Selbstständigkeit, wir alle kennen die Sprüche, bedeutet: „Selbst und ständig. Da kommt man nie zur Ruhe. Da nimmst du immer Arbeit mit nach Hause.“ Über Themen wie Versicherung, Altersvorsorge, finanzielle Risiken will ich erst gar nicht sprechen…

Für mich bedeutet Selbstständigkeit aber vor allem: Ich stehe selbst für mich und meine Ideale, meine Leistung und meinen Weg ein. Schon lange wusste ich, dass Selbstständigkeit was für mich wäre – aber wie und mit was, das konnte ich mir bis vor Kurzem nicht vorstellen. Ich mag es, Verantwortung zu übernehmen und es ist mir wichtig, mit meinen eigenen Ressourcen und denen der Gesellschaft sinnvoll umzugehen. Also stand für mich kurz nach der Geburt meines zweiten Kindes fest: In der Elternzeit möchte ich mich ausprobieren und etwas Eigenes und Unabhängiges schaffen und einen sinnvollen Beitrag in der Gesellschaft leisten. 

„Möll“

Ich bin mit meiner Familie in eine Weltreise gestartet, die vorzeitig komplett umgeworfen wurde. Wir kamen aus Südamerika zurück nach Deutschland, tauschten das Flugticket und den Plan, nach Australien zu reisen, gegen eine Europatour im Wohnmobil ein. Nachdem in Südamerika das dritte Wort meines Sohnes Paul „Möll“ war und wir so viel Müll auf unserer Reise gesammelt hatten, stand für mich abschließend fest, dass ich gerne ein sinnvolles und nachhaltiges Produkt schaffen würde, am liebsten aus schon bestehenden, recycelten Ressourcen. 

Als wir mal wieder einige unserer vielen Decken beim Wandern dabeihatten, kam mir die Idee, eine multifunktionale Decke aus rPET zu entwickeln. Sie sollte kuschelig sein, waschbar, wasserabweisend und viele Einsatzmöglichkeiten bieten. Ich recherchierte Hersteller, während wir mit dem Camper durch die Gegend düsten, meldete UNFOLD als Marke und mich als Einzelunternehmerin an, schrieb bis in die Nacht hinein Emails und versuchte, alles unter einen Hut zu bringen: die Elternzeitreise, die Betreuung von zwei kleinen Kindern und Hund im Camper und die Gründung. 

Die Pläne werden konkreter

Wir standen die meiste Zeit frei, was ganz viel Freiheit mit sich bringt – aber auch alle paar Tage die Suche nach Wasser, Entleerungsmöglichkeiten und neuen Plätzen für die Nacht. Zudem ist an den entlegenen, schönen Plätzen meist das Internet schwach. Meine Nächte waren kurz, aber nicht wegen der Kinder, sondern weil ich mein Projekt voranbringen wollte. Unterdessen fand der Reisealltag normal statt. Ich steckte viel Zeit, Energie und Herzblut in die Gründung, was mir möglich war und ist durch die tatkräftige Unterstützung meines Mannes.

Vergeblich suchte ich Nähereien in Europa, fündig wurde ich in China. Ich fand einen Hersteller, der alle gewünschten Zertifikate vorlegen konnte und erste Muster anfertigte. Nach einigen Monaten hielt ich auf Sardinien das erste Muster in der Hand und war begeistert. Ich verbesserte einige Details, während das Wetter und die Stimmung immer schlechter wurden. 

Erneut planten wir alles um und flogen nach Teneriffa, um in einer Ferienwohnung einen Alltag zu schaffen, der allen Bedürfnissen gerecht wurde. Wir legten eine Reisepause ein, in der ich die nächsten Schritte planen konnte. Der neue Alltag verschaffte mir zwar Zeit, Ruhe, funktionierendes Internet und vieles mehr, aber verschlang auch deutlich mehr vom Reisebudget als Freistehen mit dem Camper. 

Die Macht der Masse

Da ich die komplette erste Linie vorfinanzieren musste und unsicher war, ob es einen Markt für mein Produkt gab, startete ich eine Crowdfunding-Kampagne mit Startnext. Auf der Plattform wird die Idee vorgestellt und die Masse (Crowd), die an die Idee glaubt, unterstützt (fund) das Vorhaben mit einem Dankeschön – in meinem Fall konnte man eine UNFOLD vorbestellen. 

Dabei geht es nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip, was bedeutet: Erreicht das Projekt nicht das finanzielle Mindestziel, bekommen alle Unterstützer*innen ihr Geld zurück. Ich hatte sehr viel Respekt vor der Kampagne, denn es hätte auch das Ende meines Vorhabens bedeuten können und meine Idee wäre eine Idee geblieben. Als ich nach 48 Stunden mein Mindestziel erreicht hatte und gleichzeitig den Beweis, dass es einen Markt gibt für UNFOLD, war ich total überwältigt. Im Hintergrund startete ich alles Notwendige, was mit einer Gründung zusammenhängt und eröffnete meinen eigenen Webshop

Wenige Monate später wurde mein Projekt real und ich konnte eine riesige Ladung Outdoor-Decken in Deutschland in Empfang nehmen und lernen, was alles hinter dem Versand steckt. Innerhalb von ein paar Tagen (und Nachtschichten) verschickte ich ca. 500 Decken an alle Unterstützer*innen. 

Das Leben ist eine Reise

Sobald die Vorbestellungen versandt und alle Prozesse etabliert waren, haben wir uns erneut auf die Reise gemacht – wieder im Camper. Dieses Mal habe ich ein laufendes Business zu betreuen und bringe viel Energie auf, mein kleines Start-up in ein gesundes Unternehmen zu verwandeln mit weiteren Produkten und neuen Ideen. 

Das Leben ist eine einzige Reise und mit dem Schritt in die Selbstständigkeit habe ich mir wieder ein kleines Stückchen mehr ermöglicht, Kapitänin auf diesem Abenteuer zu sein. Die Gründung und Selbstständigkeit haben für mich viele Herausforderungen bereitgehalten und es lief bei Weitem einiges nicht so, wie ich es vorgesehen oder mir gewünscht hätte. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, kleine und große Erfolge zu feiern und im Moment zu sein. Ich empfinde den offenen und ehrlichen Austausch mit anderen Gründer*innen sowie Gleichgesinnten als unfassbar wertvoll. 

In Situationen, als mir zum Beispiel mitten in der Crowdfunding-Kampagne der Hersteller abgesprungen ist, war ich mehr als dankbar, mich austauschen zu können, um Kraft zu schöpfen und weiterzumachen. Meiner Meinung nach ist es gut und sinnvoll, sich Hilfe zu holen bei bestimmen Themen. Denn bei einer Gründung gibt es so viele neue Aufgaben, für die ich nicht ausreichend Zeit und Kapazität habe. Dennoch würde ich es immer wieder so machen und mein Herzensprojekt in die Realität umsetzen. Auch in Nachtschichten, während ich tagsüber mit meiner Familie neue Orte bereise. 

Ich bin froh und dankbar für dieses letzte Jahr, in dem ich so viel über mich und die vielen neuen Themengebiete gelernt habe und täglich lerne. Es ist diese Form der persönlichen Entfaltung und Weiterentwicklung, die mir jeden Tag, zusätzlich zu meinen Kindern und unserer Reise, neuen Schwung gibt und mich immer wieder meine Komfortzone verlassen lässt.

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