ich weiß nichts über Sie. Sie nichts über mich. Bis jetzt… denn ich möchte Ihnen unbedingt etwas von mir erzählen: Ich bin Mutter.
Was das bedeutet? Ich habe das große Privileg, Kinder großzuziehen. Ein schöner Job. Meistens würde ich sogar sagen: der schönste der Welt – doch auch oft sehr, sehr anstrengend. Vielleicht wissen Sie das selber, da Sie selber Kinder haben. Vielleicht fragen Sie sich aber auch, warum ich es auch mal anstrengend finde, Kinder zu haben. Und das möchte ich Ihnen gerne näherbringen. Denn (kleine) Kinder bedeuten, dass man nicht mehr alleine ist, man seine Augen überall haben muss. Dass man versucht den Alltag in Etappen aufzuteilen, in denen man das Kind (oder vielleicht sogar die Kinder) satt und zufrieden stellt. Dass man nichts „mal schnell“ erledigt, sondern bei allem – und sei es nur der Supermarkteinkauf – planen muss. Kinder zu haben, bedeutet, dass man (in den meisten Fällen) mal schwanger war und sich selbst plus circa 15 Kilo schleppen musste, ganz zu schweigen von den vielen Einkäufen, die man sich um die Schulter hängt. Ach, und mit dem Zweijährigen an der Hand irgendwie schnell über den Parkplatz laufen muss, damit ihn bloß kein fahrendes Auto übersieht. Kinder zu haben bedeutet auch, dass man sperrige Babyschalen aus dem Auto bekommen muss und die Türen des Autos nicht nur dafür, sondern auch fürs Anschnallen der großen Kinder weit aufzumachen sein müssen. Kinder zu haben bedeutet im Übrigen auch, dass man seine Kinder nicht alleine im Auto lässt und daher schnell alles zu erreichen sein muss. Kinder zu haben bedeutet: wir werden gefordert – jeden Tag aufs Neue und irgendwann haben Menschen, die ziemlich wahrscheinlich auch Kinder hatten, entschieden, dass wir Eltern den Anspruch auf eigene Parkplätze haben, die es uns wenigstens ein bisschen einfacher machen. Einfacher machen, auf unsere Kinder aufzupassen und trotzdem – genau wie Sie – den Alltag zu meistern. Doch leider stehen viel zu oft Leute – wie Sie – auf den Parkplätzen, die für uns so wichtig sind. Leute – wie Sie – die kein Recht dazu haben, denn solange sie kein Kind dabei oder im Bauch haben, sind Sie ein Falschparker. Und wir Eltern, wir parken am anderen Ende des Parkplatzes, am Straßenrand oder fahren mit Tränen in den Augen wieder nach Hause und bestellen abends eine Pizza, weil wir keine Möglichkeit hatten, den Kühlschrank zu füllen. Und warum? Das müssen Sie für sich selber beantworten. Vielleicht haben Sie ja einen wirklich guten Grund, weshalb ich mit meinen weinenden Kindern mal wieder umdrehen musste. Vielleicht können Sie ihre Entscheidung, sich den extrabreiten Parkplatz vor der Supermarkttür gekrallt zu haben, ja wirklich gut erklären. Ich hoffe nur sehr, dass es nicht „Faulheit“ war, denn meinen Kindern zu erklären, dass wir nicht einkaufen können, weil ein anderer Mensch zu faul war, ist wirklich schwierig. Was sollen meine Kinder denn dann von Ihnen denken…
Ich würde mich freuen, wenn meine Zeilen bei Ihnen ankommen und Sie beim nächsten Mal vielleicht an mich denken.
Viele Grüße,
die Frau mit Kind
Für euch zum Download hier: Lieber Autofahrer