen.
Man muss sich auch mal ausheulen können, einen auf etwas trinken, über den Freund lästern oder schwärmen. Man muss Freunde haben, um auf den Boden der Tatsachen gebracht zu werden oder aufgefangen zu werden, wenn es mal Knallt. Freundschaft ist etwas, dass wir alle – auch wir Mamas – pflegen müssen.
Zu einer guten Freundschaft zählt auch bevor ein Kind da ist, dass man Kompromisse eingehen muss, für einander da ist und vertrauen kann. Auch bevor ich Mama wurde, war es mir wichtig, dass ausgesprochen wurde, wenn etwas nicht passte oder man einfach sagen konnte, wenn die Freundin einen Moment hinten anstehen muss. So etwas verstehen echte Freunde und müssen es erst recht, wenn da ein neuer Mensch zwischen die schon so feste Verbindung von Freunden tritt. Denn in dieser Situation muss sich auch die Freundschaft neu finden und alle ein wenig mehr Geduld mitbringen.
Ich als Mama muss meinen Freunden klar machen, dass mein Kind an erster Stelle steht und oft meinen Tagesablauf bestimmt.
Ich muss als Mama aber auch bereit sein, mein Kind nicht immer im Kopf zu haben, sondern meinen Freunden Raum für deren Probleme zu schaffen. Kinderlose Menschen interessiert es nicht, welche Windeln man kauft, sowie es frischgebackene Mamas nicht interessiert, wie teuer der Mexikaner im Blauen Peter geworden ist. Durch ein Kind verändern sich Themenschwerpunkte und diese müssen von beiden Seiten akzeptiert werden – man findet eine goldene Mitte.
Ich, die Mama, habe etwas Wunderbares geschaffen und darf darauf stolz sein, doch genauso stolz darf ich darauf sein, dass ich schon davor wunderbares in meinen Händen hatte. Menschen, die mich lieben und mein Leben mit mir verbringen wollen. Daher haben wir nicht nur die Aufgabe unser Kind an das Leben zu gewöhnen, sondern all die Herzensmenschen um uns herum an unseren neuen gemeinsamen Lebensabschnitt.
Um meine Frage zu beantworten: Ja! Natürlich! Natürlich kann ich als Mama eine gute Freundin sein. Doch es ist kein Zuckerschlecken, denn all das was wir wollen, sollten wir auch geben. Ein offenes Herz haben, einen freien Abend schaffen und einfach versuchen – trotz schöner, anstrengender Familienblase – nicht abzutauchen. Für die Freundschaft! Wir können uns sicher sein, dass auch unsere Freunde schwierige Momente haben. Auch für sie wird es schwierig sein, die Freundin teilen zu müssen. So hat jeder von uns sein Päckchen zu tragen. Wenn wir alle probieren tolerant und verständnisvoll miteinander umzugehen, kann das Dreiergespann nur gut werden!