impfen

Wir sind im Krankenlager angekommen. Alle liegen flach – alle, außer ich natürlich. Denn einer muss ja die anderen pflegen. Dieser Zustand bleibt leider bei einem frischgebackenen Kitakind, dem Schmuddelwetter und feuchten, dreckigen Spielplätzen nicht aus. Ich könnte versuchen, die Keime von uns zu halten, Almas Hände andauernd waschen, alles des­in­fi­zie­ren, Plätze meiden an denen Viren herumschwirren. Doch wofür? Damit wir uns eine Krankheit sparen, dafür aber Almas Immunsystem nicht optimal aufgebaut wird? Ganz bestimmt nicht. Wenn ich sage, „wir sind für Krankheiten“, werde ich erstmal schräg angeguckt. Verständlich, denn diesen Satz muss man viel differenzierter sagen. Ich bin für Krankheiten, die sein müssen, aber gegen Krankheiten, die man verhindern kann – zB. mit einer Impfung. Impfen… Ein Thema, dem man sich gerne entzieht und nicht öffentlich drüber spricht. Ein großer Fehler! Denn mehr Transparenz würde für den Anfang schon viele Entscheidungen erleichtern.

Ich möchte hier nicht alle Pro- oder Contra-Impfpunkte aufzählen. Ich brauche euch auch nicht erklären, warum impfen gut oder schlecht sein kann. Denn – wie immer: Jeder kann und muss das für sein Kind selber entscheiden. Doch sollte jeder, der für sein Kind entscheidet, das große Ganze im Blick haben und im Hinterkopf behalten, dass er durch eine Impfung nicht nur sein Kind schützt, sondern auch kleinere, größere, kranke, schwächere Kinder in seiner Umgebung. Und auch, wenn meine Meinung eigentlich nicht zählt, muss ich sie loswerden: Eine Impfung sollte immer für uns alle gemacht werden, denn nur ein miteinander kann eine gesunde Basis schaffen. Auch Herdenimmunität genannt.

Unser Kitavertrag liegt auf dem Tisch und in leuchtendem Gelb dahinter eine Impfbescheinigung, die wir zu unterschreiben haben. Mit dieser bestätigen wir, dass unser Kind geimpft ist. 

Impfung-für-alle!

Es ist kein neues Thema, diese Herdenimmunität (auch wenn das Wort „Herde“ vielleicht bei uns Menschen nicht besonders treffend gewählt wurde). Schon lange und fast überall auf der Welt wird mit der Impfung-für-alle probiert, Krankheiten auszurotten. Das beste Beispiel ist die USA, die ein Schulgesetz aufgestellt hat, dass nur die Kinder die Schule besuchen dürfen, die gegen Masern geimpft wurden. Und dieses Gesetz funktioniert so gut, dass Nord- und Südamerikaals masernfrei gelten. Ein gewagter Schritt, der – meiner Meinung nach – nötig ist, um eine gesündere, sozialere Welt zu schaffen. Auch in Asien ist die Impfbereitschaft viel größer, wenn es darum geht, die Gemeinschaft zu schützen. Wieso wird nicht auch nicht bei uns in Deutschland – in der kompletten EU – ein viel größeres Fass aufgemacht, wenn es darum geht richtig zu impfen? Die Verunsicherung vieler Eltern sollte genutzt werden, besser aufzuklären und mehr darauf aufmerksam zu machen, wie hilfreich so manche Impfung für Babys sein können. Für Babys, die noch keinen Schutz erfahren dürfen, für Alte, die gebrechlich sind, oder für Kranke, deren Immunsystem nicht ausreicht.

Eckert von Hirschhausen dazu in einem sehr interessanten Artikel der Welt: „Die Auswirkungen der zögerlichen Reaktion auf Impfprogramme sind für uns alle ein wachsendes Problem. Menschen werden durch Fehlinformationen in die Irre geführt und Mythen, die hauptsächlich über das Internet verbreitet werden, verunsichern die Öffentlichkeit. Dies führt unter anderem dazu, dass in Deutschland zehn Prozent der Menschen glauben, dass Impfstoffe nicht sicher sind…Fakt ist: Impfen ist sicher, solidarisch und sinnvoll. Solange immer noch Kinder unnötig an Masern erkranken und sogar sterben, haben wir unsere Aufgabe nicht erfüllt: vermeidbare Erkrankungen vollständig zu verhindern.“

Ich war begeistert von diesem gelben Zettel, der aufzeigte, wie wichtig das Impfen für die Kita ist und doch hat er mich auch traurig gestimmt, da mir da durch wieder klarer wurde, dass das Impfen noch immer ein großes Problem in unserer Gesellschaft ist. 

„Asozialer Trittbrettfahrer“

Wir sollten natürlich nachdenken und müssen nicht blind drauf-los-impfen und doch sollten wir immer „Ja“ zu dem Wundermittel für unsere Kinder und uns sagen, wenn wir dadurch sozial handeln. Umkehrt formuliert das Hirschhausen drastisch, aber passend: „Wer sich nicht impfen lässt, ist ein asozialer Trittbrettfahrer“.

Bitte lasst uns die Angst nehmen, über das Thema Impfen zu sprechen. Jeder kann es handhaben, wie er will und doch sollte er unbedingt wissen, was das bedeutet. Kommunikation hilft hier! Schnupfen ist kein Problem – sogar gut für unsere Kleinen. Masern oder Kinderlähmung braucht hingegen kein Mensch und kann verhindert werden!