geschrieben von Janina
Um es schon einmal vorwegzunehmen: Ich bereue zutiefst, was ich damals getan habe und wollte mich sogar persönlich bei meinem Opfer entschuldigen. Es kam jedoch nur zu einem Schriftverkehr, da die betreffende Person zu sehr emotional von mir verletzt wurde. Ich war, um es deutlich zu sagen, ein Biest und null reflektiert.
Rückblickend wurde ich aus den gleichen Gründen zum Opfer wie auch zum Täter, nämlich durch vermeintliche Kränkung auf emotionaler Ebene.
Emotionaler Angriff
In der Grundschule – etwa 3./4. Klasse – war ein Junge in mich verliebt, den ich aber hatte abblitzen lassen. Daraufhin hat er mich nicht nur emotional, sondern auch körperlich angegriffen. Man könnte es jetzt damit abtun, dass Kinder nun einmal noch nicht die geistige Reife haben, um anders bzw. reflektierter zu reagieren, aber das geht in die falsche Richtung. Zum damaligen Zeitpunkt wurde es eher verharmlost, weil der Junge nun einmal von mir, einem Mädchen, vor den Kopf gestoßen wurde.
Lange Rede kurzer Sinn, ein paar Jahre später wurde ich dann selbst zum Täter, eben auch, weil ich mich von einer Freundin ausgeschlossen fühlte.
Von Opfer zu Täter
Sie kam neu in meine Klasse, das muss die 7. Klasse gewesen sein, wenn ich mich richtig erinnere. Ich war mit eine der Ersten, die sich mit ihr angefreundet haben, obwohl der Großteil meiner restlichen Freunde sie nicht mochte bzw. nicht „cool“ genug fand. War mir egal, denn ich mochte sie und empfand sie als tolle Freundin.
Wir haben wirklich viel Zeit miteinander verbracht – bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich von ihr emotional ausgeschlossen gefühlt habe. Anscheinend hatte sie in einem anderen Freundeskreis einen Jungen kennengelernt. An ihrem Geburtstag gab es dann also ein Zweischichtsystem – ich und eine weitere gute Freundin durften mittags/nachmittags aufschlagen und die anderen inkl. Freund dann abends. Davon wusste ich aber nichts, bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Mama sie vor uns danach fragte, wann die anderen denn kommen würden.
Es gab danach noch zwei, drei ähnliche Situationen, nach denen ich wirklich stinkig wurde und mich bei den Freunden ausgekotzte, die ihr sowieso nicht so gut gesonnen waren. Ab da gab es dann Sticheleien, dumme Kommentare und alles, was man in dem Alter schon gelernt und noch nicht als falsch erkannt hat. Ich war verletzt und habe anstelle einer offenen Kommunikation den Angriff auf emotionaler Ebene gewählt.
Reflektion
Es war definitiv der falsche Weg, da ich dadurch eine Freundschaft kaputt gemacht habe, die ggf. bis zum heutigen Tag hätte anhalten können. Durch die geschilderten Ereignisse habe ich mir vorgenommen, meinen möglichen Nachwuchs schon früh zu sensibilisieren und einfach viel über Gefühle, egal ob gute oder schlechte, zu sprechen.
Mittlerweile weiß ich, dass der Junge genauso verletzt war wie ich und sich noch nicht gut genug reflektieren konnte, um anders zu reagieren. Ich denke bis heute darüber nach, was ich hätte besser machen können und trauere der verlorenen Freundschaft noch immer hinterher.