Kinderwunsch

 

 

Ich kann mich noch an diese Momente erinnern, als wären sie gestern gewesen. Jeden Morgen schweißgebadet aufstehen, versuchen nachzuvollziehen, wann man die letzte Pille genommen hat, um dann erschreckt festzustellen, dass die Brüste spannen und die Luft im Bauch als vermeintlichen Babytritt zu interpretieren. Ja, mit 18 Jahren – noch ganz weit weg von der Familienplanung – hat man halt keine Ahnung, wann sich so ein Kind im Bauch bemerkbar macht. Dafür war man auch viel zu beschäftigt. Beschäftigt damit, dass man bloß nicht schwanger wird. Mein Körpergefühl war mir damals keine große Hilfe und ist es bis heute nicht. Denn viel zu oft hat es mir schon vorgegaukelt, dass da was in mir wächst. Gott sei Dank hatte ich all die Male unrecht. Nur heute, da war ich wirklich traurig, als es auf einmal ganz feucht in der Unterhose wurde. 

Das mit der Familienplanung ist ja so eine Sache. Je mehr man sich mit dem Thema auseinandersetzt, desto absurder scheint es zu werden, ein weiteres Kind in die Welt zu setzen. Bin ich denn bescheuert, unser entspanntes Leben wieder durcheinander zu werfen? Meine berufliche Situation zu gefährden? Alma vom Thron zu schmeißen? 

Fragen, die wir – Hörby und ich – uns viel zu oft stellen, denn es gibt nur eine ganz klare Antwort auf diese Fragen: es gibt keinen „richtigen“ Zeitpunkt für ein Kind. Und für ein zweites Kind erst recht nicht. Viel naheliegender als das „Wann?“ ist also für uns das klare „Ja!“ auf die Frage nach dem zweiten Kind. Daher haben wir nun aufgehört uns die verschiedensten Szenarien auszumalen und lassen es alles irgendwie einfach mehr auf uns zukommen – nicht auf Vollgas, aber mit einem ach-mal-gucken-was-passiert-Gefühl – denn wir sind ja (Gott sei Dank) keine 18 mehr. 

Also guckten wir, was passiert. Denn es passiert ja eh nichts sofort. Dachten wir. Doch dann drehte mein Körper am Rad. Mir wurde kurz bevor ich meine Periode bekommen sollte immer wieder leicht schlecht und ich war unglaublich müde. Meine Brüste spannten und irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob mein Unterleib sehr beschäftigt sein würde. Alles deutete darauf hin: ich bin schwanger. 

Ich erzählte Hörby von meinen Beschwerden und er staunte nicht schlecht und sagte nur grinsend übers ganze Gesicht: „Echt? Merkst du das jetzt schon?“ Ich sagte ihm gleich, dass das eigentlich nicht sein kann, da das HCG-Hormon, das in der Schwangerschaft gebildet wird, eigentlich noch viel zu schwach ist. Aber ich fühle mich echt komisch. Also vielleicht doch? 

Diese vier Tage vor der Periode zogen sich wie Kaugummi. Ich überlegte schon, ob ich mir einen Frühtest besorgen sollte, um einfach zu wissen, ob es nun beim ersten halben Versuch, der wirklich alles andere als „gezielt“ gewählt wurde, geklappt hatte. 

Ganz anders, als bei den anderen Malen, an denen ich in meinem Leben schon Angst hatte, dass ich schwanger sein könnte (und die kennt wohl jede Frau), wusste ich dieses Mal: ich habe keine Pille vergessen oder Magen-Darm-Virus gehabt. Kein Kondom wurde falsch aufgesetzt. Nein. Dieses Mal wäre es gewollt. Wie schön! Schön, bis ich morgens aufstand, um auf die Toilette zu gehen und merkte, dass meine Unterhose ein wenig rot ist. 

Mein Körper hat mir einen Streich gespielt und ich habe mich immer weiter hineingesteigert. Irgendwie habe ich mich dafür geschämt, dass ich so sehr in mich gehört habe und mich falsch verstand. Nicht enttäuscht darüber, dass ich nicht schwanger bin, denn – wie gesagt: wir haben wirklich Zeit! – viel mehr darüber enttäuscht, dass ich mich (als wäre ich ein Teenie) von meinen Gefühlen überlisten habe lassen. War das jetzt der Kopf oder das Herz? 

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